Kapitel 125 - Vollmondwahnsinn

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Wenige Wochen später stand der nächste Vollmond vor der Tür. „Was sollen wir tun? An dem Abend haben wir Astronomie! Wir können nicht alle schwänzen!", seufzte James. Sie hatten sich in ein leeres Klassenzimmer gesetzt, um den Ablauf des Vollmonds zu besprechen. „Was ist denn in dich gefahren? Seit wann beachtest du irgendwelche Regeln?", fragte Sirius. „James hat recht. Es wird zu auffällig sein, wenn ihr alle fehlt. Wie wäre es, wenn einer von euch mitkommen würde und die anderen beiden nachkämen?", fragte Remus. Ein Nicken ging durch die Gruppe. „Wer kann es sich erlauben zu schwänzen?", fragte James. Die drei Jungen starrten Peter an. „Auf keinen Fall! Ich bin eine absolute Niete in Astronomie! Ich brauche die Übung!", beschwerte Peter sich. „Ich komme mit!", schlug Sirius vor. „Du hast schon die letzten drei Astronomie-Stunden verpasst beziehungsweise geschwänzt! Du brauchst die Übung fast noch dringender als Peter!", grinste Remus. Sirius öffnete den Mund, doch ihm fiel nichts ein, was er erwidern konnte. „Ich werde mitgehen. Ihr beiden kommt nach, sobald die Stunde vorbei ist.", bestimmte James und die anderen drei nickten eifrig.

„Geht schon vor, Sirius und ich kommen gleich.", sagte Remus. Der Vollmond war in zwei Tagen, brachte allerdings schon jetzt Remus System durcheinander. Nichtsahnend gingen James und Peter aus dem Klassenzimmer. Sirius legte seinen Kopf schräg. „Weißt du, was das hier für ein Zimmer ist?", fragte Remus und stand von dem Stuhl auf, auf dem er eben noch saß. „Keine Ahnung. Hatten wir hier mal Zauberkunst?", antwortete Sirius und schaute sich um. Er saß auf einem der Tische, die am Fenster standen. Remus ging langsam zu Sirius. „Hier hast du mir das Tanzen beigebracht.", antwortete er leise und stellte sich vor Sirius. Dieser schluckte. Die Tanzstunde im letzten Jahr war eine der ersten Situationen, in denen Sirius daran gezweifelt hatte, ob er vielleicht tatsächlich etwas für Remus empfand.

„A-ach ja?", stammelte er und musste leicht zu Remus hochschauen. Remus legte eine Hand vorsichtig auf Sirius Knie. Es fühlte sich an, als würde sein Herz einen – nein – zwanzig Schläge überspringen. „Du wirst rot.", flüsterte Remus, der die schnelle Atmung von Sirius bemerkte. Es war dieses Gefühl, das Sirius so lange in einem Mädchen gesucht hatte. Konnte es wirklich sein, dass Remus ihm das gab, was er suchte? Was er brauchte?

„Geht dir die Tanzstunde häufig durch den Kopf?", fragte Sirius. Er wollte wissen, ob Remus auch nur im Ansatz etwas ähnliches fühlte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das einzige bist, das mir momentan durch den Kopf geht.", antwortete er, was Sirius den Atem verschlug. Langsam und ganz vorsichtig legte er seine Hand auf die von Remus. Plötzlich ertönte ein lautes Geräusch im Korridor. Ein anderer Schüler hatte wohl die Ritterrüstung umgeworfen.

Sirius schreckte auf. „Ich muss gehen. Ich habe Marlene versprochen, mit ihr einen Abendspaziergang zu machen!", sagte er schnell und beeilte sich, aus dem Zimmer zu gelangen. Remus blieb allein zurück und schmunzelte. Sirius Hand hatte ihm mehr gesagt als tausend Worte.

Zufrieden ging er zurück in den Gemeinschaftsraum. „Was habt ihr zwei denn noch so Wichtiges besprochen?", fragte Peter und gähnte. Remus grinste nur und zuckte mit den Achseln. In diesem Moment war er so selbstsicher wie selten. Er spürte, dass Sirius nicht ewig bräuchte, bis er sortieren konnte, was in ihm vorging. Er würde es nicht mehr viel länger abstreiten können.

Remus setzte sich zu Lily, die im Halbschlaf über einem Buch hing. „Sieh mal einer an. Was versetzt dich denn in so eine gute Stimmung heute Abend?", fragte sie und schob das Buch beiseite. „Nichts Besonderes. Nur ein unbestreitbar romantischer Moment mit meinem Schwarm.", grinste er und sah Lilys Augen immer größer werden. „Wirklich? Er ist doch mit Mar-", begann sie. „Ich weiß, ich weiß.", unterbrach Remus sie. „Vielleicht hält das aber nicht mehr so lange an, wenn er sich endlich dafür entscheidet, seinem Herzen zu folgen.", schmunzelte er. Lily schüttelte den Kopf. „Du redest da gerade über die Beziehung meiner besten Freundin!", erinnerte sie ihn. „Und was wurde aus falschen Hoffnungen und er hat mich nie so angesehen?", fuhr sie kichernd fort. „Es scheint, als habe ich mich da geirrt.", säuselte er und kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt