Kapitel 46

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Seufzend schließe ich die Wohnungstür auf und trete ein. Ich war heute bei Felix in Augsburg. Es hat ziemlich gut gepasst, denn Leon ist ebenfalls den ganzen Tag unterwegs. Mein Freund sollte aber auch in ein paar Minuten wieder hier sein.

Ich stelle meine Tasche an der Seite ab und gehe dann in die Küche um etwas zu trinken. Mein Blick fällt jedoch sofort in das Wohnzimmer und mein Herz bleibt fast stehen. Es ist vollkommen verwüstet. Hektisch greife ich nach einer Pfanne um mich im Notfall verteidigen zu können und schaue mich vorsichtig in der Wohnung um.

Jedes einzelne Zimmer ist verwüstet, jeder Schrank ist durchwühlt und unsere Sachen liegen überall herum. Im Badezimmer sind alle Glasbehälter zerbrochen und Duschgele sowie Seifen liegen überall verteilt. In unserem Schlafzimmer sind die Betten unordentlich, die Kissen sind aufgerissen, sodass überall Federn rumfliegen. Unsere Kleidung ist im gesamten Raum verteilt. Die Nachtschränke sind offen und leer. Es herrscht das pure Chaos.

Immerhin scheint niemand mehr hier zu sein. Auf unserem Bett liegt ein weißer Briefumschlag, der so ordentlich und sorgfältig dort liegt, dass er in Mitten dieses Chaos besonders hervor sticht. Mit zitternden Händen greife ich danach und öffne den Umschlag, bevor ich langsam den Brief hervor ziehe.

Aufmerksam lese ich ihn und eine Gänsehaut breitet sich auf meiner Haut aus. Mir wird schlecht und ich setzt mich erst einmal auf die Bettkante. Das hier war eine Warnung, erneut und ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht mehr viele Warnungen kommen werden bevor es wirklich ernst wird.

Die Wohnungstür öffnet sich und hektisch stehe ich von dem Bett wieder auf. Die Pfanne halte ich schützend fest und schlinge meine Finger noch etwas fester um den Griff. Ich gehe langsam, mit leisen und vorsichtigen Schritten, zurück in den Flur.

"Nimm die Pfanne runter, ich bin es nur", lacht Leon als er mich im Flur erblickt und langsam lasse ich die Pfanne tatsächlich sinken. Eine gewisse Erleichterung breitet sich in mir aus.

"Hey, alles gut bei dir? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen", stellt Leon besorgt fest und mustert mich aufmerksam. Langsam kommt er auf mich zu und legt sanft seine Hand auf meine Schulter.

"Wir müssen sofort aus dieser Wohnung raus", murmel ich etwas neben mir und schaue Leon verzweifelt an.

"Wieso? Was ist passiert?", fragt er verwirrt nach.

"Sie waren hier", hauche ich und halte meinem Freund den Brief entgegen, den ich immer noch in meiner Hand halte. Er nimmt ihn an sich, überfliegt den Text und schaut wieder zu mir auf.

"Das ist ernst, nicht wahr?", fragt er und ich sehe deutlich wie er heftig schluckt.

"Sehr ernst", murmel ich und abwesend nickt er.

"Lass uns ein paar Sachen zusammen packen und dann raus hier", beschließt Leon, greift meine Hand und zieht mich mit in das Schlafzimmer. Schweigend stopfen wir einige Sachen hektisch in zwei Reisetaschen. Leon schaut sich die Wohnung einmal kurz an, macht Bilder davon und während wir auf dem Weg in die Tiefgarage sind ruft er die Polizei an.

Sie müssen die Wohnung nach Spuren absuchen und endlich etwas unternehmen. So kann das nicht weitergehen.

"Wo sollen wir hin?", fragt mich mein Freund als wir in seinem Wagen sitzen. Der Schlüssel steckt bereits und fragend schaut mich der Spieler an. Ich warte einen kurzen Moment, denke nach. Doch muss feststellen, dass mir kein Ort einfällt.

"Ich weiß es nicht", gebe ich zu und schaue aus dem Fenster. Ich kann Leon nicht anschauen, nicht jetzt. Ich habe ihn doch überhaupt erst in diese Lage gebracht, es ist alles meine Schuld. Er hat beinahe seinen Vertrag verloren, fast einen seiner besten Freunde und jetzt musste er aus seiner Wohnung flüchten.

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt