Kapitel 156 - favourite feeling

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Es war ein sonniger Nachmittag im Februar. Peter, James und Remus arbeiteten im Gemeinschaftsraum an ihren Hausaufgaben, während Sirius sich auf etwas anderes zu konzentrieren schien. Sein Kopf war nach unten geneigt, doch seine Augen waren auf den braunhaarigen Jungen gerichtet, der nicht weit von ihm entfernt saß. Sirius beobachtete jede Bewegung von Remus genau. Die gespitzten Lippen und die zusammengekniffenen Augen. Die leichte Kurve seines Nackens, die weiche Hand, die die Schreibfeder umfasste.

Remus schaute von seinem Blatt genau in Sirius Augen, rümpfte seine Nase und lächelte. „Wieso starrst du?", fragte er leise, um Peter und James nicht zu stören. Verdammt, dachte Sirius. Er war absolut sprachlos. Seine Wangen wurden plötzlich heiß. Ich will eine Welt mit dir, die wir nie wieder verlassen. Ich will mich in deinen Armen verkriechen und dein Lachen aus der Luft fangen. Du gibst mir das Gefühl, zuhause zu sein. Angekommen zu sein, wo ich sein soll. Dich umgibt reines Sonnenlicht, dachte er. Es dauerte einen Moment, bis er all diese Gedanken sortieren konnte und nach einer Antwort suchen konnte, die nicht seine tiefsten Gefühle offenbarten. Sirius öffnete den Mund. „Du bist so ein Streber."

Remus lächelte und verlor sich für einen Moment in den sturmgrauen Augen, bevor er sich wieder fing und sich seiner Hausaufgabe widmete. Er erinnerte sich an das Gespräch mit Lily am Vorabend. Stundenlang hat sie darüber geredet, wie sie im Unterricht bemerkt hatte, dass Sirius immer wieder zu ihm schauen würde. „Er macht diese verliebten Augen", hatte sie gesagt. War es das, was sie meinte?

„Kommt jemand mit in die Bibliothek? Ich muss noch einmal die Wirkung von Lathyrus belinensis nachlesen und kann mein Kräuterkundebuch nicht finden!", sagte James. „Du kannst doch einfach meins ausleihen.", schlug Peter vor. „Das ist nett, aber ich glaube, dass ich es dort liegenlassen habe.", sagte er und stand auf. „Warte, ich komme mit! Ich habe noch drei Bücher, die ich wieder abgeben muss, bevor Madam Pince mir ein Haar nach dem anderen herauszieht.", grinste Peter, schnappte sich die Bücher und folgte James aus dem Gemeinschaftsraum.

„Und was machen wir beiden Hübschen?", fragte Sirius und setzte sich aufrecht hin. „Wie wäre es damit, wenn du mit den Hausaufgaben anfängst?", fragte Remus und zeigte auf das leere Pergament. „Das kann ich später noch machen. Du arbeitest schon viel zu lange daran! Eine kleine Pause kann dir nicht schaden.", schlug Sirius vor und stand auf. „Wir müssen den Aufsatz morgen abgeben!", lachte Remus, obwohl er wusste, dass diese Information Sirius nicht im Ansatz berühren würde. „Was hast du überhaupt vor?", fragte Remus. „Ich glaube die Slytherins haben schon viel zu lange keinen Streich mehr abbekommen. Bist du dabei?", fragte Sirius und griff nach Remus Hand. Die beiden schnappten sich die Karte und schlüpften aus dem Gemeinschaftsraum.

Sie liefen ein paar Korridore entlang, bevor Sirius die Karte aufklappte. „Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut.", sagte er und tippte die Karte mit seinem Zauberstab an. Zuerst sah er Dumbledores Büro und die umliegenden Räume. „Wag es ja nicht, unserem Schulleiter Streiche zu spielen. Ich bin Vertrauensschüler.", erinnerte Remus ihn und schon schlug Sirius die Seite um.

Der Ausschnitt, der nun offenbart wurde, zeigte den Korridor, in dem die beiden Jungen standen. Nur ihre Fußspuren waren zu sehen, weit und breit kein anderer Mensch im Korridor, doch ihr Atem stockte, als sie in hüpfenden Buchstaben das Wort Küssen! über ihren Namen sahen. Einen kurzen Moment lang herrschte Stille. Keiner der beiden wusste, wie er nun darauf reagieren sollte. „Die Karte muss irgendeinen Fehler haben.", sagte Sirius nervös und klappte so schnell es ging die Seite um, während Remus ungläubig auf Sirius starrte. „Das wird es wohl sein.", murmelte er.

„Da ist einer! Er ist sogar alleine!", rief Sirius dankbar, als er einsame Fußstapfen auf der Karte entdeckte. Sie gingen los, Sirius wagte es nicht, Remus anzusehen, daher steckte er seine Nase tief in die Karte und beobachtete jede Bewegung ihres Ziels. „Wir könnten ihn abfangen und erschrecken.", schlug Remus vor, obwohl er sich kaum auf irgendeine Art von Streich konzentrieren konnte. Vor seinen Augen sah er noch immer die Namen der beiden und das Wort Küssen darüber. Sirius stimmte zu und schon gingen sie los. Sirius gab sich die größte Mühe, die Karte niemals seinen und Remus Namen zeigen zu lassen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Darauf war er nicht gefasst gewesen.

Sie konnten sich kurz ablenken, indem sie den Slytherinjungen mit einer von der Decke fallenden Wassermelone erschreckten, doch als sie einschlugen und sich ihre Blicke trafen, kamen plötzlich alle Gefühle über die beiden. Sie lächelten kurz unsicher, bevor sie zu Boden schauten. Dann machten sie sich auf den Weg zurück zum Gemeinschaftsraum, wo Peter und James bereits eingetrudelt waren. „Hast du dein Buch gefunden?", fragte Sirius sofort und schnappte sich seine Feder. James schien verwirrt über das plötzliche Interesse an Schulaufgaben, dachte sich allerdings nicht viel dabei. Er hielt freudig das Buch in die Höhe, aus dem er gerade las, um es Sirius zu zeigen.

Den Rest des Tages gingen Sirius und Remus sich aus dem Weg. Sie vermieden es, Zeit zu zweit zu verbringen und gingen auch zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett, doch ihre Gedanken kreisten um das Wort auf der Karte und all die Gefühle, die sie in den letzten Monaten füreinander hatten. Es fiel ihnen schwer einzuschlafen, denn der andere lag nur ein Bett entfernt.

Als James sie am nächsten Morgen weckte, war es draußen noch dunkel. Peter rollte aus dem Bett und ging ins Bad, während James sich schnell anzog, um seine Schulsachen aus dem Gemeinschaftsraum zusammenzupacken. Sirius setzte sich auf die Bettkante und streckte sich. Remus lag noch im Bett, er hatte sich zu Sirius gedreht und sah von hinten dabei zu, wie er sich im Halbdunkeln umzog. Als Sirius eine Kerze anzündete, bemerkte er, dass Remus bereits wach war. „Guten Morgen.", sagte er sanft und lächelte. Er wirkte zufrieden.

Remus stand auf und zog sich die Schuluniform an. Als er, wie beinahe jeden Morgen, mit der Krawatte kämpfte, ging Sirius auf ihn zu. „Soll ich dir helfen?", fragte er charmant und nahm den Stoff in seine Hände. „Das gestern – mit der Karte -", begann Remus und suchte Blickkontakt, doch Sirius unterbrach ihn. „Das war nicht so geplant, nicht wahr?", schmunzelte er und jetzt musste auch Remus lächeln. „Man braucht nicht immer einen Plan. Manchmal musst du einfach durchatmen, vertrauen, loslassen, und sehen, was passiert.", flüsterte Remus. Der Schlafsaal war bis auf die beiden Jungen leer. Sirius schaute nun von der Krawatte zu Remus Lippen, diese wunderbar sanften, weichen Lippen. Der Moment fühlte sich wie eine Ewigkeit an und endlich fasste Sirius sich ein Herz. Er zog Remus Kopf an der Krawatte, die er gerade gebunden hatte, herunter und schloss die Augen. Es war monatelang ein Traum gewesen, eine entfernte Hoffnung, doch in genau diesem Moment wurde dieser Traum zur Wirklichkeit.

Ihr Lippen berührten sich. Zuerst sanft und zart, sie verharrten einen Moment in dem Gefühl, in der Nähe. Dann begann Remus ganz langsam mit einer Hand durch Sirius Haar zu streicheln. Sirius spürte die warme Hand an seinem Nacken, die seinen Kopf lenkte. Dann legte er vorsichtig eine Hand an Remus Wange. Er fühlte sich, als würde ein Feuerwerk in seinem Bauch passieren, dann lächelte er in den Kuss hinein. Es fühlte sich so richtig an.

Remus ließ seine andere Hand an Sirius Körper entlanggleiten, er nahm jede Bewegung wahr, auch er genoss den Kuss so sehr. Er hatte sich schon oft vorgestellt, wie es wäre, diesen Jungen mit den wunderschönen Augen zu küssen. Diesen Jungen, der ihn so oft nervös werden ließ, der ihn so oft zum stottern brachte. Nicht in seinen kühnsten Träumen hätte er sich seinen ersten Kuss mit Sirius Black so schön vorgestellt, so einfach. Er wollte Sirius nie wieder gehen lassen.
Die beiden lösten sich voneinander und schauten sich in die Augen. Was war gerade geschehen?

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt