Der Weg zum Schloss war unheimlich kalt, es war schließlich noch immer Januar. Professor Flitwick stand bei den Kutschen und leitete seine Schüler und Schülerinnen an. „Liegt es an mir oder ist Flitwick ungewöhnlich nervös?", fragte Sirius, als er gerade auf eine Kutsche aufstieg. „Ich glaube viele der Lehrer machen sich Sorgen darum, dass wir alle sicher zum Schloss kommen.", überlegte James. „Was genau meinst du?", fragte Sirius verwundert. „Diesen Brief haben meine Eltern letzte Woche bekommen.", flüsterte James und reichte ihn an seine Freunde weiter.
Lieber Fleamont, liebe Euphemia
Die Angriffe auf Muggelgeborene steigen. Albus ist besorgt, dass es bald zu einem Krieg kommen wird. Wir tun alles, um die Kinder zu beschützen, Hogwarts ist der sicherste Ort der Welt! Wenn ihr von anderen Eltern hört, die sich Sorgen machen, weist sie bitte an mich weiter. Ich weiß, dass ihr auf unserer Seite steht, wir müssen nun alle zusammenarbeiten.
Alles Liebe, MinervaSirius, Remus und Peter beugten sich über den Brief und ließen ein leises „Wow" hören, als sie fertig waren. „Wer bei Merlin ist Minerva?", fragte Peter nachdenklich. „Professor McGonagall natürlich!", seufzte Sirius. „Moment – dachtest du, ihr Vorname wäre Professor?", fragte Remus enttäuscht. „Darum geht es jetzt nicht, Jungs! Habt ihr gelesen, was sie schreibt? Ein Krieg? Zwischen Zauberern und Muggeln?" James lehnte sich fassungslos gegen die Rückenlehne der Kutsche.
„Bei Merlin -", entfuhr es Sirius, der sich augenblicklich an das Gespräch erinnerte, das er damals belauscht hatte. „Wenn der Fall eintritt, dass ein Krieg ausbricht, werden wir kämpfen.", sagte Remus bestimmt. „Kämpfen? Wir? Wir sind fünfzehn!", antwortete James schnell. Sirius wurde still. Sehr still. „James, der Tag könnte kommen, an dem nichts mehr so sein wird, wie es einmal war! Denkst du etwa, dass Werwölfe nicht zum Ziel von diesem Krieg werden könnten?", fragte Remus gedämpft. James antwortete sofort, doch das bekam Sirius nicht mit.
Seine Gedanken waren bei seinen Eltern, die ihre Seite sicher schon gewählt hatten, sie würden Kämpfen, sie würden diesen Krieg befeuern. Seine Gedanken waren bei Regulus, der hoffentlich, die richtige Seite wählen würde, sich hoffentlich von seinen Eltern losmachen könnte. Doch was, wenn nicht? Was, wenn Sirius eines Tages kämpfen würde und er auf Regulus traf? Was, wenn Orion und Walburga ihn so fest im Griff hätten, dass er alles vergessen würde, woran er jemals geglaubt hatte? Was, wenn er Sirius vergessen würde?
Als Remus Sirius leicht anstieß, wurde er endlich aus seinen Gedanken gerissen. „Nun sag schon, wie stehst du dazu?", fragte er aufgebracht. Die anderen drei hatten scheinbar die ganze Fahrt über wild diskutiert. „Ich – ich weiß nicht. Wir sollten es auf uns zukommen lassen.", sagte Sirius und stieg als erster von der Kutsche. Er wartete nicht auf die anderen, sondern beeilte sich, ins Schloss zu kommen.
Als Remus, James und Peter die große Halle betraten, saß Sirius bereits am Tisch der Gryffindors. „Was ist nur los mit dir?", fragte James, als er sah, wie blass Sirius war. Ein Mädchen lehnte sich lächelnd zu ihnen. „Irgendwie benimmt sich jeder heute seltsam. Es muss wohl Vollmond sein!", sagte sie. „Nein, Vollmond ist erst am 15.", sagte Remus, bevor er wirklich begriff, was er sagte. „Woher – woher weißt du das?", fragte das Mädchen verwirrt. Remus riss die Augen auf, er wusste nicht, was er sagen sollte. „Das gehört zu meiner Religion.", sagte er schnell, woraufhin James, Peter und Sirius zu kichern begannen. Das Mädchen lehnte sich langsam zurück zu ihren Freundinnen. „Astronomie, Remus. Du hättest Astronomie sagen können!", grinste James und schüttelte den Kopf.Professor Dumbledore sagte ein paar Worte, die bedrückender waren, als im Jahr zuvor, doch als das Festessen begann, hatten die meisten Schüler die Rede bereits wieder vergessen. Sie schlugen sich die Bäuche voll und fielen danach vollgefressen in die Sofas und Sessel im Gemeinschaftsraum. Müde lehnte Sirius sich über die Sofalehne. „Wenn ich mir selbst ins Gesicht schlage und es wehtut, bin ich dann stark oder schwach?", fragte er in die Runde. „Du bist ein Idiot, mehr nicht.", antwortete Remus und streckte sich. „Ich liebe diese Festessen! Allerdings fühle ich mich danach immer, als könnte ich niemals mehr einen Pudding auch nur ansehen!", seufzte Peter, während er seinen Bauch massierte.
Draußen war es bereits dunkel, nur der Mond und die Sterne erleuchteten den Himmel. In der Ferne waren noch schwache Lichter aus Hogsmeade zu erkennen. Remus hatte seine Beine auf der Lehne des Sofas, mittlerweile nahm er mit seiner Größe am meisten Platz ein. Er schrieb müde in sein Tagebuch. „Rem, was schreibst du da bloß immer?", fragte Peter und setzte sich aufrecht in den Sessel am Kamin. „Das geht dich nichts an.", antwortete Remus gähnend und legte die Feder beiseite. „Das ist der Sinn eines Tagebuchs.", grinste er, bevor er das Buch zuschlug und Peter begierig auf den roten Umschlag blickte. „Nur eine Seite!", bettelte er und streckte schon eine Hand aus. „Ich warne dich. Ich kenne ungefähr siebenundzwanzig Wege, dir den Rest deines Lebens zur Hölle zu machen.", gähnte Remus und sofort zog Peter seine Hand zurück. „Ich würde mich nicht mit Remus anlegen.", grinste Sirius und streckte sich müde.
„Ich habe die perfekten Namen für uns!", sagte James plötzlich. Die drei anderen sahen ihn skeptisch an. „Wenn du noch einmal versuchst, mich Schnuffel zu nennen, James -", begann Sirius aufgebracht, verstummte dann aber, als er James lange Liste mit Namen sah. „Dich nennen wir Tatze. Ein ganz normaler Name für einen Hund, niemand wird riesige Angst vor dir haben, aber es wird auch keiner denken, du könntest etwas anderes als ein Hund sein!", schlug James vor. „Also ist der Name Diabolo für mich vom Tisch?", fragte Sirius enttäuscht und blickte in zweifelnde Gesichter. „Peter wird zu Wurmschwanz. Tut mir leid, aber bei deiner Animagusform fällt mir nichts besseres ein!", seufzte James. Achselzuckend lehnte Peter sich in dem Sessel zurück. „Ich werde zu Krone. Mein Geweih ist Grund genug für einen solchen Namen!", sagte er und schaute in mehr oder weniger zufriedene Gesichter. „Du wirst Krone und ich Tatze? Ich will etwas gefährlicheres!", seufzte Sirius. „Kein Mensch würde dir abkaufen, dass du Diabolo heißt! Du bist schon als Mensch sehr süß, glaubst du das ändert sich mit deiner Hundegestalt?", fragte Remus müde. Sirius wurde sofort rot, doch bei dem schummrigen Kerzenlicht bemerkte das niemand. „Einer fehlt noch.", grinste James. „Ich bin doch gar kein Animagus!", überlegte Remus und schüttelte den Kopf. „Das vielleicht nicht, aber du bist immer noch ein Rumtreiber!", grinste James und räusperte sich. „Dein neuer Name ist Moony.", sagte James sanft und Remus begann zu lächeln. Der Name gefiel ihm.
„Jetzt, wo wir das geklärt haben, können wir auch in Ruhe an der Karte arbeiten, wenn wir die Namen draufschreiben, wird nie jemand ahnen, dass sie uns gehört! Wir können überall hin und jedem entwischen, es wird nur Zeit, dass wir weiterarbeiten!", sagte James und wollte gerade aufstehen, als Sirius ihn zurückhielt. „Lass uns diesen einen Abend. Zeit zum Arbeiten haben wir noch genug im Leben!", gähnte er. Es war ein wunderbarer Abend mit viel Gelächter und Wiedersehensfreude. Sie blieben noch lange wach im Gemeinschaftsraum und bedienten sich an den vielen Leckereien, die James von zuhause mitgebracht hatte.
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Die Rumtreiber - die ganze Geschichte
FanfictionDa Jk kein Buch über die Ära der Rumtreiber geschrieben hat und ich (wie sicher viele andere auch) mir ein solches Buch sehr wünschen würde, habe ich mich daran versucht!🥰 Die genaue Richtung der Geschichte weiß ich noch nicht, doch ich vermute, es...