Kapitel 93

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Der erste Regen des Sommers prasselte gegen die hohen Fenster der schwach beleuchteten Bibliothek, als Remus mit Lily durch die Tür schlüpfte. Madam Pince warf einen skeptischen Blick auf die beiden, denn obwohl sie immer vorsichtig mit den Büchern umgingen, passte sie bei jedem Schüler und jeder Schülerin genau auf.

„Erzähl schon, worum geht es?", zischte Lily aufgeregt, während Remus peinlich genau darauf achtete, dass niemand in Hörweite war. Bevor er begann zu erklären, wieso genau er Lily nach dem Abendessen gebeten hatte, mit ihm in die Bibliothek zu kommen, griff er wahllos nach einigen Büchern und setzte sich zu ihr. Er holte tief Luft. „Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.", sagte er, ohne sie anzuschauen und ließ die Seiten der Bücher an seinem Daumen entlanggleiten. „Also anstatt gerade mit Marlene Wetten abzuschließen, ob Potter oder Black den Luftanhalt-Wettbewerb verliert, darf ich dir zusehen, wie du die Seiten der Bücher in der Bibliothek zerstörst, die bereits zweihundert Jahre alt sind?", fragte sie provokant. „Wenn du nichts davon hören willst, kannst du auch gehen!", antwortete Remus schroff. „Vielleicht sollte ich das besser.", neckte Lily, genau wissend, dass Remus nur einen Anstoß brauchte, um über bestimmte Themen zu reden.

„Ich glaube ich bin verknallt.", sagte Remus lauter, als er es wollte. „Wirklich? Du bist verliebt? Wer ist sie?", fragte Lily aufgeregt und setzte sich auf die Kante ihres Stuhls. Sofort schaute Remus sich nervös um. „Ich habe nichts von verliebt sein gesagt. Nur verknallt und nur vielleicht.", erklärte er schnell. Lily legte ihren Kopf schräg. Sie hatte noch nie mitbekommen, dass Remus sich mit einem anderen Mädchen als ihrer Freundesgruppe unterhalten hatte.

„Ich weiß einfach nicht, ob er sich in Jungen verliebt.", sagte Remus leise und spürte, wie sein Kopf heiß wurde. Er konnte nicht einmal auf eine Reaktion von Lily warten, bevor die Synapsen in seinem Gehirn sich überschlugen. Sie wird es der ganzen Schule erzählen. Sie wird mich bloßstellen. Sie wird mich niemals so akzeptieren. „Er?", fragte Lily mit einem strahlenden Lächeln. „Vielleicht wäre ich auch gar nicht sein Typ.", sagte er schnell dazu. Lily stand auf und fiel Remus um den Hals. „Wer ist es?", fragte sie aufgeregt. „Das sage ich dir nicht. Noch nicht."

Sie setzte sich wieder und schaute ihm in die Augen. Das Lächeln steckte ihn an und wollte nicht wieder von seinen Lippen verschwinden. „Seit wann weißt du es?", fragte sie. Remus wusste nicht, was er darauf antworten sollte. „Ich denke, ich bin mir noch immer nicht ganz sicher, was genau ich fühle.", gab er zu, ohne sein Lächeln zu verlieren. „Ich bin mir ganz sicher, was du fühlst. Das Lächeln, was du gerade auf deinen Lippen hast, sagt mehr als tausend Worte.", grinste sie und sah zu, wie Remus verträumt aus dem Fenster sah. „Nun ja, ich kann ja Träumen.", sagte er und ließ seine Finger durch die Haare gleiten.

„Wer weiß davon? Peter? Sirius? Potter?", fragte sie nach einiger Zeit. „Keiner. Du bist die Einzige.", gab er zu und bemerkte den überraschten Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Bei Merlin, guck nicht so! Ich kann einfach mit dir besser über sowas reden.", erklärte er. „Aber sie werden es auch noch erfahren.", fügte er hinzu, nachdem Lilys skeptischer Blick ihn traf. Wie könnte er es den Rumtreibern sagen, wenn es einer von ihnen war, in den er sich verliebt hatte?

„Ich freue mich auf jeden Fall, dich so glücklich zu sehen. Keine Sorge, von mir wird es niemand erfahren, aber es ist nichts, was du geheim halten solltest! Verliebt sein ist das beste Gefühl der Welt, das weißt du noch besser als ich! Selbst wenn er nicht so fühlt wie du, kannst du es wenigstens versuchen!", überlegte Lily. „Du hast ja recht. Ich brauche einfach noch mehr Zeit. Ich habe es gerade erst für mich herausgefunden.", erklärte er, noch immer breit lächelnd. „Es tut so gut, mit dir darüber zu reden.", sagte Remus und nahm ihre Hand. „Ich bin immer für dich da, wenn du über deinen ominösen Schwarm reden möchtest, oder mir seinen Namen verraten willst.", neckte sie. „Bei Merlin – was ist, wenn wir uns in den selben Jungen verlieben?", fragte sie aufgeregt. „Keine Sorge, ich werde mich schon nicht in James verlieben.", grinste Remus frech, genau wissend, dass sie sich aufregen würde.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt