Kapitel 129 - Ein letzter Tag als Viertklässler

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James war der erste, der wach war. Wie immer. Er ging um die Betten herum und scheuchte seine Freunde heraus. „Aufstehen ihr Schlafmützen!", lachte er. Gemächlich und in aller Ruhe machten die Jungen sich fertig. Als Remus im Bad war, fiel Sirius etwas auf. „Ich hatte gestern Nacht so einen Hunger und habe aus Versehen Moonys ganze Schokolade gegessen! Was glaubt ihr, wie lange ich lebe?", fragte Sirius und hielt die leeren Schokoladenpapiere in die Luft.

Remus war wieder im Schlafsaal erschienen und hatte jedes Wort gehört. „Zehn.", sagte er langsam. Sirius drehte sich überrascht um. „Zehn was?!", fragte er panisch und Remus Blick verfinsterte sich. „Neun."

Sirius rannte los und Remus folgte ihm. „Es tut mir doch leid!", rief er, während er mit offenem Hemd den Korridor hinabrannte. „Das hättest du dir wohl vorher überlegen sollen!", lachte Remus, der durch seine längeren Beine einen unfairen Vorteil genoss.

Endlich schnappte er Sirius am Arm und brachte ihn zum Stehen. „Ich werde dir alles ersetzen, aber hab Gnade!", wimmerte Sirius belustigt. „Wie könnte ich zu deinem Lächeln nein sagen?", schmunzelte Remus, der noch immer Sirius Handgelenk vorsichtig festhielt.

„Hast du schon Pläne für die Ferien?", fragte Sirius beiläufig, als sie sich auf den Weg zurück zum Gemeinschaftsraum machten. „Wir wollen alle bei James schlafen. Seine Eltern sind eine Woche lang im Urlaub. Wieso kommst du nicht?", fragte er. „Richtig! Wir haben ein ... Familiending.", stammelte Sirius. „Die ganze Woche lang?", fragte Remus. Er hatte sich wirklich gewünscht, dass Sirius dabei wäre. „Leider ja. Vielleicht kann ich ja noch nachkommen!", log Sirius, was Remus wenigstens für eine kurze Zeit zufriedenstellte.

Gemeinsam gingen die Kinder zum Frühstück, wo sich mehr Schüler und Schülerinnen als sonst tummelten. „Seit wann gehen so viele Leute nach Hogwarts?", fragte James, als sie die große Halle betraten und aussichtslos nach einem Sitzplatz suchten. „Schon immer, Blödmann. Ihr seid nur normalerweise die letzten, die kommen! Dann sind alle anderen schon fertig mit dem Frühstück!", grinste Alice und steuerte auf Frank zu, der sie zu sich winkte.

Sirius setzte sich zu Marlene und schnappte ihr das Brot aus der Hand. „Hey! Ich wollte das noch essen!", protestierte sie und griff nach dem Toast. „Nichts da, Marls. Ich habe spezielle Besitzansprüche an deine Toastbrote.", säuselte er und biss beherzt in das Brot. Marlene schüttelte grinsend den Kopf und griff nach einer weiteren Scheibe Toast. Am Tisch hinter ihnen kicherten einige Mädchen. Marlene zuckte sofort zusammen. „Was ist los?", fragte Sirius besorgt. „Es ist nichts.", antwortete sie und schmierte Marmelade auf das Brot. Nervös schaute sie sich um und traf die Blicke der Mädchen hinter sich.

Sirius folgte ihrem Blick und stand auf. „Was habt ihr für ein Problem?", fragte er und die Mädchen fühlten sich ertappt. „Ihr macht euch über meine Freundin lustig?", fragte er. „Nein! Wir haben nur -", begann eines der Mädchen. Sirius erkannte erst auf den zweiten Blick, dass er schon einmal mit ihr geschlafen hatte. „Dann hätten wir das ja geklärt.", sagte er und ging wieder zu Marlene. Sie lächelte sanft. „Danke.", flüsterte sie und küsste seine Wange.

„Sirius, wir haben das gesamte Frühstück miteinander verbracht. Sitz ruhig bei deinen Freunden! Ihr könnt uns ja während der Zugfahrt besuchen kommen!", sagte sie, als sie am Bahnhof angekommen waren. „Ich werde dich schrecklich vermissen.", grinste er und zog sie an sich. „Du bist ein Idiot.", lächelte sie und küsste ihn.

Sie stiegen in den Zug ein und suchten ihre Freunde. „Hier seid ihr ja!", begrüßte Sirius die anderen drei. „Wir dachten, du suchst dir ein Abteil mit Marlene!", sagte Peter beiläufig, während Sirius sich setzte. „Ich kann euch doch nicht allein lassen.", grinste er. „Hast du Angst, dass wir ohne dich Dummheiten anstellen?", fragte Remus schmunzelnd. „Vielleicht?", antwortete Sirius.

Der Zug setzte sich in Bewegung. „Wohin fahren deine Eltern eigentlich?" „Nach Schottland. Wie jedes Jahr." „Wolltest du gar nicht mit?", fragte Peter. „Ich bin bisher jedes Jahr mitgefahren. Dieses Jahr will ich Zeit mit meinen Freunden verbringen.", lächelte James stolz und berichtete von all den Dingen, die er für die Woche geplant hatte.

Es war bereits spät am Abend, als der Zug in den Bahnhof Kings Cross einfuhr. Sirius beeilte sich, Marlene schöne Ferien zu wünschen und stieg dann als einer der ersten aus. Er wollte seinen Eltern keinen Grund liefern, ihn zu bestrafen, daher ging er mit erhobenem Haupt und vornehmen Gang auf sie zu. Er gab sein bestes, in der Öffentlichkeit den Schein des Erbes der Blacks zu wahren.

Sobald Regulus ebenfalls auf dem Bahnhof ankam, machten sich die Blacks auf den Weg nachhause. Währenddessen standen Hope Lupin und Euphemia Potter beieinander und unterhielten sich über ihre Söhne. „Remus erzählt so viel von Sirius, doch ich habe das Gefühl, dass ich den Jungen noch nie kennengelernt habe!", sagte sie skeptisch. „Seine Eltern sind ziemlich ... schwierig. Aber ich denke auch, dass Remus und Sirius sich sehr Nahestehen. Er hat mir nämlich auch sehr viel von Remus erzählt.", schmunzelte Euphemia. Remus stand neben seiner Mutter und lief sofort rot an. „Hat er das?", fragte er und kratzte sich am Hals. „In jedem Brief taucht dein Name auf, mein Lieber.", versicherte sie ihm und sah, wie Remus Augen aufleuchteten.

„Ist er nicht Neuerdings mit Marlene McKinnon zusammen? Ich bin mit ihrer Mutter befreundet.", fragte Hope und sofort verschwand das Lächeln. „Das kann noch nicht lange gehen. Ich habe noch nichts von ihr gehört.", sagte Euphemia und zwinkerte Remus zu. Er versuchte ein Grinsen zu unterdrücken, doch schaffte es nicht recht.

Als die Potters zuhause angekommen waren, begann James sofort damit, seine Tasche auszupacken. Er hatte Sirius kurz vor der Abfahrt einen Zwei-Wege-Spiegel in die Tasche gesteckt und wartete nun sehnsüchtig darauf, dass Sirius ihn fand und verstand, was er tat.

Den ganzen Abend saß er vor dem Spiegel, bis er endlich Sirius Gesicht darin sehen konnte. „Na endlich! Wieso brauchtest du so lang?", fragte James. Sirius wusste nicht wie ihm geschah, als er plötzlich seinen besten Freund im Spiegelbild sah. „James!", rief er erschrocken und ließ beinahe den Spiegel aus der Hand fallen. „Bei Merlin – was ist das?", fragte er überrascht und drehte den Spiegel in seiner Hand. „Ich habe die letzten Monate daran gearbeitet – es ist ein Zwei-Wege-Spiegel. Ich kann dich sehen und du mich auch! Wir können uns die ganzen Ferien auf diesem Weg unterhalten!", strahlte James. „Ich wünschte, dieser Spiegel könnte mich direkt zu dir bringen.", seufzte Sirius. „Hör mal! Ich habe diesen einzigartigen Spiegel nicht verzaubert, um mir Beschwerden über ihn anzuhören!", lachte James. „Was trägst du da überhaupt?", fragte er und zog den Spiegel dichter vor die Augen. „Ein ... Hemd? Was denkst du denn?" „Zuhause? Ich bin sofort in meinen kuschligen Pullover geschlüpft!", antwortete James auf eine Art und Weise, die Sirius zum Lachen brachte. „Wann fahren deine Eltern eigentlich weg?", fragte Sirius beiläufig. Es störte ihn, dass er weder an Silvester noch jetzt bei seinen Freunden sein konnte. „Morgen fahren sie los. Ich werde einige ausgewählte Leute mit dir sprechen lassen. Auf keinen Fall welche, die uns verpfeifen würden!", erklärte James. „Keiner unserer Freunde würde uns verpfeifen!", schmunzelte Sirius und streckte sich. Er war unheimlich müde, daher dauerte es nicht lang, bis er ins Bett fiel und einschlief. Vielleicht würden die Tage schneller vorübergehen, wenn er früh schlief, dachte er.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt