Kapitel 126

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"Sicher? Ich denke ein bisschen Urlaub tut dir gut", meint Lina unsicher und schaut mich zweifelnd an.

"Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist momentan", murmel ich und trinke einen Schluck Tee. Ich kann Lina nicht den wahren Grund sagen wieso ich nicht mit ihr wegfahren möchte. Sie soll nicht von diesen Anfällen wissen.

Jo und sie müssen sich zwar bereits ihren Teil denken, seit Leon und ich beim Abendessen beinahe fluchtartig in den Garten gestürzt sind. Aber ich will es nicht aussprechen.

"In Ordnung, du weißt was am Besten für dich ist. Aber falls du es dir anders überlegen solltest, sag das einfach. Wir können jederzeit aufbrechen", lächelt meine Freundin sanft und dankend nicke ich. Es ist wirklich lieb, dass sie sich so sehr kümmert aber es bringt momentan sowieso nichts.

"Anderes Thema. Hatte Leon noch einmal mit dir gesprochen? Ist er schon weiter in der Frage ob er weiter spielt oder nicht?", fragt sie neugierig und schaut mich abwartend an.

"Leon hat den Gedanken aufzuhören erst einmal wieder verworfen. Andere Jobs in dem Bereich nehmen genauso viel Zeit ein wenn nicht sogar noch mehr. Außerdem sieht er jetzt selbst, dass seine Quoten eigentlich wirklich gut sind", beantworte ich ihre Frage und aufmerksam hört sie mir zu.

Ich habe tatsächlich das Gefühl, Leon tut es ein Stück weit für mich. Weil er mich im Stadion sehen möchte, mich damit ablenken will, mich glücklich machen will wenn er ein Tor schießt. Er weiß, dass ich daran Gefallen gefunden habe ihn im Stadion spielen zu sehen. Aber bisher habe ich mich nicht getraut das Thema anzusprechen. Leon wird es sowieso abstreiten.

"Das sind sie ja auch. Ich finde Jo und Leon haben sich wirklich gut gehalten. Überleg mal wie viele von ihrer Leistung her abgefallen sind oder schon aufgehört haben. Wir haben uns die Besten ausgesucht", lacht Lina auf und ein kleines Schmunzeln legt sich auch auf meine Lippen.

"Ganz unrecht hast du nicht", schmunzel ich. Leon ist der Beste und das nicht wegen des Fußballs, das interessiert mich im Endeffekt überhaupt nicht. Leon ist perfekt, wegen seiner Persönlichkeit und allem was er für Taro und mich tut. Das ist alles was ich brauche.

"Ich habe dir nie gesagt wie sehr ich mich gefreut habe als du wieder ein Teil von Leons Leben geworden bist. Er war teilweise unausstehlich ohne dich, ganz anders und überhaupt nicht er selbst. Ihr zwei seid ein absolutes Traumpaar", meint sie plötzlich aus heiterem Himmel und lächelt mich an. 

Es überrascht mich. Ich weiß, dass sie sich gefreut hat wieder Kontakt mit mir zu haben, aber so hat sie es noch nie formuliert.

"Danke, ich bin froh, dass wir das wieder hinbekommen haben"

Lina schaut kurz auf die Uhr an der Wand.

"Wir sollten langsam los", meint sie und auch ich werfe kurz einen Blick an die Wand. Gemeinsam fahren wir los und holen unsere Männer vom Training ab. Dann trennen sich unsere Wege, bevor wir uns am frühen Abend auf der Feier von Manu wieder sehen. Er will wirklich jede Gelegenheit noch einmal mitnehmen, bevor er nach dieser Saison aufhört zu spielen.

"Du siehst umwerfend aus", strahlt mich Lina an. Ich lächel sie dankend an und winke ab. Etwas wirklich besonderes habe ich nicht angezogen.

Wir gesellen uns gemeinsam an die Kücheninsel, auf der die ganzen Getränke stehen. Leon schiebt mir eine Cola zu, die ich dankend entgegen nehme. Mittlerweile bin ich beinahe erleichtert keinen Alkohol mehr trinken zu müssen. Früher habe ich mich auf Parties immer recht gedrängt gefühlt ebenfalls zu trinken. Da ich es nicht mehr kann und jetzt auch einen deutlich besseren Freundeskreis habe, ist dieses Gefühl zum Glück verschwunden.

Leon nimmt sich ein leicht alkoholisches Getränk und legt dann seinen Arm um meine Hüfte. Ich lehne mich näher an ihn. Es sind so viele Menschen hier und ich habe etwas Angst zwischen allen einen Anfall zu bekommen, das soll auf keinen Fall passieren. Leons Nähe hilft definitiv, er bringt mich immer runter und kann auch meine Anfälle ein bisschen kontrollieren. 

Seine Hand fährt immer wieder über meine Seite und es ist ein sehr angenehmes Gefühl, das mich auch irgendwie ablenkt.

Wir verbringen einige Zeit auf der Feier. Tanzen, lachen und unterhalten uns mit vielen Leuten, die wir schon einige Zeit nicht mehr gesehen haben. Die dunklen Gedanken schlummern den gesamten Abend in der hintersten Ecke meines Kopfes und warten bloß darauf, dass ich sie frei lasse.

Ausgerechnet das passiert sobald ich in unserem Auto sitze. Ich wünschte Felix hätte diese Feier miterlebt, es waren so viele Leute da die ihn mochten. Selbst wenn er nicht da gewesen wäre, hätte er zuhause auf Taro aufgepasst. Stattdessen erwartet uns nun Leons Mutter, die für ein paar Tage in der Stadt ist. Es ist so anders.

"Mads?", fragt Leon zaghaft und ich spüre seinen Blick auf mir. Meine Gedanken schreien mich in diesem Moment praktisch an, sind so viel lauter als mein Mann und hallen immer wieder nach.

"Mads? Alles gut, wir fahren nach Hause", versucht der Spieler mich zu erreichen, seine Hand legt sich auf meine Schulter und er drückt mich etwas in seine Richtung. Die Erinnerung, dass wir nach Hause fahren, hilft nicht unbedingt. Ich schließe für einen Moment meine Augen und versuche diese lauten Gedanken wieder zurück zu drängen. Das habe ich schließlich bereits den ganzen Abend getan.

Tatsächlich wird es leiser da oben und als ich meine Augen wieder öffne, treffe ich auf Leons besorgten Blick. 

"Ja, lass uns fahren", murmel ich und schaue wieder aus dem Fenster. Am besten ist schlafen. Auch wenn mich wieder Albträume aufsuchen sollten. Aber hauptsache ich kann diesen Anfällen entfliehen.

Heute ein kürzeres Kapitel :)

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt