Am nächsten Tag im Verwandlungsunterricht schaute Sirius immer wieder zu Remus und fuhr sich dabei mit dem Zeigefinger über seine Lippe. Es war, als spürte er den sanften Kuss des Vortags noch heute auf seinen Lippen. Remus bemerkte sofort, dass Sirius ihn anstarrte und lächelte. Er gab sich die größte Mühe, Professor McGonagall zu folgen, die ihnen gerade etwas über ihre ZAGs erzählte, doch musste nach einer Weile auf den Boden schauen, um nicht sein verliebtes Lächeln der ganzen Klasse zu präsentieren.
Sirius kritzelte einige Wörter auf ein Stück Pergament und schob es zu Peter, der es an Remus weitergab. Zettelchen schreiben war nichts Ungewöhnliches für die Jungen, wenn sie mit Remus während des Unterrichts kommunizieren wollten, denn sie wussten genau, dass er ihnen auf andere Arten nicht antworten würde. Remus öffnete langsam den Zettel. Ich kann nicht anders als Lächeln, wenn ich dich sehe. Diese Worte waren in feiner Schrift auf das Pergament geschrieben. Remus riss die Augen auf und faltete den Zettel sofort zusammen. Seine Augen sprangen panisch von links nach rechts und Sirius begann leise zu kichern. Nun schaute Remus zu ihm und schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. Was denkt Sirius sich bloß?
Der nächste Unterricht war Verteidigung gegen die dunklen Künste. Sie betraten den Klassenraum und stellten ihre Taschen ab. „Wir beschäftigen uns in den nächsten Wochen mit Werwölfen. Diese werden auch Teil Ihrer ZAG-Prüfungen sein.", verkündete Professor Godwin. Remus dankte es seinen Freunden sehr, dass niemand ihn anschaute. Es sollte ein Thema sein, wie jedes im Unterricht. Sie hatten sich bereits in den Wochen zuvor mit den Geschöpfen der Nacht beschäftigt, es war jedem der Rumtreiber klar, dass auch Werwölfe zum Thema werden würden.
Professor Godwin schaute sich in der Klasse um. „Ich denke, wir alle haben bereits von Werwölfen gehört. Kann mir einer von Ihnen eine grobe Beschreibung der Wesen geben?", fragte Professor Godwin. „Wesen? Das sind Monster!", warf eine Schülerin aus Slytherin ein. Dorcas meldete sich. „Bitte, Miss Meadowes." „Werwölfe verwandeln sich bei jedem Vollmond von einem Menschen in eine Bestie, die gewissenlos und von ihren Trieben gesteuert auf Menschenjagd geht.", antwortete sie ruhig. Remus sank etwas weiter in seinem Stuhl zusammen. Sirius meldete sich, begann jedoch zu sprechen, bevor Professor Godwin ihn drannehmen konnte. „Das ist nur ein kleiner Teil von dem, wer sie sind. Werwölfe sind eigentlich genau wie wir. Sie haben Interessen, Freunde und führen ein ganz normales Leben. Nur manchmal sind sie nicht sie selbst.", sagte er schnell und Professor Godwin nickte. „Sicher, mein Junge. Man muss trotzdem erwähnen, dass jeder, der den Biss eines Werwolfs überlebt, selbst zu einem Werwolf wird. Als Mensch können diese Wesen noch so freundlich und höflich sein, doch bewahre Sie Gott, wenn Sie einem Werwolf in der freien Natur begegnen.", erklärte der Professor. Sirius konnte das nicht auf sich sitzen lassen. „Ich finde es nicht okay, Werwölfe als Ausgesonderte zu behandeln, die nicht in der Gesellschaft vorkommen dürfen! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!", sagte Sirius aufgebracht. „Ich muss auf die Toilette, Professor.", sagte Remus leise, stand auf und ging aus dem Klassenzimmer. Sirius ließ sich in seinen Stuhl fallen. „Ich weiß, dass es ein sensibles Thema ist, besonders, weil Werwölfe den Großteil ihres Lebens ein normales Leben führen, trotzdem muss ich Sie über die Gefahren aufklären. Das gehört zu meinem Beruf.", sagte er und hielt das Thema damit für beendet. Sirius schüttelte den Kopf, stand ohne ein weiteres Wort auf und verließ das Klassenzimmer. „Mister Black! Setzen Sie sich!", rief Professor Godwin ihm noch hinterher, doch Sirius hielt nur seinen Mittelfinger hoch und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Er machte sich sofort auf den Weg zu den Toiletten und fand Remus über dem Waschbecken hängend.
„Was tust du hier?", fragte er und wirbelte herum. „Ich konnte mich leider nicht mit Professor Godwin einigen.", schmunzelte Sirius und Remus schüttelte den Kopf. Sirius ging langsam auf Remus zu. „Dafür haben wir jetzt ein wenig Zeit zusammen.", grinste er und nahm vorsichtig Remus Hand. Remus schaute auf ihre ineinander liegenden Hände und schüttelte den Kopf. „Wir können nicht zusammen sein, Sirius. Du wirst verletzt." „Ich habe mich für dich entschieden. Hast du kein Vertrauen in uns?", fragte Sirius. „Ich dachte, ich könnte mit dir zusammen sein. Es schien alles so greifbar. So real. Die Wahrheit ist, Sirius, ich bin ein Werwolf und du bist der Erbe der Blacks. Es war ein Wunschdenken.", sagte er und ging aus dem Raum. Sirius blieb zurück, es fühlte sich an, als wäre eine Welt zusammengebrochen.
Sirius rannte allein in den Gemeinschaftsraum. Er zog eine Feder und ein Stück Pergament aus der Tasche und begann, zu schreiben. Er hatte viel zu schreiben, denn er legte ein Pergament nach dem anderen an die Seite und schrieb weiter. Als er fertig war, faltete er die Seiten, steckte sie in einen Briefumschlag, ging zur Eulerei und suchte nach James Eule. „Bring das zu Euphemia. Ich bitte dich.", murmelte er, als die Eule von Dannen flog. Sirius schaute ihr noch eine Weile hinterher, bevor er sich auf den Weg zum nächsten Unterricht machte. Er konnte nicht mehr in Professor Godwins Unterricht gehen, dafür war er zu wütend gewesen.
Sirius erwartete die anderen vor dem Klassenraum. „Was für ein Auftritt, mein Freund.", grinste James. Sirius lächelte verlegen und suchte Blickkontakt mit Remus, der sich sofort zu Lily gestellt hatte.
„Mister Black, bitte begleiten Sie mich.", sagte Professor McGonagall, die alles andere als begeistert schien. Er trottete hinter seiner Hauslehrerin her, die keinen Ton an ihren Schüler richtete. Sie führte ihn zu Professor Dumbledores Büro, wo sie das Passwort nannte und die Treppe hinaufstieg. Schon auf den Stufen hörte man laute Beschwerden von Professor Godwin, die mit jeder Treppenstufe klarer zu verstehen wurden.
Professor McGonagall betrat, gefolgt von Sirius, das Büro des Schulleiters. Professor Godwin schien seinem Ärger Luft zu machen. „Dieser ungehorsame Bengel! Ich habe die Nase voll! Jede Stunde stört er den Unterricht, vergisst seine Hausaufgaben oder lässt hirnlose Kommentare über meinen Unterricht hören! Es reicht mir!", rief der Lehrer, der gar nicht bemerkte, dass Sirius den Raum betreten hatte. Professor Dumbledore hob langsam die Hand. „Setzen Sie sich, Professor.", sagte er ruhig und wandte den Blick dann zu Sirius. „Hallo, Mister Black, bitte setzen Sie sich ebenfalls.", sagte er und nickte Professor McGonagall zu, die unaufgefordert Platz nahm. Sie hatte sich entschlossen zu bleiben.
„Können Sie mir sagen, was passiert ist?", fragte Professor Dumbledore mit dem Blick auf Sirius. Professor Godwin brach sofort in Wut aus. „Was passiert ist? Das habe ich Ihnen in den letzten zehn Minuten erklärt, Professor!", rief er. Sirius zuckte kurz zusammen und spürte Gänsehaut auf seinem gesamten Körper. Dann atmete er tief durch und setzte sein arrogantes Lächeln auf die Lippen. Professor Dumbledore hatte seinen Blick jedoch nicht von ihm genommen und deshalb genau das Zucken bemerkt. „Ich war nicht mit dem Einverstanden, was Professor Godwin der Klasse beibringen wollte.", berichtete Sirius und drehte seinen Kopf zu seinem Lehrer. „Und was genau war das?", fragte Professor McGonagall. Sirius blieb einen Moment lang still. Er wusste, dass er seine Hauslehrerin auf seiner Seite haben würde, wenn er erzählte, was Professor Godwin hatte lehren wollen. Sirius lehnte sich näher an den Lehrer. „Welch schreckliche, mörderische Biester Werwölfe doch sind.", sagte er genüsslich und hörte, wie Professor McGonagall sich schlagartig erhob und dabei beinahe ihren Stuhl nach hinten überkippen ließ. „Das kann nicht Ihr ernst sein!", rief Professor McGonagall aufgebracht. Sirius lehnte sich zurück. „Ich denke, dass die Schüler und Schülerinnen sich den Gefahren bewusst sein müssen! Werwölfe sind nicht friedlich!", rechtfertigte Professor Godwin sich. „Ist Ihnen bewusst, dass in genau der Klasse, in der Sie diese Meinungen verbreiten wollen, ein Junge sitzt, der von Lykanthropie betroffen ist?", fragte Professor McGonagall scharf. „Selbstverständlich! Halten Sie mich für dumm?", fragte er. „Wenn ich nur diesen Moment bewerte, auf jeden Fall.", antwortete sie. Dies war der Augenblick, in dem Professor Dumbledore für Ruhe sorgte.
Er stand auf und stützte sich aufgebracht auf dem Tisch ab. „Ich kenne Ihre persönliche Meinung zu Werwölfen sehr gut, Professor Godwin. Sie haben insoweit recht, dass Sie die Schüler und Schülerinnen über die Gefahren aufklären müssen. Trotzdem haben Sie die Pflicht, Werwölfe in ein richtiges Licht zu rücken. Besonders, wenn Remus Lupin in Ihrem Unterricht sitzt, sollten Sie genau überlegen, was Sie sagen. Der Junge ist einer der besten Schüler in Hogwarts und ich lasse nicht zu, dass Sie Ihre persönlichen Glaubenssätze in Ihren Unterricht einfließen lassen.", sagte er scharf. Professor Godwin stand auf und nickte. Er ging, ohne ein weiteres Wort aus dem Büro.
„Nun zu Ihnen, Mister Black. Sie dürfen den Unterricht nicht in dieser Art und Weise stören, das ist Ihnen hoffentlich bewusst. Da Sie in diesem Fall allerdings recht hatten, bleibt jegliche Konsequenz aus. Kehren Sie nun in Ihren Unterricht zurück.", sagte der Schulleiter und Sirius verließ mit seiner Hauslehrerin das Büro. Als sie unten angekommen waren, lächelte Professor McGonagall voller Stolz. „Zehn Punkte für Gyrffindor. Verlieren Sie niemals Ihr Feuer.", schmunzelte sie und schritt von dannen. Sirius schaute ihr hinterher und lächelte. „Ich werde einmal genauso wie Sie.", flüsterte er sich selbst zu und machte sich dann auf den Weg zum Unterricht.
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Die Rumtreiber - die ganze Geschichte
FanfictionDa Jk kein Buch über die Ära der Rumtreiber geschrieben hat und ich (wie sicher viele andere auch) mir ein solches Buch sehr wünschen würde, habe ich mich daran versucht!🥰 Die genaue Richtung der Geschichte weiß ich noch nicht, doch ich vermute, es...