Die Schüler und Schülerinnen von Hogwarts saßen um neun Uhr am Morgen im Hogwartsexpress. Der ganze Bahnsteig war mit Auroren gefüllt und auch im Zug schauten jede halbe Stunde Auroren in die Abteile. Sie konnten nicht sicher genug sein.
Die Rumtreiber teilten sich wie immer ein Abteil. Es war so kalt und neblig draußen, dass sie kaum etwas erkennen konnten. „Sogar hier drinnen frieren meine Hände.", seufzte James und hauchte an die kalten Finger. „Zuhause werde ich erstmal einen heißen Kakao trinken!", verkündete Remus und rieb seine Hände aneinander. „Stundenlang in dieser Kälte sitzen – das kann doch keiner aushalten!", beschwerte Peter sich. „So kalt war es doch letztes Jahr nicht!", murmelte Remus. Als die Imbisshexe mit ihrem Wagen vorbeikam, wagten die Jungen es, von ihren angewärmten Sitzen aufzustehen.
„Tee? Süßes?", fragte sie. „Ja, bitte.", sagte Remus sofort und schnappte sich eine Tasse mit dem heißen Tee. „Wieso ist es dieses Jahr so kalt im Zug?", fragte James, der sich ebenfalls eine Tasse Tee kaufte. „Das weiß ich leider auch nicht!", gab die Hexe zu und schob ihren Wagen weiter.
Remus packte sein Zauberschachspiel aus und drehte sich zu Sirius. „Du bist so ruhig! Was ist los?", fragte er. „Es ist nichts. Nur die Kälte.", versicherte er und begann eine Runde Schach mit Remus.
Die Zeit verging für Sirius viel zu schnell, denn er war gerade eingedöst, als der Zug langsamer wurde. Sirius schreckte hoch. „Sind wir da?", fragte er panisch. Die anderen schauten ihn verwirrt an. „Es dauert nicht mehr lange.", antwortete Peter leise. Sirius schien noch im Halbschlaf zu sein, denn er war orientierungslos und ängstlich. „Ich will nicht zurück – James!", sagte er und stand auf. „Ganz ruhig, Sirius. Wir sind alle hier. Wir schaffen das zusammen.", sagte James und nahm seinen besten Freund fest in den Arm.
Sie rollten im Bahnhof ein. Sirius kam wieder zu sich. Er nickte. „Tut mir leid – ich hatte wohl einen Albtraum oder sowas.", sagte er schnell und griff nach seiner Tasche. „Bis nächstes Jahr, Leute.", sagte er so selbstbewusst er konnte. Er umarmte seine Freunde und stieg als erster aus dem Zug aus.
Auf dem Bahnsteig warteten bereits seine Eltern auf ihn. Sie waren gerade dabei Regulus zu begrüßen, als Sirius sich zu ihnen stellte. „Wir sollten gehen.", sagte Walburga, als sie ihren ältesten Sohn wahrnahm. Sie griff die Handgelenke ihrer Kinder und apparierte an der Seite ihres Mannes zum Grimmauldplatz.
Sirius zögerte einen Moment, bevor er das Haus betrat. Er wusste, was in diesem Winter auf ihn zukommen würde. „Kreacher! Koffer.", rief Orion streng und sofort schleppte sich der kleine Hauself mit den Koffern die Treppe nach oben.
Die Familie ging weiter in das Esszimmer, der Tisch war bereits gedeckt, das Essen dampfte. „Setzt euch.", sagte Walburga. Die Kinder taten sofort, was ihre Mutter ihnen befahl. Sie begannen zu essen. „Wie war es in Hogwarts, Regulus?", fragte sie und sofort legte Regulus sein Besteck beiseite. „Sehr gut, Mutter. Die ersten Quidditchspiele stehen bald an.", erklärte er und nahm sein Besteck wieder in die Hand. „Sehr gut.", sagte sie und widmete sich wieder ihrem Essen.
„Entschuldigt mich. Ich werde woanders gebraucht.", sagte Orion und verließ ohne ein weiteres Wort das Haus. „Hast du über das nachgedacht, was wir besprochen haben?", fragte Walburga. Sirius legte gehorsam sein Besteck beiseite. „Ja, Mutter. Das habe ich.", sagte er, ohne sie anzuschauen. „Junge! Schau mich an, wenn du mit mir redest!", zischte sie, ironischer Weise ohne ihn anzuschauen. Sirius drehte langsam seinen Kopf. „Wieso sollte ich? Du tust es doch auch nicht.", sagte er. In diesem Moment stand sie auf und griff nach ihrem Zauberstab. „Crucio!", schrie sie und Sirius spürte den altbekannten, stechenden Schmerz durch seine Glieder fahren. Regulus saß zwischen ihnen, regungslos, sein Besteck neben dem Teller, die Augen geschlossen.
Er hörte die Schreie seines Bruders und das triumphierende Lachen seiner Mutter, bevor die Schreie plötzlich aufhörten. Es herrschte Stille. Sie senkte ihren Zauberstab und verließ den Raum, doch nicht ohne Sirius mit dem Fuß ins Gesicht zu treten, Sirius lag regungslos am Boden. „Sirius!", rief Regulus sofort, als die beiden allein im Raum waren. Sein Bruder war nicht ansprechbar. „Kannst du mich hören? Bitte rede mit mir!", flehte er und Tränen bahnten sich ihren Weg in seine Augen. „Verdammte Scheiße! Mist – Mist – Mist!", zischte er und schüttelte den Körper seines Bruders, als Tränen aus seinen Augen auf Sirius Brust fielen. Er schloss die Augen und schluchzte. „Merlin." Die Stimme war die seines Bruders, nur schwach. „Du solltest dein Gesicht sehen.", sagte Sirius. Blut lief aus seiner Nase.
„Verdammtes Arschloch! Ich dachte, sie hätte dich umgebracht!", lachte Regulus erleichtert auf. „Mutter scheint nicht ganz auf der Höhe zu sein. Ich dachte auch, sie wolle mich umbringen.", scherzte Sirius, der noch immer auf dem Boden lag. „Ich bringe dich nach oben.", sagte Regulus und half seinem Bruder die Treppen hoch. In Sirius Zimmer angekommen legte er seinen Bruder auf das Bett. „Schlaf, Sirius. Morgen sehen wir weiter.", flüsterte er, streichelte ihm einmal sanft über den Kopf, bevor er das Zimmer verließ.
Am nächsten Morgen stand Sirius erst spät auf. Er wischte sich das Blut vom Vortag aus dem Gesicht, zog sich seinen Gryffindorpullover an und stolzierte die Treppe hinab. Sein Vater schien noch immer nicht wieder da zu sein, deshalb saß Walburga allein im Wohnzimmer mit einer Zeitung in der Hand. Sirius grinste breit und provokant, als er sich zu ihr setzte. Sie legte die Zeitung beiseite. „Ich würde vorschlagen, dass du dich umziehst, bevor ich andere Seiten aufziehen muss.", sagte sie leise und ruhig. „Ich fühle mich so unfassbar wohl in diesem Pullover, ich behalte ihn lieber an.", grinste er und sah, wie seine Mutter innerlich kochte. Sie nahm einen Schluck Tee und schlug die Zeitung wieder auf. „Jetzt, wo du schon hier bist – wie erging es deiner Halbblut-Freundin?", fragte sie. „Wir sind nicht mehr zusammen.", erzählte er locker, wunderte sich jedoch über das Interesse. „Ist das so?", fragte sie und legte die Zeitung erneut beiseite. „Oder muss ich Sichergehen, dass sie weg ist?", fragte sie und zückte ihren Zauberstab. „Mutter – was hast du vor?", fragte Sirius nun unsicher und warf einen Blick zur Tür. Wollte sie nach Marlene suchen? Sicher nicht.
Sie hob ihren Zauberstab, schaute ihrem Sohn so tief in die Augen wie selten. „Du wolltest doch Blickkontakt, nicht wahr?", fragte sie, ihre Stimme voller Hohn. „Legilimens!", sagte sie laut und deutlich.
Es fühlte sich an, als dringe Walburga durch Sirius Augen in seine Erinnerungen ein. Sie hatte sicher nur sehen wollen, ob Sirius und Marlene wirklich nicht mehr zusammen waren, doch es kamen ganz andere Erinnerungen zum Vorschein. Vor seinen Augen erschienen keine Bilder von Marlene oder irgendwelchen Mädchen. Er sah Bilder von Remus. Er sah Remus beim Lernen, das Tanzen mit ihm, er sah, wie Remus ihm beim Essen im Muggeldorf gegenübersaß, seine haselnussbraunen Augen, die ihn anschauten. Er sah Remus mit einer Zigarette im Mund, dann sah er ihn nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Und alles, was Sirius sah, sah auch sie.
Walburga löste die Verbindung, schockiert von dem, was sie gesehen hatte. Ihre Augen weiteten sich kurz. Das hatte sie nicht erwartet. Sirius saß wie angewurzelt da, unfähig, sich zu bewegen. Nach kurzem Blickkontakt stand Walburga schließlich auf. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie aus dem Raum und ließ ihren Sohn im Wohnzimmer sitzen. Tränen stiegen in seine Augen. Verdammt, dachte er. Sie hat etwas gegen mich in der Hand. Sie hat Remus.

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Die Rumtreiber - die ganze Geschichte
FanfictionDa Jk kein Buch über die Ära der Rumtreiber geschrieben hat und ich (wie sicher viele andere auch) mir ein solches Buch sehr wünschen würde, habe ich mich daran versucht!🥰 Die genaue Richtung der Geschichte weiß ich noch nicht, doch ich vermute, es...