Kapitel 67

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Die Weihnachtsferien waren gekommen, die Schüler und Schülerinnen aßen ein letztes Mal in der großen Halle, bevor sie nach Hause fuhren. Es herrschte reges Treiben beim Frühstück, letzte Geschenke, die noch vor Weihnachten ausgetauscht wurden, lange Umarmungen mit besten Freunden und das Eifrige hin- und herschieben von Schulutensilien.

Sirius saß bei Malia, hatte ein Bein auf der einen Seite der Bank und das andere Bein auf der anderen Seite. Er schaute sie von der Seite an. „Was tust du, Sirius?", kicherte sie, während sie eine Scheibe Toast aß. „Ich will jeden letzten Moment dieses Jahres mit dir genießen.", sagte Sirius liebevoll und streichelte ihr Bein. Sie waren bereits beinahe zwei Monate zusammen und mittlerweile wusste die ganze Schule Bescheid. „Du bist süß, weißt du das?", sagte sie und legte ihr Toast auf den Teller, um Sirius zu küssen.

„Ich schwöre, ihr hängt immer an euren Lippen.", seufzte Timothy, der gegenüber der beiden saß. Die beiden grinsten und frühstückten weiter. „Du schreibst mir doch, oder?", fragte Malia, bevor sie von ihrem Toast abbiss. „Ich werde es versuchen, aber ich hab dir erzählt, dass meine Eltern sehr streng sind.", sagte Sirius besorgt und knackte mit den Fingern. „Mach dir keine Sorgen, ich weiß, dass du an mich denkst. Es sind nur zwei Wochen, das halten wir schon aus.", versprach Malia und gab Sirius einen Kuss auf die Wange, bevor sie aufstand, um den Teamkapitän der Ravenclaws abzufangen.

„Sehr streng, huh?", fragte Timothy. Sirius nickte unsicher. Er war mit allen Freundinnen und Freunden von Malia sehr gut klargekommen, doch Timothy schien ihn nicht zu mögen. „Was ein Jammer. Wir treffen uns alle in den Ferien für unser jährliches Wichteln. Schade, dass du nicht dabei bist.", sagte Timothy merklich sarkastisch und drehte sich dann von Sirius weg.
Was war es nur mit diesem Jungen? Wieso hasste er Sirius so?

Im Zug angekommen beruhigten sich die Schüler und Schülerinnen schnell. Sie wussten, dass ihnen eine lange Fahrt bevorstand, also waren sie mit allerlei Spielen und Lesematerial ausgerüstet. Sirius und Malia hatten sich in ein Abteil mit Janine und Olivia gesucht und spielten Karten, während James, Remus und Peter zu dritt in dem Abteil saßen, in dem sie bereits auf der Fahrt nach Hogwarts gesessen hatten.

„Mir ist langweilig.", seufzte Peter, aus dem Fenster starrend. „Wir sind noch nicht einmal losgefahren.", grinste James kopfschüttelnd und sortierte seine Schokofroschkarten. „Was schreibst du da, Remus?", fragte Peter, der scheinbar nach einer Beschäftigung suchte. Remus hatte um die Zeit des Streiches, in dem Severus beinahe ums Leben gekommen wäre, angefangen, seine Gedanken und Gefühle in ein Tagebuch zu schreiben. Er wusste nicht wohin mit all der Wut, die sich mit der Zeit in Trauer wandelte. „Du weißt, dass das privat ist, Peter.", stöhnte James, der jetzt schon genervt von ihm schien.

„Komm schon, eine Passage!", bettelte Peter. „Ich schreibe, wie gerne ich dich in genau diesem Moment in ein Frettchen verwandeln würde!", lachte Remus, was eindeutig gelogen war. James schnaubte lachend aus der Nase und schüttelte den Kopf. Er konnte sich schon denken, was in Remus Tagebuch stehen würde. Auch an James waren die Blicke, die Remus heimlich Sirius zuwarf, nicht vorbeigegangen. All dies hatte einige Wochen nach dem Streich angefangen, zu der zeit hatte Remus bereits darüber nachgedacht, Sirius zu verzeihen, doch er wollte ihn noch etwas länger hinhalten. Bevor sie sich versahen, wirkte Sirius so glücklich wie nie, daher entschied Remus sich, nicht mit ihm zu reden.

„Remus, möchtest du kurz mitkommen auf den Gang?", fragte James vorsichtig. Remus nickte und folgte ihm. „Möchtest du reden? Über Si-", begann James, doch Remus hob die Flache Hand als Stopp-Zeichen. „Ich habe es vermasselt.", sagte er emotionslos und starrte auf den Boden des Zuges. „Was redest du da? Siri- Er ist für seine Taten verantwortlich, bitte nimm nicht die Schuld auf dich.", antwortete James. „Das meine ich nicht. Er hat Mist gebaut, ja. Er hat meine Sicherheit und die von allen auf der Schule aufs Spiel gesetzt und mein Vertrauen missbraucht.", sagte Remus, noch immer ohne Emotionen. „Ich war nur nicht gerade entgegenkommend. Ich habe ihm vergeben. Natürlich bin ich noch wütend, aber ich habe seine Reue gesehen, ich habe gemerkt, dass er versteht, was er getan hat und, dass es ihn quält. Ich habe mich nur dafür entschieden, ihm nichts davon zu erzählen und jetzt? Er ist mit einem wunderbaren, schönen Mädchen zusammen und hat neue Freunde. Er ist glücklich, ohne mich – ohne uns. Dafür bin ich verantwortlich.", erklärte er und ging zurück ins Abteil.

James stand ratlos da – natürlich wusste er, dass Remus die Situation mit Sirius mitnahm, doch irgendetwas war da. Ein Gefühl, dass er nicht beschreiben konnte, er wusste, dass Remus mehr in ihm gesehen hatte, als einen einfachen Freund. Er hatte mehr in Sirius gesehen, als in James oder Peter. Was immer es war, weder James noch Remus selbst konnten dieses Gefühl zuordnen.

Zurück im Abteil spielten die drei Koboldsteine und tauschten Schokofroschkarten. James warf immer wieder besorgte Blicke zu Remus, die ihn genervt die Augen rollen ließen. Er hasste es, wenn jemand sich Sorgen um ihn machte.

„Was machst du eigentlich in den Ferien mit deinem – du weißt schon – haarigen kleinen Problem?", fragte Peter vorsichtig. Remus antwortete ihm nur knapp und sagte, zuhause wäre alles geregelt. Natürlich hatten James und Peter schon gewusst, dass er sich auch zuhause verwandeln konnte, doch der Vollmond fiel auf Weihnachten, also machten sich die Jungen noch mehr Sorgen.
Die Fahrt verging nicht so schnell wie sonst. Normalerweise lachten sie die ganze Fahrt hindurch, spielten Spiele, erzählten sich Geschichten und sangen Lieder. Diese Zugfahrt war jedoch anders, als die anderen zuvor. Sie war erdrückend, fast schon ermüdend. Die Jungen waren also umso glücklicher, als der Zug endlich im Bahnhof einrollte und sie ihre Familien begrüßen konnten.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt