Kapitel 31

408 23 7
                                    

Die Zeit bis zu den Quidditchauswahlspielen ging schnell vorüber und am Morgen der Auswahl saßen etwa ein Drittel aller Schüler mit Helm und regenfestem Mantel in der großen Halle. Es war ein sonniger Tag und schon beim Frühstück merkte man, dass es auch ein guter Tag werden würde.
Um zehn Uhr am Samstagmorgen hatten sich alle Interessierten auf dem Quidditchfeld eingefunden und nun waren endlich die Gryffindors an der Reihe, ihre Mannschaft aufzustellen. Sirius und James waren nicht die einzigen, die jünger waren, doch ein wenig vielen sie schon auf.

Charlotte Jenkins, die Kapitänin des Teams stellte sich vor die plappernden Schüler und Schülerinnen und hielt eine kleine Ansprache. James und Sirius hatten nur die ersten paar Wörter mitbekommen, danach schalteten sie ab und sahen viel lieber einem Kniesel hinterher, der sich auf das Feld verirrt hatte.
„Jetzt geht's los. Wir fangen an!", rief sie und die Mitschüler stellten sich in einer Reihe auf. Auf den Tribünen saßen viele gespannte Jungen und Mädchen, die alle ihr neues Quidditchteam sehen wollten.

Nachdem bereits eine neue Jägerin und der Sucher feststanden, war James an der Reihe. Charlotte Jenkins, die eigentlich Treiberin war, nahm die Position der Hüterin ein, während Kathryn Strickland, die neue Jägerin, ihm den Quaffel zuwarf. James spielte, als ging es um sein Leben. Er wollte schon seit er klein war in die Mannschaft und nun hatte er die Chance dazu.
Er machte gute Manöver, wich Klatschern aus, die ihm entgegenschwirrten und verwirrte die Hüterin geschickt. Als sie wieder am Boden waren, lobte Charlotte ihn in hohen Tönen. „Das war erste Sahne wie du geflogen bist! Bei Merlin, ich hätte nicht gedacht, dass ich unbedingt den größten Unruhestifter der Schule in mein Team holen würde, aber du hast mich überzeugt!", grinste sie. „Heißt das, ich bin im Team?!", kreischte James und sprang vor Freude auf und ab.
„Unter einer Bedingung. Handle dir niemals Nachsitzen während eines Quidditchspiels ein! Hast du mich verstanden?", grinste sie und hieß ihn mit einem Handschlag in der Mannschaft willkommen.

Nun war Sirius an der Reihe. Er schaute hinauf zur Tribüne, auf der er Remus und Peter entdeckte, die mit Lily, Alice, Marlene, Dorcas und Mary zusammensaßen und ihm nun alle zulächelten. Weiter rechts saßen Ruben, Malia und einige andere Ravenclwas, die ihre Daumen in die Höhe streckten und noch weiter rechts, fast am Ende der Tribüne saß Regulus, seine Hände vor Begeisterung in die Luft streckend und glücklich auf und ab hüpfend.
Plötzlich fiel Sirius wieder ein, was seine Mutter gesagt hatte. Ihm fiel ein, dass er es wahrscheinlich gar nicht schaffen würde, in die Hausmannschaft aufgenommen zu werden und dass er sich vor all den Leuten blamieren würde.

Er warf noch einen kurzen Blick zurück auf James, der siegessicher beide Daumen hoch zeigte und dann stieß Sirius sich vom Boden ab. Es fühlte sich an, als ließe er alle Sorgen, die er sich gerade noch gemacht hatte, hinter sich, einfach so. Er fokussierte sich auf den Quaffel, der mit festem Wurf auf ihn zukam, er fing ihn sicher und schoss voran zu den Toren.
Kurz bevor er in das rechte Tor warf, entschied er sich um und warf durch das mittlere. Charlotte landete mit strahlendem Gesichtsausdruck und beglückwünschte auch Sirius. „Wir sind in der Mannschaft!", kreischte James und rannte voller Freude auf seinen Freund zu. Sie umarmten sich und feierten mit ihrer neuen Mannschaft.
Später im Gemeinschaftsraum schrieb James sofort seinen Eltern, dass Sirius und er im Team aufgenommen wurden. Während die Menge jubelte und die älteren Schüler den Feuerwhiskey vor den Jüngeren versteckten, saßen Sirius und James da und schrieben ihre Briefe an Euphemia und Fleamont Potter.

„Ich kann es immer noch kaum fassen, dass ausgerechnet ihr beiden in die Hausmannschaft gekommen seid!", grinste Lily und setzte sich dazu. „Willst du uns etwa beleidigen, Evans? Ausgerechnet heute?", zischte James und blickte an ihr auf und ab. Ihr strahlendes Lächeln verwandelte sich plötzlich in ein schockiertes Gesicht, als sie die trotzige Reaktion von James zu hören bekam.
„Eigentlich wollte ich euch gratulieren, aber da du meine Glückwünsche nicht hören willst, werde ich dir nicht gratulieren. Aber herzlichen Glückwunsch, Sirius!", strahlte sie wieder und umarmte ihn kurz. Auch er lächelte ungewollt und er war so glücklich, dass er alles vergaß, außer den Augenblick. Er schrieb den Brief in seiner schönen, schrägen Handschrift zu Ende und ging dann zu den anderen.

„Ihr solltet es nächstes Jahr auch probieren!", schlug Sirius den Mädchen vor, die kichernd mit Peter und Remus Kürbissaft tranken. „Vielleicht, es wäre gut, jemanden mit etwas Hirn in der Mannschaft zu haben.", grinste Lily und kassierte einen spielerischen Schlag von Sirius.
Es war ein schöner Abend. Sie aßen haufenweise Kürbispasteten, Schokofrösche und Bertie Botts Bohnen, tranken Butterbier und Kürbissaft, so erzählten sie es wenigstens den Lehrern und lachten ohne Ende. Am Ende waren nur noch Sechst- und Siebtklässler im Gemeinschaftsraum, der Rest war bereits in den Schlafsälen.

„Ich kann es immer noch nicht glauben. Wir beide sind Jäger!", strahlte James und stibitzte einen Schokofrosch aus Remus Schublade, der schon schlief. „Einfach unglaublich!", strahlte Sirius im Halbdunkeln. Es brannte nur noch die Kerze, die auf Sirius Nachttisch stand.
„Wir haben die Briefe noch nicht losgeschickt!", flüsterte James schockiert und schlug sich an den Kopf. „Dazu haben wir morgen noch Zeit. Wir sollten jetzt ein wenig schlafen.", schlug Sirius vor, der sich bereits in sein warmes Bett eingekuschelt hatte und nicht plante, wieder aufzustehen bis zum Morgen.
Doch James wollte einfach nicht lockerlassen. Zehn Minuten flüsterte er eindringlich direkt neben Sirius Ohr auf ihn ein, bis er sich schließlich doch erweichen ließ, sie den Tarnumhang griffen und überwarfen.

„Wir müssen vorsichtig sein, es sind noch viele im Gemeinschaftsraum.", zischte Sirius und sie schlichen so leise es ging die Treppe hinab.
Das wäre jedoch gar nicht nötig gewesen, wie sie merkten, da die älteren Schüler, deutlich angetrunken, tanzten und lachten, ohne, dass in den Schlafsälen ein Wort zu hören war. Sirius und James lachten in sich hinein und überlegten, ob die Gründer von Hogwarts bereits damit gerechnet hatten, dass die Gemeinschaftsräume des Öfteren auch für Partys genutzt werden würden und deshalb einen Zauber um die Räume gelegt hatten.
So gut es ging durchquerten sie den Gemeinschaftsraum und öffneten das Portrait. Einige Schüler sahen die Öffnung, wunderten sich jedoch nicht weiter darüber und feierten weiter. Auf dem Flur versteckten sie sich vor einigen Geistern und stießen fast in Mrs. Norris und Mister Filch, entwischten ihnen jedoch gerade noch und hasteten hinauf zur Eulerei. Es war wunderbar still, nur das Kreischen einiger weniger Eulen durchkreuzte das leise Geräusch der raschelnden Bäume des verbotenen Waldes.

„Ich würde gern für immer hierbleiben.", lächelte James und setzte sich hin. Auch Sirius lehnte sich gegen eine Wand, die Stille genießend, als eine Eule zu ihm geflogen kam. „Die sieht aus wie die Eule, die mein Bruder von meinen Eltern bekommen hat!", überlegte er glücklich, als es ihn dann wie ein Schlag traf und er die Eule von seinem Arm schüttelte. „Das ist die Eule, die mein Bruder bekommen hat!", flüsterte er und James kugelte sich vor Lachen.
Er schnappte sich schnell eine Eule, band beide Briefe daran, schickte sie los und setzte sich dann zu James. „Darf ich dich was fragen?", überlegte James leise und sah Sirius von der Seite an. Die frische Nachtluft tat ihnen unendlich gut, sie fühlten sich frei.
„Alles, James.", grinste Sirius und lehnte sich an die Schulter seines Freundes. Sirius war ein Stück kleiner als James, was auch im Sitzen auffiel. „Hast du Angst um Regulus?"

Diese Frage traf Sirius tief. Er hatte es bis jetzt geschafft, nicht mehr darüber nachzudenken, doch nun prasselte alles auf ihn ein. Bevor er sprechen konnte, tropfte eine Träne auf seinen Pyjama. „Ständig.", antwortete er und spürte eine weitere Träne seine Wange hinabrollen.
„Was ist, wenn er hier in Hogwarts nicht richtig ankommt? Slytherin ist nicht mehr so, wie Mutter und Vater es kennengelernt haben, es sind nette Menschen dort, natürlich auch Dumme, aber das hat man überall, nicht wahr? Und selbst wenn er hier Freunde findet, wie soll ich ihn davor beschützen, sich zu verändern in eine Richtung, die Mutter und Vater nicht mögen! Was ist, wenn er so wird wie ich? Natürlich habe ich Angst um meinen Bruder, er wird schließlich nicht ewig leben, aber ich habe Angst, dass meine Familie ihn vorher tötet, wenn er sich verändert. Ich will das nicht denken, ich will es einfach ausblenden, aber es geht einfach nicht!", sagte Sirius. Es fühlte sich gut an, alles rauszulassen, sich jemandem anzuvertrauen, der ihn verstand. Er fühlte sich so überwältigt von seinen Gedanken und Ängsten, dass er selbst gemerkt hatte, wie leise er geworden war.

„Du musst deine Gedanken nicht kontrollieren. Du darfst dich nur nicht von ihnen kontrollieren lassen. Glaube nicht allem, was du denkst und fürchtest. Manchmal sind Gedanken nur Gedanken.", sagte James leise und legte einen Arm um seinen Freund. Es tat gut, offen über alles zu sprechen, auch wenn Sirius es hasste, wenn ihn jemand mit so einem Thema überfiel.
„Ich hab dich wirklich gern, James.", lächelte Sirius und legte sich auf den Rücken, mit dem Kopf auf ein paar Eulenfedern. „Ich dich auch, Kumpel.", antwortete James und legte sich neben ihn. Sie schliefen friedlich und glücklich ein.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt