Kapitel 40

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Verschlafen stelle ich meinen Kaffee zur Seite und mache mich auf den Weg zur Wohnungstür, an der es gerade geklingelt hat. Leon ist bereits zum Training los, ich habe ihn heute morgen auch nur kurz gesehen als er mir einen Abschiedskuss gegeben hat.

Die Nacht war absolut kurz und schlaflos für mich. Ich muss furchtbar aussehen als ich die Tür öffne, doch als Lina vor mir steht bin ich direkt etwas wacher.

"Hallo Maddie, tut mir leid. Habe ich dich geweckt?", fragt sie schuldbewusst und lächelt mich schief an. Was macht sie hier?

"Nein alles gut, ich bin schon etwas wach", Murmel ich und lehne mich gegen den Türrahmen. Normalerweise würde ich sie vermutlich herein bitten, aber nachdem was Joshua gerade abzieht verzichte ich gerne darauf.

Abwartend schaue ich sie an. Es wird ja wohl einen Grund haben weshalb sie hier ist. Nur Mal eben vorbei schauen und Hallo sagen ist unwahrscheinlich.

"Meinem Mann wird es vermutlich nicht gefallen, dass ich hier bin", murmelt Lina unsicher und knetet nervös ihre Hände. Da bin ich ja Mal gespannt was jetzt kommt.

"Maddie, es tut mir leid wie Joshua sich momentan verhält. Das haben weder Leon noch du verdient. Ich versuche ihn wirklich auszubremsen, aber er hat da leider total seinen eigenen Kopf. Es muss belastend für euch sein, besonders für Leon und ich entschuldige mich wirklich für das Verhalten meines Mannes. Ich verstehe auch, dass ihr sauer seid und euch wehrt. Aber um ganz ehrlich zu sein, weiß ich nicht wie sehr das tatsächlich hilft. Am besten schenkt ihr Joshua keine Beachtung, dann gibt er irgendwann von selber auf", meint Lina und schaut mich verzweifelt an.

Aufmerksam Muster ich sie. Lina sagt die Wahrheit, das sehe ich deutlich. Ihre Mimik, Gestik und die Körperhaltung sprechen dafür. Sie meint es wirklich ernst.

"Hör zu, Lina. Es muss auch für dich belastend sein und das mit dem Video tut mir für dich leid. Aber du hast Recht, Leon leidet unter der momentanen Situation. Es ist bereits soweit, dass er jedesmal Zuhause duscht und nicht beim Verein. Ich werde nicht zulassen, dass dein Mann ihn weiter verletzt. Lina, es tut mir leid für dich, wirklich. Aber solange Joshua nicht endlich Ruhe gibt, werden auch wir nicht ruhen", entgegne ich und bemühe mich um einen ruhigen Ton.

Schließlich hat Lina nichts falsch gemacht. Für das Verhalten ihres Mannes kann sie immerhin nichts.

"Ich kann dich verstehen, Maddie, das kann ich wirklich. Trotzdem kann ich es nicht gut heißen. Bitte, versucht Joshua einfach zu ignorieren und die Situation auszublenden so gut es geht. Er wird sich wieder beruhigen, da bin ich mir absolut sicher", fleht die Frau vor mir leicht und schaut mich verzweifelt an.

"Sorry, Lina. Das können wir nicht. Ich denke du solltest lieber gehen", lächel ich schwach und stoße mich locker vom Türrahmen ab. Ich kann nicht einfach akzeptieren was Joshua tut und darauf warten, dass er damit fertig ist.

"Rede mit Leon und denkt bitte darüber nach", murmelt Lina niedergeschlagen und geht dann tatsächlich. Seufzend schließe ich die Tür und gehe zurück in die Küche um meinen Kaffee weiter zu trinken.

Leon und ich brauchen darüber nicht nachdenken. Er geht an all dem kaputt, es belastet ihn und dabei kann ich nicht einfach tatenlos zusehen.

Das Klingeln meines Handys lässt mich hoch schrecken und seufzend nehme ich das Telefonat entgegen, schließlich ist es meine Mutter.

"Hallo Mads meine Süße, wie geht es dir?", begrüßt sie mich freudig am anderen Ende der Leitung. Ich bin mir sicher, dass sie die Schlagzeilen der letzten Zeit über mich gelesen hat. Aber meine Eltern wissen, dass wenn ich Hilfe brauche oder reden möchte auf sie zu kommen werden. Sie akzeptieren das und fragen auch nicht nach, worüber ich froh bin. Mit meinen Eltern muss ich nicht wirklich über all das reden.

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt