Kapitel 97

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"Leon, kannst du dich bitte hinsetzen?", rege ich mich leicht auf und hebe mahnend eine Augenbraue.

Er war die Nacht über im Krankenhaus und scheinbar geht es ihm wieder sehr gut. Aber ich würde es trotzdem bevorzugen wenn er sich noch etwas ausruht. In dem Pfeil war scheinbar nichts wirklich schlimmes, aber es war definitiv eine Warnung und zwar mehr als deutlich.

Bevor ich Leon heute morgen abgeholt habe, war ich bei der Polizei und habe mit ihnen darüber gesprochen. Außerdem habe ich mit Ihnen über den Urlaub gesprochen. Schließlich gibt es auch da einen gewissen Sicherheitsaspekt. Aber wenn wir vorsichtig sind ist es kein Problem.

"Ich möchte mich jetzt aber nicht hinsetzen", entgegnet der Lockenkopf leicht gereizt.

"Ich habe bloß gefragt und mache mir Sorgen um dich", betone ich. Leon wird deutlich heraus hören, dass ich leicht sauer bin und keine Lust habe einen erneuten leichten Wutanfall von ihm zu erleben.

"Ich bin kein kleines Kind. Mach dir lieber Sorgen um Taro", knurrt Leon leicht und genau in diesem Moment springt das Babyphone an. Taro ist also wieder wach. Kurz verdrehe ich meine Augen, während ich Leon anschaue und mich dann abwende.

Ich gehe nach oben und betrete das Zimmer, in dem Taro liegt.

"Na mein Kleiner", lächel ich und hebe meinen Sohn aus dem kleinen Bettchen. Er strahlt mich freudig an und greift mit seiner Faust in meine Haare, während er etwas brabbelt. Ich wippe ihn etwas hin und her, während ich wieder nach unten gehe.

"Ich wollte dich nicht so anfahren, sorry", entschuldigt sich Leon, als ich den Wohnbereich wieder betrete und schaut mich entschuldigend an.

"Schon okay", murmel ich und fahre mit meiner Hand über Taros Kopf. Ich finde das merkwürdigerweise immer sehr beruhigend "Wann bist du wieder im Gespräch mit dem Therapeuten?"

"Morgen ist der nächste Termin, aber ich denke ich werde dann regelmäßiger hingehen. Alle drei oder vier Tage scheint momentan nicht wirklich zu helfen", gibt Leon zu und sieht ziemlich fertig aus, während er das sagt.

"Goretzka, Liebling, setz dich nicht so unter Druck. Es kann nicht alles perfekt sein nach wenigen Sitzungen. Du wirst das verarbeiten, das weiß ich. Aber es dauert eben seine Zeit", meine ich sanft und schenke dem Lockenkopf ein aufmunterndes Lächeln.

"Zeit, die wir nicht haben", grummelt er.

"Das stimmt doch überhaupt nicht. Wir haben alle Zeit der Welt, es wird alles gut", versuche ich ihn aufzumuntern und beschließe dann das Thema zu wechseln "Möchtest du hören welche Überraschung ich letztens geplant habe?"

"Wenn du es mir erzählen möchtest", meint Leon etwas unsicher und hebt doch abwartend und neugierig eine Augenbraue an.

"Ich habe Urlaub gebucht. Wir drei, ab Samstag, drei Wochen Philippinen. Genügend Zeit für uns und zum entspannen", lächel ich und man sieht deutlich wie sich Leon entspannt und irgendwie ruhiger wird.

"Tatsächlich?", fragt er sicherheitshalber noch einmal nach und bestätigend nicke ich. Ein ziemlich großes Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus, ein Lächeln das ich schon recht lange nicht mehr so gesehen habe.

"Das hört sich großartig an, danke", meint er sanft, legt einen Arm um mich und küsst mich sanft. Als er sich wieder von mir löst, schaut er mich dankend an.

"Ich freue mich auch schon sehr. Hoffentlich macht Taro den Flug gut mit", äußere ich meine Bedenken und schaue auf unseren Sohn, der uns angrinst. Leon schaut ihn ebenfalls an und beginnt zu schmunzeln.

"Das packt er schon. Ein Flug ist doch nichts", lächelt er und setzt einen Kuss auf Taros Stirn. Ich bin wirklich froh, dass ich so spontan diesen Urlaub gebucht habe. Es war schon immer ein Ziel von mir und ich glaube Leon tut es gut hier mal raus zu kommen. Außerdem sind wir somit weit weg von zuhause und mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit sicher.

Das Klingeln meines Handys holt mich zurück in die Realität. Leon nimmt mir wie selbstverständlich Taro ab, wofür ich mich kurz bedanke. Dann nehme ich das Telefonat entgegen, als sich ein Polizeibeamter meldet gehe ich unauffällig in einen anderen Raum. Der Spieler ist sowieso so sehr mit seinem Sohn beschäftigt, dass er das gar nicht wirklich mitbekommen wird.

"Guten Tag, was gibt es denn?", erkundige ich mich und zu meiner Enttäuschung hat die Polizei so gut wie keine neuen Hinweise. Der Pfeil, den ich übergeben habe, wurde untersucht und es sind keinerlei Fingerabdrücke zu finden außer die meinen. Der Stoff, der Leon gespritzt wurde, ist leider auch nicht gerade selten. Also sehr schlecht bis unmöglich zurück zu verfolgen.

"Sie wollen mir also ernsthaft erzählen, dass sie immer noch keinen Schritt weiter sind?", frage ich vielleicht etwas zu unfreundlich aber langsam verliere ich einfach die Geduld. Ich habe ständig Angst um Leon und Taro. Keine Ahnung wann ich das letzte Mal mit dem Kleinen im Park war.

"Frau Götze, wir tun wirklich unser Bestes", versichert mir der Mann an der anderen Leitung.

"Offensichtlich reicht es nicht", grummel ich "Hören Sie mir zu, ich weiß, dass sie alles geben und wirklich daran arbeiten. Aber verstehen sie auch mich. Die ganze Situation ist alles andere als leicht und ich möchte einfach, dass es so schnell wie möglich vorbei ist"

"Das verstehen wir alle natürlich", versichert mir der Mann.

"Dann zeigen sie das auch und liefern mir irgendwelche Ergebnisse", fordere ich und lege damit einfach auf. Gestresst fahre ich mit meiner Hand durch meine Haare, schließe einen Moment lang meine Augen und atme tief durch.

Ein Seufzer verlässt meine Lippen und ich fühle mich verdammt hilflos in dieser Sekunde. Alles was ich will ist meine Familie zu beschützen. Taro sollte behütet aufwachsen, ohne Ängste und ganz normal. Ich habe Angst ihm das niemals bieten zu können, wenn es bereits jetzt so anfängt.

Ich habe mir geschworen Leon zu beschützen, ihn nie wieder in irgendetwas mit reinzuziehen. Aber auch das konnte ich nicht halten. Das letzte Mal ist der Spieler furchtbar kaputt gegangen an dem allen und auch jetzt fällt er auseinander, dabei weiß er nicht einmal was momentan wirklich los ist.

Diese Geheimnisse bringen mich noch um.

"Wer war das?", fragt Leon neugierig, als ich wieder zu ihm stoße. Gemeinsam mit Taro ist er in den Garten gegangen, wo die beiden ein bisschen auf dem Gras sitzen und sich Insekten anschauen.

"Niemand wichtiges", schlage ich aus und zwinge mich zu einem Lächeln, bevor ich ebenfalls in das grüne Gras sinke und mich etwas gegen Leon lehne.

"Danke für den Urlaub. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen, aber ich freue mich sehr darauf", murmelt der Lockenkopf in mein Ohr, legt seinen Arm um mich und fährt mit seiner Hand sanft über meine Seite. Ein leichter Kuss landet an meinem Hals und ich spüre deutlich seinen Atem an meiner Haut.

"Ich freue mich auch sehr und das haben wir uns wirklich verdient", lächel ich und schließe etwas meine Augen. Leon und Taro sind meine Familie, meine eigene kleine Familie und es gibt niemanden auf dieser Welt bei dem ich mich wohler fühle als bei den beiden. Deswegen werde ich alles tun um sie zu schützen, auch wenn das bedeutet, dass sich die Vergangenheit eventuell noch einmal wiederholt.

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt