Kapitel 88

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Obwohl Sirius nicht verriet, was er zuhause erlebt hatte, blühte er in den nächsten Tagen regelrecht auf. Er kam jeden Morgen verschlafen lächelnd die Treppe hinunter, während James bereits durch das Haus hüpfte, er jagte mit seinem besten Freund durch den Garten, sie spielten allerlei Spielchen, sprachen über Quidditch und spielten Euphemia und Fleamont Streiche.

Als Sirius an einem sonnigen Sommertag Euphemia beim Kuchenbacken half, bat sie ihn, den Teig zu rühren. Er hüpfte fröhlich zur Schüssel hinüber und antwortete: „Gerne, Mum." Als er bemerkte, was er gesagt hatte, ließ er beinahe die Schüssel fallen. Bevor einer der beiden etwas sagen konnte, schlich James von hinten an seinen besten Freund heran und versuchte, seinen Finger in den Teig zu stecken, doch Euphemia gab ihm einen leichten Klaps auf die Hand, bevor er etwas herausfischen konnte. „Meine chaotischen Söhne!", lachte sie herzhaft. Sirius lächelte breit und sah zu Euphemia. Seine Augen waren riesig und er spürte ein angenehmes Kribbeln im ganzen Körper.

Das Ferienende rückte immer näher und als nur noch eine Woche übrig war, fasste Sirius sich ein Herz und ging zu Euphemia. „Ich muss mit dir über etwas sprechen.", sagte er leise und zog sie mit sich in das Wohnzimmer.

„Natürlich, was gibt es?", fragte sie und kniete sich hin. „Ich muss zurück nachhause.", sagte er leise. „Zum – zum Grimmauldplatz? Zurück?"
Euphemia war außerordentlich verwirrt. „Ich habe meine Schulsachen dort. Meine Familie. Meine Mutter.", flüsterte er. Euphemia schaute ihn verwirrt an. „Deine Mutter ist der Grund, weshalb du mit inneren Verletzungen spät am Abend zu uns gekommen bist!" Sie konnte nicht glauben, dass Sirius zurück zum Grimmauldplatz wollte, nach allem, was ihm geschehen ist.

„Sie hat es nicht so gemeint. Ich kenne meine Mutter. Sie war nur wütend." Er brachte es nicht übers Herz, Euphemia in die Augen zu schauen. Er wollte sie nicht verletzen, doch zuhause wartete seine Familie auf ihn. Seine Mutter würde sich sicher bereits Sorgen machen, dachte er.

Euphemia seufzte. „Ich wünschte, du würdest bleiben. Du bist hier mehr als Willkommen, Sirius. Ich werde allerdings mitkommen und sichergehen, dass du gut ankommst.", erklärte sie und schloss ihn fest in die Arme. „Danke." Ein breites Lächeln fuhr ihm über die Lippen.

Sirius verabschiedete sich von James und Fleamont und apparierte dann mit Euphemia vor das Haus der Blacks. Noch einmal schaute sie zu Sirius, um sicherzugehen, dass er wirklich zurückgehen wollte. „Bei uns steht immer ein Bett für dich bereit. Sollte irgendetwas passieren, holen wir dich ab. Wir sehen uns am ersten Schultag.", versprach sie und zog ihn in eine letzte, lange Umarmung, bevor sie an der gewaltigen Tür klopfte.

„Euphemia!", begrüßte Walburga sie mit einem schmierigen Lächeln. „Ich bleibe nicht lang. Eines möchte ich jedoch loswerden: Sollte ich am ersten Schultag Sirius mit einem blauen Auge oder auch nur einer roten Wange sehen, wird er niemals zu euch zurückkehren. Dafür werde ich sorgen.", sagte sie, strich Sirius ein letztes Mal liebevoll über die Wange und apparierte dann zurück nach Hause.

Walburga öffnete die Tür ein Stück weiter und bedeutete Sirius, er solle hineingehen. Sie schaute sich achtsam um, um sicherzugehen, dass keiner der Nachbarn etwas gesehen oder gehört hatte und schloss dann die Tür hinter sich.

Sie brachte Sirius in den Keller und setzte ihn vor sich auf ein kleines Holzbett mit harter Matratze. „Du weißt doch, dass ich dir nichts böses will, Sirius, nicht wahr? Alles was ich tue, tue ich aus Liebe! Ich will nur, dass du einmal stark wirst und dich selbst zu beschützen weißt!"
Ihre Worte waren wie Gift, das Sirius nur allzu begierig aufsog. „Ich will doch nur, dass dir nichts widerfährt. Du bist so viel stärker als anderen Kinder in deinem Alter. Wieso hast du mir das angetan? Du bist weggelaufen, mitten in der Nacht! Ich hatte panische Angst!" Ihre Stimme klang, als meinte sie, was sie sagte, doch ihr Blick schien kühl, distanziert und ganz und gar nicht besorgt.

Sirius saß vor ihr, auf dem knarrenden Bett zusammengekauert und schaute zu Boden. Er fühlte sich so elend, wie selten. „Es wird niemals wieder passieren.", versicherte sie und gab ihm den Körperkontakt, den er sich schon so lange herbeisehnte. Sie kniete sich zu ihm und ließ ihn in ihre Arme kommen. Mit ihrer rechten Hand tätschelte sie seinen Rücken, während die linke auf ihrem Bein verharrte.
Als sie wieder aufstand, um zurück nach oben zu gehen, wollte Sirius ihr sofort folgen. „Mein lieber Junge, du wirst verstehen, dass du für dein Ausreißen bestraft werden musst! In dieser Nacht wirst du hier schlafen. Morgen sehen wir weiter."

Das leise „Aber ... Mutter ..." hörte Walburga nicht mehr, da die Kellertür hinter ihr mit einem Knall ins Schloss fiel. Sirius blieb allein im dunkeln sitzen und starrte sehnsüchtig zur Tür. Vielleicht würde sie noch einmal kommen, noch einmal nach ihm sehen?

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt