Kapitel 127

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"Du fehlst so wahnsinnig. Es passiert so viel und ich wünschte du könntest dabei sein, all das sehen. Taro ist jetzt schon in der Oberstufe und Maila hat bereits das erste Jahr auf dem Gymnasium hinter sich. Du siehst von oben zu, ich weiß, aber ich wünschte du könntest mir sagen was du denkst. Ich wünschte du könntest bei uns sein, ein Teil unseres Lebens. Maila hat dich nie kennenlernen dürfen, ich gebe mein Bestes ihr alles von dir zu erzählen, aber sie wird nie wissen wie unfassbar cool ihr Onkel war. Leon und ich vermissen dich sehr, jeden einzelnen Tag. Fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit, aber nicht lang genug um die Wunden zu verschließen. Ich brauche dich Felix, das habe ich immer getan und das werde ich immer tun. Du fehlst mir so sehr Bruderherz", murmel ich, während ich auf den See vor mir blicke.

Tränen haben sich in meinen Augen gesammelt, aber ich lasse nicht zu, dass sie meine Wangen hinab laufen. 

Felix ist in Dortmund, zu weit weg. Deswegen habe ich mir vor Jahren diesen Platz gesucht, wir waren oft hier und seit er nicht mehr da ist komme ich her und rede mit ihm. Es hilft überraschenderweise. 

"Pass gut auf Paps auf. Ich muss wieder nach Hause", füge ich hinzu, lege den kleinen Blumenstrauß in das Gras und gehe dann langsam zurück zum Auto. Seit mein Vater vor drei Jahren ebenfalls von uns gegangen ist, ist Felix wenigstens nicht mehr so alleine da oben. Es ist ein kleiner Trost. Die beiden haben sich gegenseitig, Papa hat seinen kleinen Sohn auch wieder an seiner Seite.

Als ich in unserer Einfahrt halte atme ich noch einmal tief durch und gehe dann ins Haus. Sobald ich die Tür öffne höre ich laute Stimmen. Taro und Leon sind am diskutieren und das durch das gesamte Haus.

"Taro! Schluss jetzt, es reicht", ruft Leon sauer aus unserem Wohnbereich.

"Du hast mir gar nichts zu sagen, alter Mann", ruft Taro aus dem ersten Stock zurück. Ich höre Schritte und Sekunden später stürmt Leon aus dem Wohnbereich in den Flur. Als er mich erblickt, bleibt er sofort stehen und sein Gesichtsausdruck wird wieder weicher.

"Was ist denn hier schon wieder los?", frage ich seufzend und hebe leicht eine meiner Augenbrauen.

"Taro will sich mit Freunden treffen, aber hat noch keine einzige Hausaufgabe diese Woche erledigt und der letzte Test war auch keine Glanzleistung, wie wir beide wissen", erklärt mein Mann und legt seine Arme um meine Hüfte "Geht es dir gut? Entschuldige, dass du zu so einem Chaos nach Hause kommst"

"Steht denn nächste Woche eine Arbeit oder so an? Das Wochenende ist doch auch noch da um Hausaufgaben zu erledigen", überlege ich und schaue den Lockenkopf fragend an.

"Du glaubst doch nicht wirklich, dass er am Wochenende etwas macht. Da will er doch sowieso mit Freunden raus und keine Ahnung was. Nächste Woche schreibt er Mathe und ich finde er sollte sich darauf vorbereiten", meint Leon ernst und schaut mich abwartend an. Kurz seufze ich auf. Mathe, eines der schlimmsten Fächer. 

"Taro, machst du bitte deine Hausaufgaben? Und lern für Mathe", rufe ich nach oben und gehe dann durch zu unserer Küchenzeile. Ich setze mir Wasser auf um einen Tee zu trinken, der hilft mir bestimmt etwas zu entspannen. Doch nur wenige Augenblicke später höre ich jemanden die Treppe herunter poltern. 

Taro erscheint im Wohnbereich.

"Mom! Ich wollte mit den Jungs raus. Die Hausaufgaben kann ich doch am Wochenende machen", protestiert unser Ältester. Seufzend wende ich mich ihm zu.

"Schatz, bitte, du weißt welcher Tag heute ist. Ich möchte nicht mit dir diskutieren", erinnere ich unseren Sohn. 

"Aber es ist so unfair. Ich mache doch schon immer was ihr sagt", beschwert er sich weiter.

"Taro, ich bitte dich. Wir sind wirklich keine strengen Eltern, wir schreiben dir kaum etwas vor. Wir wollen bloß, dass du der Schule genügend Aufmerksamkeit schenkst, was du diese Woche definitiv nicht gemacht hast. Die Schule ist wichtig und das sollte dir bewusst sein", seufze ich. Mir fehlt definitiv die Kraft zum diskutieren.

"Wieso ist die Schule für mich bitte wichtig? Wir haben mehr als genug Geld und wenn ihr sterbt dann erbe ich dieses Geld. Damit ist mein Leben abgesichert", entfährt es ihm und erschrocken schaue ich ihn an. Hat er das gerade wirklich gesagt? Kamen diese Worte gerade wirklich aus seinem Mund?

"Taro! Geh auf dein Zimmer und denk gründlich über deine Worte nach. Deiner Mutter an dem Todestag ihres Bruders so etwas zu sagen ist unfassbar, wir haben dich besser erzogen", mischt sich Leon ein, der gerade zu uns gestoßen ist. Sauer und streng schaut er seinen Sohn an. Taro schnauft sauer auf und braust dann davon in sein Zimmer.

Seine Zimmertür fällt laut ins Schloss und ich zucke erschrocken zusammen.

"Seid ihr endlich mal fertig? Ich versuche zu lernen", ruft Maila von oben und hört sich etwas genervt an.

"Entschuldige Schatz, jetzt ist Ruhe", rufe ich zurück und raufe mir die Haare. Ich spüre Leons Hand auf meiner Schulter.

"Er meinte das nicht so. Taro hat eben deinen Dickkopf und will was er will", meint Leon sanft und als ich zu ihm aufschaue, schaut er mich besorgt an. 

"Ich werde mich etwas hinlegen", informiere ich meinen Mann und wende mich von ihm ab. Ich will einfach den Tee mitnehmen und mich ins Bett legen.

"Maddie", hält mich Leon zurück als ich gehen will und greift nach meinem Handgelenk. Als ich ihn anschaue, schaut er beinahe flehend zurück "Rede mit mir darüber"

"Leon, was willst du hören? Felix ist seit fünfzehn Jahren tot, heute vor fünfzehn Jahren musste er grauenvoll in diesem See ertrinken und als wäre das nicht genug muss ich mir von Taro auch noch so etwas sagen lassen. Er driftet ab in letzter Zeit, in die völlig falsche Richtung und du weißt was ich befürchte. Er soll nicht so werden wie ich"

"Er wird nicht den gleichen Weg gehen, den du damals gegangen bist. Wir kennen unseren Sohn, er ist ein guter Mensch. Jeder Teenager hat eine rebellische Phase, es ist bloß eine Phase und mehr nicht", versucht Leon mich aufzumuntern und verschränkt unsere Finger miteinander "Ich weiß wie sehr dir Felix fehlt, aber er ist jeden Tag bei dir, Liebling"

"Meine Eltern haben auch immer gesagt es wäre bloß eine Phase und du weißt zu gut, dass es Jahre gedauert hat bis ich all das wirklich ablegen konnte", seufze ich.

"Mach dir nicht so viele Gedanken. Taro ist ein guter Junge, wir haben ihn gut erzogen. Er kennt den richtigen Weg", meint Leon ernst und schließt mich in seine Arme. 


Ich war mir, ehrlich gesagt, etwas unsicher wie es jetzt weiter gehen wird. Es gab mehrere Optionen, aber ich habe mich jetzt doch für diese hier entschieden :)

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt