Ein Sanitäter taucht vor mir auf und ich blinzel ein bisschen um eine klarere Sicht zu erlangen.
"Versuchen Sie ihre Augen offen zu halten, Frau Götze. Wir sind hier und kümmern uns um Sie", redet der Mann auf mich ein und einer seiner Kollegen taucht ebenfalls auf. Ich schaue mich hastig um. Wo ist Leon?
Als hätte er es gewusst erscheint er in meinem Blickfeld. Er setzt sich hinter mich, legt seinen Kopf nach Bestätigung der Sanitäter sanft auf seinen Schoß und fährt mit seiner Hand über mein Haar.
"Serge ist mit Taro oben. Keine Sorge, es wird alles wieder gut", redet Leon sanft auf mich ein und streicht einige Strähnen aus meinem Gesicht. Schwach greife ich nach seiner Hand und er drückt sie sanft. Ich brauche ihn an meiner Seite.
"Leon, ich...", hauche ich schwach und schlucke schwer. Ich will ihm dringend etwas sagen. Egal was, irgendetwas. Am Besten wie sehr ich ihn liebe, aber ich bekomme nichts heraus. Ich schaffe es einfach nicht.
"Reden Sie besser nicht", erinnert mich einer der Sanitäter und ich verstumme wieder. Mehr hätte ich sowieso nicht heraus bekommen.
"Liebling, du musst jetzt nichts sagen. Es wird alles gut, versprochen", lächelt mich der Lockenkopf sanft an und doch sehe ich wie gläsern seine Augen sind. Er hat Angst, verständlich. Alles geht wieder von vorne los. Es wiederholt sich.
Die Sanitäter legen mich auf eine Liege und bringen mich in den Krankenwagen. Ich fahre alleine mit den Sanitätern ins Krankenhaus. Leon wollte mit Taro nach kommen, so weit ich das verstanden habe. Serge können wir das schließlich nicht zumuten. Er hat schon genug getan heute und musste zu viel erleben.
Im Krankenhaus werde ich in einen OP Saal gebracht und verliere kurz darauf mein Bewusstsein. Soweit ich weiß haben die Sanitäter die Wunden bloß grob verarztet. Leon hatte ihnen gesagt, dass ich schon einmal Schussverletzungen hatte und die nicht sonderlich gut vertragen habe und sie schlecht verheilt sind.
Als ich aufwache befinde ich mich in einem weißen Raum, typischer Krankenhausraum. Leon steht am Fenster, mit dem Rücken zu mir und hält Taro auf seinem Arm. Durch ein leichtes Räuspern mache ich mich bemerkbar und der Lockenkopf dreht sich zu mir um.
"Wie geht es dir, Liebling?", erkundigt er sich besorgt, nimmt auf der Bettkante Platz und greift nach meiner Hand.
"Es ging schon besser", murmel ich und schenke Taro doch ein Lächeln. Der Kleine strahlt zurück und scheint sich überhaupt nicht von der neuen Umgebung irritieren zu lassen "Was ist mit dem Kerl passiert?"
Leon atmet tief durch. Erst jetzt fällt mir wirklich auf wie blass er ist, wie erschöpft er aussieht. Sanft drücke ich seine Hand und fahre mit meinem Daumen über seinen Handrücken.
"Ein Schuss hat sich gelöst und ihn getroffen. Er war sofort tot. Ich wollte ihn nicht töten", murmelt der Lockenkopf und wendet seinen Blick von mir ab. Er sieht so zerbrechlich aus und ich fühle mich erneut so schlecht, ihn vor Jahren in dieses Leben gezogen zu haben.
"Du hattest keine andere Chance. Er hätte Taro getötet. Das war Notwehr, Goretzka", rede ich ihm ein und greife etwas fester nach seiner Hand. Leon wendet seinen Blick wieder zu mir, blinzelt deutlich Tränen weg und schaut mich mit roten Augen an, während er ein falsches Lächeln erzwingt.
"Jetzt geht es um dich, das ist viel wichtiger", meint er und mitleidig schaue ich ihn an. Er soll seine Gefühle nicht so sehr verdrängen. Natürlich nimmt es einen mit wenn man jemanden erschossen hat. Keine Frage.
"Leon, es ist okay wie du dich gerade fühlst. Bitte verdräng das nicht, sprich mit mir darüber. Ich bin für dich da und ich werde dir helfen so gut ich kann", bitte ich ihn und schaue flehend in seine Augen. Ich hasse es ihn so verletzt zu sehen.
"Es geht jetzt erst einmal um dich. Ich komme damit klar", meint Leon ernst, zieht unbewusst eine Augenbraue nach oben und an seiner Tonlage höre ich, dass er keine Widerworte duldet und keine Lust hat eine Diskussion zu beginnen.
Dadurch, dass sich Leons Muskeln anspannen und er plötzlich steifer ist, beginnt Taro unruhig zu werden. Das sorgt wieder rum dafür, dass Leon sich wieder entspannt und von der Bettkante aufseht. Er schaukelt Taro etwas auf seinem Arm und redet mit ihm, ruhig und entspannt.
"Haben dir die Ärzte schon irgendetwas gesagt?", erkundige ich mich bei meinem Verlobten.
"Der Kerl hat nichts ernstes getroffen, es waren zwei glatte Durchschüsse. Ich habe ihnen gesagt, dass die letzten Schusswunden lange gebraucht haben um zu verheilen aber hier sind alle recht optimistisch, dass es dieses Mal schneller gehen sollte. In wenigen Tagen wirst du wahrscheinlich entlassen, mit Krücken aber immerhin bist du dann zuhause. Ich kümmere mich um dich", beantwortet Leon meine Frage ernst und schaut die gesamte Zeit auf Taro hinunter.
"Wenn ich etwas länger hier bleibe? Dann fall ich dir nicht so zur Last. Außerdem, denkst du es ist noch sicher zuhause?", äußere ich meine Bedenken. Der Kerl hat mit Sicherheit jemanden informiert, dass er bei uns ist und was ich damals getan habe. Er wird nicht der Einzige sein, ich habe das Gefühl da kommt noch mehr.
"Du fällst mir nicht zur Last, ich lasse dich sicher nicht hier alleine im Krankenhaus. Schon vergessen was das letzte Mal passiert ist?", erinnert mich der Lockenkopf und schaut mich ernst an "Ich werde einige neue Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Neue Überwachungssysteme, Alarmanlagen, die neuste Technologie. Unser Haus wird besser geschützt sein als der Bundestag"
Wow, ein Leben im goldenen Käfig. Das klingt nach Spaß.
Aber Leon hat Recht. Im Krankenhaus ist es nicht sicher und wenn er beim Training ist muss ich für Taro da sein, der Kleine kann nicht im Krankenhaus die nächsten Tage verbringen.
"Wir finden eine Lösung, versprochen. Es ist eine Sache uns zu bedrohen und zu verletzen, aber Taro ist eine andere Sache. Wer auch immer sich meinem Sohn nähert, wird genauso enden wir der letzte Kerl", knurrt Leon angespannt und schenkt unserem Kind ein Lächeln, bevor er einen Kuss auf seine Stirn setzt.
Natürlich beunruhigen mich seine Worte. Leon is aufgebracht, verständlich. Aber ich hoffe er hat das gerade bloß aus der Emotion heraus gesagt. Er kann sich nicht sein Leben weiter kaputt machen. Dieses Mal geht es noch als Notwehr durch, aber die nächsten Mal sicherlich nicht. Leon darf sich keine Fehltritte erlauben, sonst beendet er seine Karriere.
"Kannst du mir bitte etwas zu trinken holen?", bitte ich Leon. Vielleicht lenkt es ihn ab und beruhigt ihn etwas.
"Ja sicherlich", bestätigt der Lockenkopf meine Frage und setzt Taro vorsichtig auf meinem Schoß ab. Lächelnd schaut der Kleine mich an und greift mit seinen kleinen Händen in meine Haare. Leon verlässt das Zimmer und ich lasse einen leisen Seufzer frei nachdem sich die Tür geschlossen hat.
"Der Papa ist gerade nicht gut drauf aber bald ist er wieder ganz der Alte", lächel ich unseren Sohn an und fahre mit meinen Fingern über seine weiche Wange. Ich hoffe einfach, dass die momentane Situation Leon nicht all zu sehr zusetzt. Hoffentlich ist er bald wieder ganz der Alte und kann klar denken.
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Roommates // Leon Goretzka FF
FanfictionMaddie Götze. Leon Goretzka. Als das Leben der 19-Jährigen droht auseinander zu brechen sucht sie Hilfe bei ihrer Familie und landet kurze Zeit später in der Wohnung von Leon Goretzka, wo sie die nächsten Wochen wohnen wird. Ein junges rebellisches...