Kapitel 77

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Nervös ging Malia in dem leeren Klassenzimmer auf und ab. Sie wusste, dass sie Sirius auf etwas ansprechen würde, was er mit Sicherheit verschweigen wollte. Doch sie musste es wissen. Sie konnte nicht mit ihm Zusammensein, wenn er ihr nicht die Wahrheit sagte, also knirschte sie nervös mit den Zähnen. Er war zu spät. Viel zu spät. Kurz huschte der Gedanke durch ihren Kopf, dass er wüsste, worüber sie sprechen wollte und sie deshalb versetzte. Dass er sie ignorierte und ihr aus dem Weg ging, doch war das überhaupt möglich? Sie hatte niemandem gegenüber auch nur ein Wort darüber verloren, niemand wusste es, da war sie sich sicher. Also konnte auch Sirius nicht im Ansatz ahnen, was ihr so am Herzen liegen würde.

Nach einer Stunde hatte sie genug. Sie ging aus dem Klassenzimmer und machte sich auf den Weg, um nach ihm zu suchen. Unterwegs begegneten ihr einige Mitschüler, doch niemand von ihnen wusste, wo Sirius sein könnte. Sie wartete vor dem Gemeinschaftsraum der Gryffindors darauf, dass jemand hinauskommen würde und wüsste, wo er war. „James!", sagte sie, als sie ihm begegnete. „Weißt du, wo Sirius ist?", fragte sie vorsichtig. James schaute sich im Gemeinschaftsraum um. „Er ist nach den Hausaufgaben mit Remus in die Bibliothek gegangen, hat er etwa euer Treffen vergessen?", fragte James verwundert. „Scheinbar.", sagte sie und schaute sich um. „Danke dir. Ich werde ihn dort suchen!", sagte sie schnell und rannte los.

„Miss Milstein, gehen Sie bitte langsam!", rief Professor Sprout ihr hinterher, als sie geradezu an ihrer Lehrerin vorbeisprintete. „Tut mir leid, Professor!", sagte sie schnell und wurde langsamer.
Als sie endlich die Bibliothek erreichte, atmete sie tief durch. Mit zitternden Händen ging sie hinein und huschte zwischen den Regalen voller Bücher umher, bis sie endlich Sirius und Remus fand, die miteinander lachend am Fenster saßen. Sirius versuchte gerade, Remus das Buch aus der Hand zu nehmen, doch der schien zu viel Angst zu haben, Sirius würde es mit seinen Schokoladenfingern beschmieren.

„Sirius!", sagte Malia leise. „Oh Merlin! Ich habe unser Treffen vergessen! Tut mir leid, Malia! Wir haben gelernt und geredet, irgendwann habe ich nicht mehr auf die Zeit geachtet!", gab Sirius zu, ließ das Buch los und stand auf. „Ich muss gehen, sehen wir uns später?", fragte Sirius und sah Remus tief in die Augen. „Selbstverständlich. Nehmt euch Zeit!", sagte Remus und schlug das Buch zu.

Malia nahm die Hand ihres Freundes und zog ihn mit sich aus der Bibliothek. „Wo genau gehen wir hin?", fragte Sirius besorgt und suchte Blickkontakt, doch Malia starrte geradeaus. Sie sagte kein Wort, bis sie ein Klassenzimmer erreicht hatte, das etwas abgelegen lag.

„Was hast du vor?", fragte Sirius frech grinsend und versuchte, seine Freundin zu küssen, doch Malia drehte sich weg. „Bei Merlin, würdest du mir endlich sagen, was hier genau los ist?", fragte er nun ernst. „Es tut mir leid, dass ich unser Treffen vergessen habe, Malia. Ich schwöre! Kannst du mir jetzt sagen, worum es geht?" Malia regte sich nicht. Mit ihren Händen auf das alte Lehrerpult gestützt stand sie mit dem Rücken zu Sirius und ließ keinen Ton über ihre Lippen kommen.

„Wenn du nicht mit mir reden willst, kann ich genauso gut wieder zu Remus gehen.", sagte er und war auf halbem Wege zu Tür, als sie sich umdrehte und endlich den Mut fand, ihm zu sagen, was sie bedrückte. „Was sind das für Narben?", fragte sie mit zitternder Stimme. Sirius ließ die Türklinke los und drehte sich zu ihr um. „Was?", fragte er, wohlwissend, von welchen Narben sie sprach. „Du versteckst sie mit deiner Kleidung, doch neulich konnte ich sie sehen.", gab sie zu und biss sich auf die Lippe. „Es ist nichts. Ich bin nur sehr tollpatschig.", antwortete er und schaute zu Boden. „Sirius, das ist es nicht. Was ich gesehen habe, waren eindeutig andere Narben. Narben, die nicht einfach so passieren!", sagte sie laut. Sirius stand für einen Moment da und dachte daran, ihr einfach alles zu erzählen. Doch alles, was aus seinem Mund kam war: „Du willst nichts davon hören." Er drehte sich um und wollte das Gespräch vergessen, einfach verschwinden.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt