Als die Schüler und Schülerinnen am nächsten Morgen in der großen Halle zum Frühstücken saßen, wurde James unheimlich hibbelig. „Heute finden die Auswahlspiele statt!", strahlte er und stopfte ein Toast in sich hinein. „Denkst du, wir schaffen es wieder ins Team?", grinste er mit vollem Mund, während er bereits sein zweites Toast mit Marmelade bestrich. James war viel zu aufgeregt, um auf eine Antwort zu warten, also bemerkte er es nicht einmal, als Sirius nervös hustete.
Remus schlug den Tagespropheten auf, der gerade vor ihnen gelandet war. „Weitere Morde. Natürlich nichts davon auf der Titelseite, sondern gut versteckt auf Seite acht.", beschwerte er sich leise. „Morde an Muggeln?", fragte Peter unruhig. „Muggelgeborenen Zauberern.", antwortete Remus unsicher. Sirius spürte einen Schauer seinen Rücken hinunterlaufen. Er wusste, welche Ansichten seine Eltern vertraten. Wussten die anderen es auch?
Natürlich wollte er seinen Freunden von dem erzählen, was er im Sommer mitbekommen hatte. Er wollte alles loswerden, vielleicht sollte sogar Professor McGonagall davon erfahren, doch er hatte Angst. Angst davor, ausgesondert zu werden, sobald die anderen erfuhren, in was für einem Haushalt er aufgewachsen war. Angst davor, als einer von ihnen zu gelten. Angst davor, was die anderen über ihn denken würden.
James räusperte sich merklich. „Wir sollten uns keine Sorgen darüber machen. Uns wird nichts passieren, wir sind schließlich in Hogwarts! Dumbledore ist der Beste Zauberer der Welt, solange er uns beschützt, haben wir nichts zu befürchten.", versicherte er und beendete damit das Thema. In ihren Köpfen allerdings, blieb der Gedanke hängen. Remus und Peter hatten beide Muggelstämmige und Halbblüter in ihren Familien. Remus selbst war ein Werwolf, die Mörder würden sicherlich nicht bei Muggelgeborenen und Halbblütern halt machen.
Mit diesen Gedanken fiel es den Jungen schwer, im Unterricht gut aufzupassen. Sie schienen abwesend, auch die Lehrer waren nicht vollkommen aufmerksam. Der Vormittag zog sich unendlich lange hin, die Schüler bemerkten die nervösen Blicke der Lehrer in den halb aufgeschlagenen Tagespropheten bei jeder Gelegenheit.
Als sie sich endlich wieder in den Gemeinschaftsraum begeben konnten, ließ Remus sich erschöpft in den Sessel am Kamin fallen. „Das war das reinste Trauerspiel.", sagte er. „Slughorn konnte sich nicht eine Minute konzentrieren!", beschwerte Peter sich und griff gerade nach seinen Hausaufgaben, als die Jungen eine Erstklässlerin weinen sahen.
Sie schien aufgelöst zu sein, umgeben von ihren neuen Freundinnen. „Mach dir keine Sorgen, Mirabell, Dumbledore beschützt das Schloss!", sagten sie, doch ihre aufmunternden Worte schienen nicht durchzudringen. „Worum es wohl geht?", grübelte Sirius. „Ich will nach Hause!", weinte sie, als eine ihrer Freundinnen sie in den Arm nahm.
„Was ist los?", fragte die Vertrauensschülerin, die gerade auf die Erstklässlerin zukam. „Talyor hat mir erzählt, dass es Werwölfe im verbotenen Wald gibt. Ich habe solche Angst!", schluchzte sie. Dieser Satz schnitt wie eine Klinge durch Remus Magengegend. Er atmete tief ein, um Tränen zu unterdrücken. Unwohl drehte er sich in seinem Sessel.
James, Sirius und Peter sahen kurz besorgt zu Remus, dann fiel ihr Blick auf den Boden. „Wie kann jemand wie Dumbledore erlauben, dass diese Kreaturen in den Wäldern einer Schule leben?! Werwölfe sind gefährlich!", weinte sie weiter und Remus Stirn zog sich zusammen. Er starrte auf seine Narben an den Armen und seufzte.
Sofort standen Sirius und James auf und gingen hinüber. „Keine Angst, kleine.", sagte Sirius und kniete sich zu ihr. „Mirabell heißt du, richtig?", fragte James vorsichtig und das Mädchen nickte, während sie sich die Tränen aus den Augen wischte.
„Wusstest du, dass Werwölfe in Wahrheit wirklich nett sind?", sagte James. „Mehr als nur nett. Sie sind einfache Menschen, wie du und ich. Menschen, die sich um ihre Freunde kümmern, ihre Hand halten, wenn es ihnen schlecht geht und sie auf den Boden zurückholen, wenn sie zu aufgedreht sind.", fügte Sirius hinzu. Remus schaute hinüber und begann zu lächeln. „Aber was sind sie, wenn Vollmond ist?", fragte Mirabell unsicher. „Sie sind immer noch sie selbst. Nur in einer anderen Hülle.", sagte James und streichelte ihr vorsichtig über die Schulter.

DU LIEST GERADE
Die Rumtreiber - die ganze Geschichte
FanfictionDa Jk kein Buch über die Ära der Rumtreiber geschrieben hat und ich (wie sicher viele andere auch) mir ein solches Buch sehr wünschen würde, habe ich mich daran versucht!🥰 Die genaue Richtung der Geschichte weiß ich noch nicht, doch ich vermute, es...