Kapitel 62

1.2K 44 4
                                    

"Mads, Baby? Lässt du mich rein?", ertönt irgendwann die Stimme von Leon vor der Schlafzimmertür und zaghaft klopft er gegen das Material. Ich habe gehört wie sich die Jungs einige Zeit gestritten haben und das nicht gerade leise. Aber es ist tatsächlich Ruhe eingekehrt.

Seufzend stehe ich vom Bett auf und gehe zur Tür herüber. Ich drehe den Schlüssel und schaue in Leons besorgtes Gesicht.

"Alles gut bei dir?", fragt er sanft und schließt mich in eine Umarmung. Seufzend lege ich meinen Kopf an seine Brust und zucke leicht mit den Schultern. Seine Hände fahren sanft über meinen Rücken und er setzt einen Kuss auf mein Haar.

"Wieso habt ihr euch so angeschrien? Ich hab nicht alles ganz verstanden", frage ich unsicher und schlinge meine Arme etwas fester um Leons Oberkörper.

"Wir haben es halbwegs geklärt, keine Sorge. Alle leben, niemand wurde verletzt und deine Brüder sitzen im Wohnzimmer. Sie würden gerne mit dir reden", informiert mich Leon und drückt mich leicht von sich weg um mich anzuschauen. Ich nicke leicht.

"Es wird alles gut. Mach dir nicht so viele Gedanken", murmelt mein Freund aufmerksam als er sieht, dass es mir nicht gerade gut geht. Ein Kuss landet auf meiner Stirn, er streicht ein paar Haarsträhnen hinter mein Ohr und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln.

"Ich bin ein nichts ohne sie. Mein ganzes Leben lang haben die drei mich gelenkt und mein Leben in die Hand genommen", spreche ich meine Gedanken aus. Leon schüttelt sofort den Kopf.

"Das stimmt nicht, red dir das nicht ein. Sie haben dir etwas unter die Arme gegriffen als es dir schlecht ging. Aber du hast so viel selbst geschafft. Mads, zweifel nicht an dir. Du bist so viel mehr als das und das weißt du", versucht er mich aufzumuntern, legt seine warme Hand an meine Wange und zieht mich näher an sich heran. Sanft küsst er mich.

"Leon hat Recht. Du brauchtest Hilfe in letzter Zeit aber denk doch an die Zeit als du nach München gegangen bist. Du warst völlig auf dich alleine gestellt, hast studiert und nebenbei zwei Jobs gehabt. Du hast dein WG Zimmer selbst finanziert und die Kontrolle über dein Leben gehabt. Maddie, du bist unsere kleine Schwester und in Krisen tun wir alles für dich. Das heißt aber nicht, dass du alleine überhaupt nichts schaffst. Ich meinte das vorhin nicht so, es war aus der Emotion heraus", ertönt die Stimme von Fabi als wir uns voneinander lösen und ich schaue zu ihm herüber.

"Aus der Emotion heraus? Lüg mich nicht an. Du willst nicht, dass Leon und ich zusammen sind", murmel ich und schüttel leicht den Kopf. Schließlich kenne ich die Wahrheit und weiß, dass er so denkt.

"Mads, mir gefällt es nicht, da hast du Recht. Aber Felix hat auch Recht. Wenn ihr glücklich seid müssen wir es akzeptieren und wenn ihr wirklich schon acht Monate zusammen seid dann wird es ja wohl irgendwie laufen", versucht mein Bruder die Situation zu retten. Sein abfälliger Ton am Ende ist allerdings kaum zu überhören.

"Ich habe auch einige eurer Freundinnen nicht gemocht und ich habe nie etwas gesagt. Ich hätte es euch niemals ins Gesicht gesagt und habe nie versucht sie loszuwerden. Weil ich gesehen habe wie glücklich ihr seid. Ihr seid meine Brüder und ich will bloß das Beste für euch. Du aber scheinbar nicht für mich", meine ich und versuche etwas den verletzten Ton zu reduzieren, aber es ist irgendwie unmöglich.

"Maddie, red nicht so einen Stuss. Ich hab mir die letzten drei Jahre den Arsch aufgerissen um dich glücklich zu machen. Zeig etwas Dankbarkeit", fährt er mich an und erschrocken zucke ich zurück. So viel dazu, aus der Emotion heraus. Er hasst Leon, beziehungsweise unsere Beziehung.

"Ich will, dass du gehst", bringe ich hervor und schaue meinen ältesten Bruder aufmerksam an.

"Schön. Das war das letzte Mal, dass ich dir in irgendeiner Art und Weise geholfen habe. Renn gemeinsam mit Leon wieder zurück in das dunkle Loch aus dem du gerade erst so halbwegs rausgekommen bist. Ist mir egal, aber zu mir brauchst du dann nicht mehr kommen", meint Fabi angespannt, dreht sich um und stürmt aus der Wohnung. Er knallt die Tür hinter sich zu und mein Herz zieht sich ekelhaft zusammen.

"Genau deswegen sollten sie es niemals erfahren", murmel ich und fahre mir mit meiner Hand über das Gesicht. Deswegen sollten sie nie wissen, dass Leon und ich wieder zusammen sind. Gerade bei Fabian war diese Reaktion klar. Wie hätte es auch anders sein sollen? Er war schon damals nicht der größte Fan unserer Beziehung.

"Wir hätten es nicht ewig vor ihnen geheim halten können", erinnert mich Leon und setzt einen Kuss auf mein Haar. Sein Arm legt sich um meine Hüfte und er schiebt mich leicht neben sich her ins Wohnzimmer. Felix schaut mich mit großen Augen an und Mario sieht eher etwas mitleidig aus.

"Du kennst ihn doch. Er ist eben etwas aufbrausend", murmelt Mario und wirft mir ein gequältes Lächeln zu. Seufzend setze ich mich zu Felix auf die Couch, Leon nimmt auf der Armlehne neben mir Platz und legt seine warme Hand auf meinen Rücken.

"Der kriegt sich schon wieder ein", versucht Felix mich aufzumuntern "Mads, lass dir dein Glück nicht von Fabi kaputt machen. Leon hat uns ein bisschen von den letzten Monaten erzählt. Ihr scheint das wirklich gut hinzubekommen und uns ist auch schon aufgefallen, dass du die letzten Monate besser drauf warst. Wir wollen bloß das Beste für dich und Leon scheint dir gut zu tun"

Felix streicht sanft eine Haarsträhne hinter mein Ohr und lächelt mich aufmunternd an.

"Ann hat mir schon vor einiger Zeit erzählt, dass sie glaubt ihr zwei hättet wieder Kontakt. Maddie, wir sind doch eine Familie. Du sollst keine Angst haben uns etwas zu erzählen. Wir wollen ein Teil deines Lebens seins und es war so schön die letzten Jahre. Es war ein kleiner Schock aber irgendwie war es uns allen klar, dass ihr vermutlich noch einmal zusammen kommt. Die Vergangenheit liegt hinter euch, diese Beziehung ist mit der Letzten nicht zu vergleichen", pflichtet Mario seinem Bruder bei.

"Gerade weil es die letzten Jahre so schön war. Ich wollte das nicht kaputt machen", seufze ich und fahre mir durch die Haare.

"Das hast du nicht und jetzt erzählt doch mal ein bisschen was", fordert uns Felix lächelnd auf und hat abwartend eine Augenbraue nach oben gezogen.

"Ja. Wie seid ihr wieder zusammen gekommen? Wie regelt ihr das mit der Entfernung?", fragt Mario neugierig. Was Beziehungen angeht waren meine Brüder schon immer sehr neugierig. Auch wenn sie früher nie etwas aus mir heraus bekommen haben. Das hat sich geändert.

Leon beginnt zu erzählen und nachdem ich Fabian endlich aus meinen Gedanken verdrängen konnte erzähle auch ich einiges.

Mein gemeinsamer Tag mit Leon ist sowieso im Eimer und somit bleiben die beiden länger. Sie bringen Leon gemeinsam mit mir am Abend zum Flughafen. Er hat morgen früh einen wichtigen Termin. Nur deswegen fliegt er ausnahmsweise mal, ansonsten nimmt er den Zug oder das Auto. Felix und Mario bleiben über Nacht und es ist ganz schön noch etwas Gesellschaft zu haben und nicht so viel an Fabian denken zu müssen.

Lasst gerne Feedback da <3

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt