Kapitel 171 - Zweisamkeit

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Abends sollte dann die Party steigen. Alles war bereits vorbereitet, nur Remus fehlte noch. „Wo ist er denn?", fragte James nervös. „Alle warten auf ihn!", murmelte Peter und schaute sich um. „Ich hole die Karte!", schlug James vor und sprintete die Treppe zum Schlafsaal hinauf. „Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut.", sagte er und berührte die Karte mit der Spitze seines Zauberstabs. Er fuhr mit dem Finger über das Pergament und suchte angestrengt nach Remus Namen. „Wo bist du nur?", flüsterte er zu sich selbst und hielt die Karte näher an sein Gesicht. Endlich hatte er sein Ziel gefunden; doch nicht nur Remus Name war in dem kleinen Klassenzimmer zu sehen, Sirius Fußspuren waren auffällig nah an seinen.

James sprintete los und hechtete durch den Gemeinschaftsraum, nahm drei Stufen auf einmal die Treppe hinunter und bog links in den Korridor. Er nahm eine weitere Treppe und stand nun vor ihrem Klassenzimmer für Verwandlung. Er platzte durch die Tür, blieb abrupt stehen und keuchte vor Atemlosigkeit. Sein Oberkörper war dem Boden zugewandt, weswegen er nicht sah, wie Sirius und Remus sich sprungartig voneinander entfernten, da James sie gerade theoretisch gesehen beim Knutschen erwischt hatte.

„Ihr – ihr – müsst sofort -", begann er außer Atmen. „Ganz ruhig, Krone. Atme tief durch!", sagte Sirius sofort und ging etwas auf ihn zu. „Die Party!", brachte James hervor und sofort liefen alle los zum Gemeinschaftsraum. Dort angekommen brach ein Jubel aus, als Remus den Raum betrat. „Das wird die Party des Jahrhunderts!", strahlte Lily und reichte ihm ein Glas Punsch. Remus grinste und hob das Glas. „Prost, Freunde!", strahlte er und sofort jubelten seine Mitschüler erneut. „Wo zum Geier wart ihr?", fragte Peter gereizt. Sirius und Remus grinsten sich nur kurz an und zuckten dann mit den Achseln.

„Lasst uns feiern!", rief Sirius und nahm Remus Hand, um ihn auf die Tanzfläche zu ziehen. Sofort begannen sie, zu tanzen. James stieg, ohne zu zögern mit ein und tanzte mit Mary.
Marlene und Dorcas stellten sich zu den Getränken und tuschelten angeregt. „Unterbreche ich, meine Damen?", fragte Lily, die sich zu ihnen gesellte. „Das tust du nie!", sagte Dorcas und reichte ihr ein Glas Punsch. „Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du Potter heute heiß und innig umarmt hast!", sagte Marlene mit einem frechen Grinsen. Lily kräuselte die Lippen, damit ihr lächeln nicht auffiel. „Ich bringe ihn um. Da denke ich ein einziges Mal, dass er vielleicht doch ganz nett ist und schon erzählt er der halben Schule so einen Quatsch!", zischte sie. „Potter hat es nicht erzählt!", grinste Marlene. „Marls!", kreischte Dorcas. „Wer war es denn bitte dann? Potter ist die größte Labertüte der Schule!", sagte Lily beleidigt. „Ich würde ihn als zweitgrößte Labertüte bezeichnen. Unser lieber Sirius hat nämlich auch ein Händchen fürs Plaudern!", grinste sie und kicherte. „Black soll den Mund halten von Dingen, die er nicht versteht. Der Junge ist doch völlig unfähig, selbst zu lieben!", sagte Lily aufgebracht. „Bei Merlin – ganz ruhig, Lils! Was meinst du denn damit?", fragte Marlene. In dem Moment nahm Remus sich ein Glas Punsch. „Ihr seht doch selbst, wie er immer über die Korridore läuft. Hier und da zwinkert er einem Mädchen zu, mit jeder zweiten in Hogwarts hat er schon geschlafen und glaubt ihr nicht, dass er noch immer von Liebesbriefen überhäuft wird? So wie ich ihn kenne bleibt er keine fünfzehn Minuten auf dieser Party bevor er mit irgendeinem neuen Mädchen in einem Besenschrank verschwindet!", zischte sie. „Woah.", entfuhr es Marlene. „Du hast wirklich eine starke Meinung über Sirius Black.", murmelte sie.

Remus, der sich bemüht hatte, wegzuhören, trafen diese Worte. Es symbolisierte alles, was ihn an seiner Beziehung zweifeln ließ. „Ist dir aufgefallen, dass er sich seit Monaten nicht mehr mit Mädchen getroffen hat?", mischte Remus sich jetzt ein. Lily erschrak kurz, sie wusste von seinem Schwarm. „Ach ja? Ist Malia etwa kein Mädchen?", fragte Dorcas, die noch immer einen kleinen Groll gegen Sirius hegte, seit er mit Marlene ausgegangen war. Remus schaute genervt zu Dorcas. „Menschen können sich ändern. Sie können einen überraschen. Auch Sirius.", keifte Remus und verließ die drei.
„Was ist denn in den gefahren?", fragte Marlene, die völlig unwissend war. Die anderen beiden verdrehten die Augen. „Diese blöden Rumtreiber halten doch bei allem zusammen. Du kennst unsere Jungs doch.", sagte Lily bloß und ging zu Alice, die jemanden zu suchen schien.

„Du siehst etwas verloren aus, Alice!", sagte sie und reichte ihr einen Shot Feuerwhiskey. Sie stießen an und leerten ihre Gläser in einem Zug. „Frank ist irgendwohin verschwunden. Er hat nichts weiter gesagt und ist einfach abgezischt.", murmelte sie und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. „Merkwürdig. Komm mit, wir sehen nach ihm!", sagte sie und griff Alice Hand. „Wo willst du ihn denn suchen?", fragte Alice, folgte Lily aber bereitwillig. „Offensichtlich ist er nicht im Gemeinschaftsraum, also wird er irgendwo im Schloss herumlungern!", sagte sie und stieg mit Alice durch das Portraitloch.

Remus stand unterdessen genervt am Rand. Sirius, der das sofort bemerkte, machte sich auf den Weg zu ihm. „Was ist los? Du solltest feiern!", sagte er und strich mit seiner Hand über Remus Arm. „Lily und Dorcas gehen mir auf die Nerven.", sagte er und verdrehte die Augen. „Lily ist nicht einmal hier. Wie kann sie dir auf die Nerven gehen?", fragte Sirius und suchte Blickkontakt, doch Remus starrte beleidigt in die Menge. „Das willst du nicht wissen.", sagte er. „Du kannst mit mir über alles reden, Remus. Schließlich sind wir zusammen.", sagte er mit einem sanften Lächeln. Es fühlte sich gut an, das zu sagen, er spürte jedes Mal ein Kribbeln auf der Haut. Remus atmete tief durch. Seine Anspannung löste sich ein wenig. „Ich weiß genau, was du brauchst.", sagte Sirius und lehnte sich näher zu Remus. „Eine Massage des weltallerbesten Masseures.", flüsterte er in sein Ohr. „Eine Massage auf der Tanzfläche?", grinste Remus. „Ich glaube, unser Schlafsaal müsste frei sein.", säuselte Sirius und zwinkerte ihm zu. Remus kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus.

Sie schlichen sich unauffällig nach oben und sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, begann Sirius Remus langsam und vorsichtig zu küssen. Beide Jungen lächelten in die Küsse hinein. Es war so friedlich und aufregend zugleich. Remus verschloss die Tür, damit niemand sie stören könnte. „Komm mit.", flüsterte Sirius und zog Remus an seinen Händen sanft hinter sich her zu seinem Bett. Sirius zog Remus seinen Pullover aus und fuhr mit seinen Händen über Remus Brust. Dann führte er ihn auf sein Bett und Remus legte sich hin. Sirius stand einen Moment lang lächelnd neben ihm. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Ich werde diesen Jungen heiraten. Dann setzte er sich auf Remus und begann, seinen Rücken zu massieren.

„Das tut wirklich gut.", stöhnte Remus und spürte, wie seine Muskeln sich mit jeder von Sirius Bewegungen entspannten. Irgendwann fasste Remus sich ein Herz. „Ich muss mit dir über etwas reden.", sagte er und drehte sich um. Nun saß Sirius auf seinen Lenden. „Was gibt es denn?", fragte Sirius perplex. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich habe mich neulich wirklich schrecklich benommen und habe deshalb ein wirklich schlechtes Gewissen. Wenn ich das irgendwie wieder gut machen kann, sag mir, was ich tun kann.", bat Remus. Er hielt die ganze Zeit Blickkontakt mit dem überrumpelten Sirius. „Was? Ich meine – was meinst du?", fragte er und strich mit seiner Hand an Remus Wange. „Meine Worte haben dich zu einer Panikattacke geführt. Aus mir hat allein die Wut und Eifersucht gesprochen. Es war nicht fair, dir Vorwürfe zu machen, obwohl die ganze Sache meine Idee war.", erklärte er. Sirius wusste nicht, was er sagen sollte. Er war es nicht gewohnt, dass sich jemand so aufrichtig und ehrlich bei jemandem entschuldigte oder voll und ganz für seine Taten die Verantwortung übernahm. In seinem Elternhaus war er immer das schwarze Schaf der Familie gewesen, das ungeliebte Kind. Hier war er Sirius – Tatze – Remus Freund. „Danke.", sagte Sirius und legte seinen Oberkörper auf den von Remus. Seine Hände fuhren durch Remus Haar. „Womit habe ich dich verdient?", fragte er leise und sofort setzte Remus sich gerade in das Bett. „Hör schon auf dich zu bedanken! Ich belohne dich nicht dadurch, dass ich mich entschuldige oder mich um dich kümmere. Das ist dein Recht, wenn jemand dich mag.", sagte er sofort und schaute in Sirius verlorenes Gesicht. Er wusste noch immer nicht, was es hieß, angekommen zu sein bei Menschen, die ihn liebten. Auch die besten Freunde können jahrelanges Trauma nicht rückgängig machen.

Remus nahm Sirius in den Arm. „Du bist mir wichtig, Sirius. Du allein."

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt