Kapitel 32

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"Denk über alles nochmal in Ruhe nach. Meld dich bei mir wenn du in Augsburg angekommen bist", meint Leon und lächelt mich sanft an, als ich vor ihm stehe und meine Hand bereits auf der Klinke seiner Wohnungstür liegt.

"Mach ich. Leon, es tut mir leid", murmel ich und schaue den Spieler vor mir entschuldigend an. Fast die gesamte Nacht lag ich wach auf dem Sofa und habe nachgedacht. Meine Reaktion war wirklich nicht die Beste und Leon hat sich schließlich auch entschuldigt bei mir. Ich sollte meine Emotionen besser in den Griff bekommen und weniger Scheiße bauen.

"Ist schon gut, Mads", lächelt er mich an und legt seine Hand zaghaft an meine Wange, während sich seine Augen gefühlt in meine Seele bohren. Aber es ist alles andere als unangenehm. Er schaut mich so aufrichtig und liebevoll an, dass er mir das Gefühl gibt wir wären ganz alleine auf dieser Welt.

Alle Probleme sind plötzlich vergessen und das Einzige, das noch zählt, ist der Mann direkt vor mir. Sein Atem schlägt leicht gegen meine Haut und ich kann seine Körperwärme von hier spüren. Meine Augen lösen sich von seinem Blick und wandern kurz nach unten auf seine Lippen, bevor sie wieder in seine dunklen Augen schauen.

Zaghaft bewegt sich Leon ein Stück auf mich zu und wartet scheinbar eine Reaktion von mir ab. Doch ich tue nichts. Ich weiche nicht zurück, drücke ihn weg oder halte ihn anderweitig auf. Denn das hier fühlt sich gerade vielleicht nicht unbedingt richtig an, aber ich brauche es.

Leons Lippen landen federleicht auf meinen, als ich jedoch erwidere wird der Druck stärker. Meine Hand rutscht von der Klinke und legt sich stattdessen in Leons Nacken. Sanft ziehe ich ihn weiter zu mir herunter und mit einem Arm um meinen Körper zieht er mich noch viel näher an sich heran. Ich genieße den Moment, ziehe ihn vollkommen in mich auf und als wir uns nach einiger Zeit voneinander lösen fühle ich mich ziemlich berauscht.

"Also, bis dann", lächel ich leicht und gebe Leon noch kurz einen Kuss auf seine Wange, bevor ich die Wohnungstür öffne und in das Treppenhaus trete. Der Spieler winkt mir noch kurz hinterher, wirkt nicht so als könnte er gerade Worte über seine Lippen bringen. Ein leichtes Lachen entlockt er mir damit und bevor ich es mir doch noch anders überlege verschwinde ich schnell aus dem Haus.

Ich kann mir das Lächeln, das auf meinen Lippen liegt, leider nicht verkneifen und steige so zu Fabi ins Auto. Ich hatte ihm heute Nacht Bescheid gesagt, nicht das er sich Sorgen macht und wie er so ist hat er darauf bestanden mich abzuholen.

"Was strahlst du denn wie ein Honigkuchenpferd? Muss ich meinen Schlag von gestern etwa bereuen? Ich will alles wissen", erkundigt sich mein Bruder neugierig und startet den Motor. Leons Auge sieht wirklich nicht all zu gut aus. Ich habe es ihm heute Morgen etwas gekühlt, aber wirklich was machen konnte man nicht mehr. Es war bereits dick und blau. Trotzdem sieht er noch genauso gut aus wie immer.

Während er Autofahrt erzähle ich Fabi ziemlich viel von den Gesprächen mit Leon und den vergangenen Stunden. Auch den Kuss lasse ich nicht aus, obwohl das ziemlich untypisch für mich ist. Vor wenigen Wochen hätte ich meinem Bruder nie so viel erzählt.

"Tja was soll man dazu sagen? Er scheint es ja wirklich zu bereuen und ich meine wenn er dich nach den Schlagzeilen, für die du verantwortlich bist, immer noch mag kann er es ja nur ernst meinen. Es ist wirklich ziemlich stark von ihm, dass er immer noch an euch glaubt. Ich denke nicht, dass Mario da noch irgendeine Art Einfluss hat", meint Fabi ernst und schaut kurz zu mir herüber, wobei er mir ein Lächeln schenkt.

Vermutlich hat er Recht.

"Ich muss das bei der Presse irgendwie wieder richten, oder? Wenn er wegen mir seinen Vertrag verliert könnte ich mir das vermutlich nie verzeihen", murmel ich und schaue etwas verzweifelt meinen ältesten Bruder neben mir an.

"Es wäre wahrscheinlich besser, ja. Mads, gib Leon wirklich noch eine Chance. Ich weiß, ich hab gesagt, dass das alles so plötzlich kam und ihr euch mehr Zeit lassen solltet und gestern noch habe ich ihm eine verpasst. Aber er tut dir wirklich gut. Als du mit ihm zusammen warst haben wir alle deutlich gemerkt wie gut er dir tut. Mit ihm bist du ein ganz anderer Mensch, aber positiv gemeint. Ich hab dich lieb so wie du bist, aber alleine das Lächeln auf deinem Gesicht wenn ihr zwei zusammen seid ist es wert. Lass dir das von Mario nicht kaputt machen", meint Fabi ernst und mich überraschen seine Worte ziemlich.

Das jemals aus seinem Mund zu hören hätte ich nicht gedacht, aber es regt zum nachdenken an. Ich war mit Leon wirklich jemand anderes und er hat mir so viel gegeben. Außerdem weiß er wie ich wirklich bin und will mich immer noch. Ist das nicht genug? Vor ihm haben mich viele Leute wegen meiner Art weggestoßen, doch er nicht.

"Ich muss zurück nach München", beschließe ich entschlossen und mein Bruder beginnt zu lachen, bevor er ohne Widerworte die nächste Abfahrt nimmt und auf der anderen Seite wieder drauf fährt.

In München gehe ich sofort zu dem Verlag, der die Schlagzeile über Leon veröffentlicht hat. Ich muss das gerade stellen, auch wenn ich dabei meinen eigenen Kopf hinhalten muss. Ich bin fast zwanzig, langsam sollte ich erwachsen werden und meine Probleme regeln. Dazu zählt auch die Konsequenzen zu tragen.

Als ich wieder zu Fabi ins Auto falle ist mir ziemlich nach heulen zu mute. Das wars, wirklich. Jetzt wird die ganze Welt erfahren was für ein Miststück ich bin. Ich habe zwar nur zugegeben, dass es nicht so wahr und Leon mich zu keinem einzigen Zeitpunkt zu Sex gedrängt hat, aber trotzdem. Es wurden Fragen gestellt wieso ich das erzählt habe und ich meinte lediglich, dass er mich verletzt hat und ich ihm genauso wehtun wollte. Die Leute müssen mich für absolut bescheuert halten.

"Hey, ich bin stolz auf dich", murmelt Fabi aufmunternd und zieht mich etwas umständlich in eine Umarmung, die ich seufzend erwidere. Sanft gibt er mir einen Kuss auf mein Haar.

"Mach dir keine Gedanken, egal was die Presse schreibt oder die Leute sagen werden. Du hast doch uns, wir sind immer für dich da. Außerdem niemand ist perfekt, jeder macht Fehler. Und die Story ist sowieso bald wieder vergessen, sobald der nächste Knüller kommt wird sich niemand mehr dafür interessieren", muntert mich mein ältester Bruder auf und schenkt mir ein Lächeln, das mir Mut schenkt.

Ich bin so froh ihn momentan an meiner Seite zu haben und seine Unterstützung zu erhalten.

"Ich fahr dich jetzt zu Leon und dann regelt ihr das ein für alle mal", meint Fabi und fährt los in Richtung Trainingsgelände des Fc Bayern München. Wir werden es definitiv nicht sofort regeln, nicht dort. Aber es reicht mir schon ihn zu sehen.

Am Trainingsgelände verabschiede ich mich kurz von Fabi, der nun einen Kumpel besuchen wird. Falls irgendetwas sein sollte nimmt er mich dann nämlich wieder mit zurück nach Augsburg. Glücklicherweise habe ich diesen komischen Ausweis dabei, den mir Leon mal gegeben hat, mit dem ich auf das Gelände komme. Meine Maske bedeckt wie ich leicht nervös auf meiner Unterlippe kaue und zeigt nur meine Augen, die immer wieder aufgeregt von einem Punkt zum nächsten springen.

Irgendwie habe ich doch Angst. Besonders hier aufzutauchen. Schließlich hat Leon wegen mir Probleme und seine Freunde müssen mich dafür hassen. So ergibt sich aber auch die Gelegenheit mit den wichtigen Leuten bei Bayern zu sprechen und das alles klar zu stellen. Nervös trete ich nach draußen und vor mir erstreckt sich das große Spielfeld, über das die ganzen Spieler laufen.

Ich entdecke Leon gemeinsam mit Joshua und Serge, wie sie zu dritt den Ball durch die Gegend kicken. Es sieht aus als hätten sie Spaß, auch wenn Leons Auge wirklich schlimm aussieht.

"Herr Flick kann ich mit ihnen kurz sprechen, bitte? Es ist wirklich wichtig", spreche ich kurzerhand den Trainer an. Auch mit ihm sollte ich reden, schließlich wird er es auch mitbekommen haben und da er der Trainer ist, könnte Leon darunter leiden.

"Wer sind sie? Was gibt es denn? Momentan ist es wirklich ungünstig", meint er und hört sich ziemlich gestresst an, doch so leicht lasse ich mich nicht abwimmeln.

"Maddie Götze, es geht um Goretzka", beantworte ich seine Frage und sehe ganz genau, wie er inne hält.

"Lassen sie uns rein gehen", meint er und wendet sich von dem Feld ab. Ich folge ihm, nachdem ich einen letzten Blick zu Leon geworfen habe. Er hat mich noch nicht entdeckt, aber das ist vermutlich auch besser so.

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt