Kapitel 83

1.1K 38 2
                                    

Ich bin völlig übermüdet und am Ende. Am liebsten würde ich auf der Stelle zusammen brechen. Taro schläft ziemlich unruhig und ist in der Nacht öfter Mal wach. Letzte Nacht war er es insgesamt fünf Mal und natürlich bin ich jedes Mal aufgestanden um mit ihm aus dem Zimmer zu gehen. Leon hat heute Training und musste ausgeruht dafür sein.

Aber es ist nicht nur der erhebliche Schlafmangel. Taro schreit seit einer ganzen Zeit und ich bekomme ihn einfach nicht ruhig. Ich habe wirklich alles versucht, aber es hat nichts gebracht. Weder Windel wechseln, noch an die Brust legen, nicht hin und her wiegen, nicht singen. Wirklich überhaupt nichts und mir fällt absolut nichts mehr ein was ich tun könnte.

Aus Verzweiflung und Erschöpfung habe ich vor ein paar Minuten angefangen zu weinen, ich konnte es einfach nicht mehr zurück halten. Die ganze Situation macht mich fertig. Es ist ja auch nicht bloß Taro. Die Wäsche ist fertig und muss aufgehängt werden, ich muss langsam anfangen zu kochen und das Haus muss auch dringend aufgeräumt werden.

"Schatz, bitte, hör auf zu schreien", spreche ich mein Kind verzweifelt an. Als könnte er mich verstehen und würde tatsächlich aufhören. Ich nehme ihn wieder auf meinen Arm, wiege ihn etwas hin und her und gebe wirklich mein Bestes. Aber Taro hört trotzdem nicht auf.

Ich höre ein Auto auf die Einfahrt fahren und vorsichtig lege ich Taro zurück. Das wird Leon sein, er muss mir helfen. Vielleicht weiß er ja eine Lösung. Hastig laufe ich zur Haustür und öffne sie. Die kalte Luft, die mir entgegen schlägt interessiert mich herzlich wenig.

"Mads, was ist los?", fragt Leon besorgt und kommt von dem Wagen herüber gejoggt als er meine Tränen verschmierten Wangen erblickt.

"Bitte hilf mir. Taro hört nicht auf zu schreien, ich habe alles versucht", schluchze ich und Leon schiebt sich an mir vorbei ins Haus. Das Schreien wird er mit Sicherheit selbst bereits gehört haben. Ich schließe die Tür und folge ihm. Auf dem Weg ins Wohnzimmer zieht Leon schnell seine Jacke aus.

Sanft hebt er seinen Sohn hoch und hält ihn auf dem Arm.

"Taro, Schatz, du schaffst die Mama ganz schön", lacht Leon leicht, setzt einen Kuss auf den Kopf unseres Sohnes und schaut dann besorgt zu mir herüber. Leon wiegt ihn etwas, setzt immer wieder einen Kuss auf den kleinen Kopf und tatsächlich beruhigt er sich langsam wieder.

Erleichtert sinke ich auf die Couch hinab und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Leon nimmt neben mir Platz und legt sanft seine Hand auf meinen Rücken.

"Leg dich etwas hin und schlaf", meint er sanft und ich hebe meinen Blick um ihn wieder anzuschauen.

"Nein, es ist noch so viel zu machen", murmel ich und schüttel leicht den Kopf.

"Ich mach das, Liebling. Geh nach oben und ruh dich aus. Du hast heute Nacht kaum ein Auge zu bekommen", redet Leon sanft auf mich ein. Mein Blick fällt auf Taro, der ruhig in Leons Arm liegt.

"Ich kann nicht einmal mein eigenes Kind beruhigen", stelle ich fest und fühle mich unfassbar schlecht. Ich sollte doch in der Lage sein Taro zu beruhigen. Aber nicht einmal das bekomme ich hin. Wie soll ich mich dann nebenbei noch um dieses ganze Haus kümmern?

"Du bist übermüdet. Heute Nacht konntest du ihn doch jedes Mal beruhigen", versucht Leon mich aufzumuntern und schenkt mir ein sanftes Lächeln "Leg dich hier auf die Couch. Ich koche uns etwas. Danach gehst du schlafen und ich kümmere mich um den Haushalt"

Ohne auf eine Antwort zu warten, drückt er mich zurück und legt Taro sanft auf meiner Brust ab. Ich würde gerne mit ihm diskutieren, aber dazu fehlt mir die nötige Kraft. Leon verschwindet zur Küchenzeile. Ich lege meine Beine hoch, fahre mit meiner Hand sanft über Taros Rücken und die kleinen Beine. Die Müdigkeit übernimmt mich vollkommen und beinahe Sekunden später schlafe ich ein.

"Mads, Liebling, das Essen ist fertig", weckt mich Leon nach einiger Zeit und ich zucke erschrocken zusammen. Sofort bin ich wieder wach und sehe wie Taro ruhig auf meiner Brust schläft. Leon nimmt mir den Kleinen vorsichtig ab, legt ihn in seine Wiege und hilft mir beim Aufstehen.

Wir setzen uns an den Esstisch, wo Leon bereits eingedeckt hat.

"Ich habe mich an eines deiner neuen Rezepte gewagt", lächelt Leon und stellt einen Topf auf den Tisch.

"Das sieht gut aus. Riecht auch gut, danke", lächel ich sanft und bediene mich.

"Maddie, wegen eben. Mach dir keine Gedanken. Du stehst jede Nacht auf, du hast vor nicht ganz vier Wochen Taro auf die Welt gebracht. Du musst dich nicht um den ganzen Haushalt kümmern. Ich bin doch hier, ich helfe dir und nehme dir so viel ab wie möglich. Du solltest dich lieber ausruhen und etwas auf dich achten. Außerdem ist alles noch so neu, wir brauchen etwas Zeit bis sich alles einspielt", meint Leon ernst und schaut mich durchdringend an.

"Du arbeitest, du hast Spiele. Ich will nicht, dass du nach hause kommst und weiter arbeiten musst. Du musst dich genauso sehr ausruhen, wenn nicht sogar noch mehr", entgegne ich.

Sanft greift Leon über den Tisch hinweg nach meiner Hand und fährt mit seinem Daumen über meinen Handrücken.

"Mads, schalt einen Gang zurück", mahnt Leon sanft aber doch sehr ernst "Dein Körper hat die letzten Monate viel viel mehr geleistet als meiner es tut. Ich will, dass du dich jetzt ausruhst und einfach für Taro da bist. Dafür kette ich dich, von mir aus, auch irgendwo fest. Ich meine es ernst, ruh dich aus und übernimm dich nicht. Ich mache den Haushalt und wenn du willst schauen wir die nächsten Tage ob wir eine Haushaltunterstützung finden. Ich will nicht jeden Tag nach Hause kommen und dich völlig fertig an der Tür sehen, das tut mir auch weh"

Darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. Leon wird sich bestimmt nicht gut fühlen, wenn er mich weinend an der Tür sieht sobald er nach Hause kommt. Er schaut mich mit seinen Augen bittend an und mein Herz zieht sich leicht zusammen.

"Tut mir leid. Ja, ich ruhe mich aus und mache nur das was ich schaffe", versichere ich dem Lockenkopf und lächel ihn sanft an. Dankend nickt Leon, lässt meine Hand wieder los und wir beginnen zu essen. Nach dem Essen ordnet Leon mir an, dass ich mich ins Bett legen soll. Gemeinsam mit Taro gehe ich nach oben und lege mich tatsächlich hin.

Leon macht wahrscheinlich den Haushalt, während ich wieder einschlafe. Als ich aufwache sitzt der Lockenkopf an der Bettkante und beobachtet uns lächelnd. Ich setze mich langsam auf.

"Geht's der Mama schon etwas besser?", schmunzelt Leon und ich nicke bestätigend. Wir haben uns darauf geeinigt ab sofort öfter Mama und Papa zu sagen. Damit Taro weiß wer wir sind. Schließlich will ich nicht, dass unser Kind mich Maddie nennt. Das wäre wirklich komisch.

Lasst gerne Feedback da <3

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt