Kapitel 28

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"Fabi ich fahr nach München rein. Willst du mit kommen?", frage ich meinen ältesten Bruder lächelnd und lehne mich locker gegen eine Wand. Den Autoschlüssel halte ich bereits in der Hand. Felix ist beim Training und ich würde mich irgendwo schlecht fühlen wenn ich Fabi alleine hier lasse.

Er ist gestern Abend gleich hier her gekommen und ist auch auf meiner Seite, was mich ziemlich erleichtert. Felix, Fabi und ich gegen Mario. Ich hätte mir nie erträumt, dass es soweit kommt. Um ehrlich zu sein dachte ich immer die drei würden sich zusammen schließen und sich gegen mich wenden, aber scheinbar hat das Universum andere Pläne.

"Ja klar", lächelt Fabi und trinkt schnell den letzten Schluck seines Kaffees, bevor er mir in den Flur folgt.

"Also was hast du heute vor?", erkundigt er sich neugierig als wir nach unten zu meinem Auto gehen. Ich bin wirklich froh, dass er mich so unterstützt. Auch bei verrückten Sachen. Normalerweise hätte er mich vor wenigen Tagen noch dafür erschossen aber ich mag die neue Einstellung.

Dass Mario so eine bescheuerte Idee hatte die mir schadet, findet Fabi alles andere als lustig. Momentan empfindet er wirklich Ekel für unseren Bruder und bringt glücklicherweise keinerlei Verständnis auf.

Fabi war sowieso von Anfang an skeptisch Leon gegenüber. Bruder Instinkt würde ich sagen. Vielleicht hätte ich vorher mit ihm darüber reden sollen, dann wäre mir möglicherweise einiges an Ärger erspart geblieben worden.

"Ich muss noch was aus Leon's Wohnung rausholen und wir müssen mal die neuen Zeitungen durchschauen", erkläre ich kurz und starte meinen Wagen.

"Ok, Mads. Was hast du getan? Was hast du bisher schon gemacht?", seufzt Fabi leicht lachend und aus dem Augenwinkel mustert er mich gespannt.

"Ich habe mit der Presse gesprochen wegen Leon und bei Mario habe ich ein paar Dokumente Vereinen zukommen lassen", lächel ich lediglich und wieder lacht mein Bruder amüsiert auf.

Auf dem Weg nach München unterhalten wir uns über alles mögliche und hören ausgelassen Musik.

"Wartest du hier kurz? Ich brauch nicht lange", frage ich als wir vor Leons Wohnung halten und nickend lehnt sich Fabi weiter in dem Sitz zurück und holt sein Handy aus der Hosentasche.

Ich verlasse das Auto und gehe nach oben in Leons Wohnung, glücklicherweise habe ich immer noch den Schlüssel den ich von dem Spieler bekommen habe. Als ich die Wohnungstür öffne bin ich etwas überrascht. Die Wohnung ist ein ziemliches Chaos.

In der Küche steht dreckiges Geschirr, im Wohnzimmer wurden die Sofakissen seit Tagen nicht mehr hergerichtet und auch im Badezimmer ist ziemlich viel Schmutzwäsche. Als ich Leons Zimmer betrete sehe ich, dass er sein Bett auch nicht mehr macht und er die Playstation mittlerweile hier her verlegt hat, sodass er vom Bett aus zocken kann. Aus Neugier schaue ich auch in mein altes Zimmer hinein.

Dort ist die Tür geschlossen und als ich sie öffne bin ich ziemlich verwundert. Es sieht genauso aus wie vor ein paar Tagen, als ich gegangen bin. Komisch, aber eigentlich auch wirklich völlig egal. Ich muss dieses blöde paar Schuhe finden. Wo könnte Leon sowas aufbewahren?

Vermutlich in seinem Zimmer. Zielstrebig suche ich mich durch das Chaos und versuche alles so zu hinterlassen wie es ist. Tatsächlich finde ich das Paar Schuhe kurze Zeit später und lächelnd lasse ich sie in dem Jutebeutel verschwinden, den ich dabei habe.

Ich verlasse die Wohnung wieder und zurück im Auto liegt sofort der Blick meines ältesten Bruders auf mir, der mich lächelnd mustert und dann neugierig zu dem Beutel schaut, den ich gerade auf die Rückbank geworfen habe.

"Was hast du dir geholt?", erkundigt er sich neugierig und leicht lachend.

"Etwas, was Leon scheinbar ziemlich wichtig ist", meine ich schulterzuckend und greife nach dem Gurt um mich anzuschnallen, damit wir weiter fahren können. Noch vor wenigen Tagen hätte ich Fabi niemals erzählt was in dem Beutel ist, aber da er mich verrückterweise nun bei allem unterstützt ist es gar kein Problem.

Ich will gerade den Schlüssel ins Loch stecken und den Wagen starten, da klingelt mein Handy. Seufzend schaue ich auf den Bildschirm und da es Ann ist, nehme ich den Anruf entgegen. Die Zündung läuft bereits und somit verbindet sich mein Handy mit der Freisprechanlange, sodass Fabi auch gleich mithören kann.

"Hey Ann, was gibt's?", frage ich und schaue zu meinem Bruder herüber, der etwas fragend aussieht.

"Hey Mads, ich wollte mich erkundigen wie es dir geht. Das letzte Mal als ich dich sah warst du ziemlich aufgebracht. Außerdem wollte ich dich mal fragen was los war. Mario erzählt mir nichts und so langsam kippt hier zu hause ordentlich die Stimmung", meint sie und seufzt am Ende etwas verzweifelt auf.

Kurz schaue ich zu Fabi herüber und beginne dann Ann alles zu erzählen. Alles was ihr toller Mann getan hat und aufmerksam hört sie mir die gesamte Zeit zu ohne mich auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen.

"Das erklärt so einiges", murmelt sie sauer als ich fertig bin und ich bin zwar etwas überrascht, dass sie absolut nichts in Frage stellt aber ist natürlich auch besser für mich.

"Maddie, das tut mir furchtbar leid für dich. Ich weiß wirklich nicht was mit Mario los ist", meint Ann sanft und doch ziemlich verständnislos gegenüber ihrem Mann.

"Du kannst ja nichts für die Situation. Ich muss jetzt aber auch auflegen, wir hören voneinander", meine ich kurz und beende dann einfach das Telefonat.

"So weiter geht's", murmel ich und starte den Wagen endgültig, bevor ich über die Straßen Münchens fahre und an dem nächst besten Kiosk halte. Gemeinsam mit Fabi steige ich aus. Bevor wir den Laden betreten ziehen wir uns schnell die Masken über und steuern dann direkt die Zeitungen an.

Die meisten tragen eine große Schlagzeile und zwar meine Story, die ich der Presse erzählt habe.

"Um Himmelswillen Maddie", haucht Fabi als er eine der Zeitungen in der Hand hält und meine Story überfliegt. "Weißt du wie ihn das schwächt?"

"Ja natürlich weiß ich das, aber er hat es nicht anders verdient", meine ich gleichgültig und zucke mit den Schultern, bevor ich vier verschiedene Zeitungen greife und diese an der Kasse bezahle.

"Mads, glaub mir ich steh auf deiner Seite und unterstütze dich. Ich sage dir auch nicht, dass es falsch war oder so, das verkneife ich mir mal. Aber Vergewaltigungs Vorwürfe beziehungsweise, dass er dich zum Sex gedrängt und damit erpresst hat sind schon ziemlich heftig. Damit könnte seine Karriere vorbei sein", redet mein ältester Bruder auf mich ein, während wir zurück zum Auto gehen.

"Fabi es passt für die Öffentlichkeit alles perfekt zusammen. Ich habe bei Leon gewohnt und anstatt den sozialen helfenden Spieler sehen sie nun eben eine andere Version. Für Sex hat er mich bei sich wohnen lassen und da ich ja so furchtbar verzweifelt war hatte ich keine andere Möglichkeit. Für die Presse das gefundene Fressen und für die Öffentlichkeit das Drama was sie wollten", meine ich kalt und bin immer noch etwas stolz auf mich für diese Story.

Ich meine, glaubwürdiger geht es doch kaum. Und das wird Leon schwächen und zwar so richtig. Wie er es eben verdient hat.

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt