Kapitel 66

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Wochen vergingen. Sirius wurde von Tag zu Tag glücklicher mit Malia, sie lernten zusammen, gingen zusammen nach Hogsmeade auf Dates, kuschelten sich mit Kuscheldecken und Winterjacken auf dem Astronomieturm ein und beobachteten die Sterne. Mit Remus hatte er bereits seit vier Wochen nicht mehr gesprochen, Sirius hatte sich in den Klassenräumen zu anderen Mitschülern gesetzt und lachte mit ihnen. Er wirkte wirklich glücklich, wie Marlene bemerkte, als sie mit Lily über die Rumtreiber sprach.

Immer wieder fielen Blicke zwischen den Jungen, die gefüllt waren von Trauer und Wut. Sirius spürte, dass Remus ihm noch immer nicht vergeben hatte, doch Remus sah, wie glücklich Sirius ohne ihn wirkte und das brach sein Herz.

Gerade als Sirius sich mit Marlene auf den Weg zum Quidditch-Training machte, fiel ihm etwas auf: In dieser Nacht würde Vollmond sein. Der erste Vollmond, seit dem Streich. Sirius atmete tief durch. Sie zogen sich um und trafen sich auf dem Feld. Sirius war einige Male nicht zum Training erschienen, nachdem sie sich gestritten hatten, aus Scham und Trauer. Er hatte sich mit Malia abgelenkt und versucht, Remus Raum zu geben, doch es schien, als hätte das die beiden nur noch weiter auseinander gezogen.

Die Spieler und Spielerinnen flogen in die Luft und begannen das Training. Zunächst lief alles gut, sie machten Hütertraining. Allerdings zeigte sich die Anspannung, als sie zum Jägertraining übergingen. Sirius und James waren schlecht im Koordinieren, die Bälle flogen weit daneben. „Das ist alles nur, weil Sirius die letzten Male nicht da war. Vielleicht sollten wir ihn ersetzen, das Spiel gegen Hufflepuff ist bereits sehr bald!", warnte James. Es fühlte sich an, wie ein Schlag in die Magengrube. Sein bester Freund – oder vielmehr ehemaliger bester Freund – wollte ihn aus dem Team schmeißen.

„Entspannt euch, alles wird gut!", versprach Charlotte, die Kapitänin. „Alles wird gut? Wir müssen gewinnen!", protestierte James, ohne Sirius auch nur einmal anzusehen. „Ist schon gut. Wenn du denkst, es wäre das Beste, mich zu ersetzen, werde ich das akzeptieren, Charlotte.", versprach Sirius und sah ihr direkt ins Gesicht. „Ich werde niemanden ersetzen. Wir sind ein Team, verstanden? Nur weil ihr seit ein paar Wochen streitet, heißt das nicht, dass ihr mein Team durcheinanderbringen könnt, verstanden? Ihr beide setzt euch jetzt hin und redet, bei Merlins Bart! Wir machen mit dem Training weiter.", erklärte sie und schickte die beiden auf die Tribünen. Während Sirius sich in die hinterste Reihe setzte und dachte, James würde ihm folgen, ging dieser an den Rand der Zuschauertribünen, um einen besseren Blick auf das Training zu haben.

„Das war unter der Gürtellinie, James.", sagte Sirius, der langsam aufstand und zu ihm hinabstieg. „Du willst mit mir über Aktionen unter der Gürtellinie reden, Sirius?", fragte er in strengem Ton, doch Sirius ließ sich nicht einschüchtern. „Hass mich so viel du willst, lass aber bitte Quidditch aus dem Spiel. Ich liebe das hier, man.", sagte er ruhig. „Leider kann ich es nicht so sehr genießen, wenn ich dich ständig sehen muss."

„Tu nicht so, als wärst du der Unschuldsengel! Du hasst Severus genauso sehr wie ich!", sagte Sirius und wurde angespannter. „Ja, ich hasse Severus, aber das heißt nicht, dass ich Remus in Gefahr bringen würde, verstanden? Wir haben Glück, dass Schniefelus seine Klappe gehalten hat, sonst hätten irgendwelche neunmalklugen Eltern schon längst die Schule verklagt! Du magst vielleicht jetzt in deiner perfekten kleinen Welt leben, mit deiner neuen Freundin und deiner Beliebtheit, aber es gibt noch Leute unter uns, die noch verarbeiten müssen, was da passiert ist!", schrie James. Sirius zuckte zusammen. „Denkst du wirklich, dass es mir gut geht? Glaubst du, mir gefällt es, von den drei Menschen gehasst zu werden, die als einzige für mich da waren? Natürlich geht es mir nicht gut, das heißt aber nicht, dass ich mich davon verschlingen lasse! Ich werde mir selbst wohl niemals dafür vergeben können, aber wenigstens versuche ich mit meinem Leben weiterzumachen, anstatt blind jemanden runterzumachen! Und wenn es euch ohne mich so gut geht, sollte ich vielleicht anfangen, euch nicht mehr nachzutrauern.", fauchte Sirius und mit dem was folgte, hatte er nicht gerechnet. „Weißt du, Sirius, du bist nicht besser als Snape.", sagte James kalt und drehte sich dann um. Er ließ Sirius auf der Tribüne stehen und lief zurück zum Schloss.

Er rannte zu Remus und Peter, die im Gemeinschaftsraum auf ihn warteten. „Was ist los?", fragte Remus und stand auf, um zu ihm zu gehen. „Ich habe mit Sirius gesprochen.", gab er zurück und starrte wütend aus dem Fenster. „Er sagte, dass er auch ohne uns weiterleben kann.", gab James kurz und knapp wieder, dabei ließ er eine Menge über das Gespräch mit Sirius aus.

Remus nickte und reichte James eine Tasse Tee. Er brachte kein Wort heraus. Er vermisste Sirius, doch zugeben konnte er es nicht. Wie könnte er ihm jemals dafür vergeben, dass er sein Leben und das Leben von Severus in Gefahr gebracht hatte?

Das Feuer flackerte im Kamin auf, als das Portrait zur Seite schwang und Sirius hindurchgeklettert kam. Er sah kurz zu den anderen, die müde und schweigsam am Kamin saßen. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er sich dazusetzen sollte, doch dann fiel ihm ein, dass James den anderen wahrscheinlich nicht alles von ihrem Gespräch erzählt hatte. Also anstatt sich dazuzusetzen, machte er sich auf den Weg in den Schlafsaal, wo Frank bereits saß.

„Ist alles okay, Sirius?", fragte er besorgt. Er fragte die vier oft, ob alles gut war oder ob sie reden wollten, denn auch an ihm gingen die Streitigkeiten nicht vorbei. Sirius nickte nur kurz und legte sich dann, noch immer in Quidditchkleidung, in sein Bett.

Wie lange würde es noch so weitergehen? Würde sich jemals wieder etwas ändern zwischen den Freunden? Sirius weinte in sein Kissen. Es tat weh zu wissen, wie wütend die anderen auf ihn waren, der Streit mit James hatte ihn nun völlig aus der Bahn geworfen. Er hoffte nur, dass sich bald etwas ändern würde. Wie sollte er die Weihnachtsferien aushalten, ohne zu wissen, dass nach den Ferien seine Freunde auf ihn warteten?

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt