Kapitel 21 - Ende des ersten Schuljahres

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Die Prüfungen liefen überraschend gut für alle Schüler der ersten Klasse und so trafen sie sich nach der letzten Prüfung, Zauberkunst, im Gemeinschaftsraum, um zu feiern. „Du hast bestanden, Remus, jetzt hör auf zu lernen!", lachte James und schmiss sein Zauberkunstbuch in die Ecke. „In fast jedem Fach ein Ohnegleichen, du kannst wirklich stolz auf dich sein!", grinste Sirius und sah sich das Buch an, in dem Remus las.
Der Buchdeckel war mit goldenen Lettern verziert, es war ein wunderschönes Cover und Remus war so vertieft in das Buch, dass er die Gespräche nur zur Hälfte mitbekam. „Leg das doch endlich mal weg!", grinste James und hockte sich direkt vor ihn hin. Die oberen Klassen tranken Butterbier und versteckten den Feuerwhiskey vor den Jüngeren.
„Sirius!", grinste Molly Prewett, Andromedas Freundin und lief auf den Jungen zu. „Schön dich zu sehen, Molly, wie liefen die Prüfungen?", fragte er lächelnd und bemerkte, dass sie ihre langen rot leuchtenden Haare um die Hälfte gekürzt hatte. „Großartig. Ich habe ein Ohnegleichen in Kräuterkunde und Arthur hat eins in Muggelkunde!", strahlte sie und nahm einen Schluck Butterbier.
„Das freut mich! Ich habe ein Ohnegleichen in Zauberkunst, Besenflugstunde und Verteidigung gegen die dunklen Künste!", antwortete er laut, da die Schüler um sie herum am Feiern und Tanzen waren. „Ich werde dich wirklich vermissen, Kleiner.", lächelte sie und nahm ihn in den Arm. Molly umarmte jeden, der es brauchte und sie hatte gemerkt, wie verloren Sirius in letzter Zeit zu sein schien.
„Wir werden uns sicher wiedersehen!", strahlte er und griff nach einem Glas Kürbissaft. Er hatte schon genug Angst davor, nach Hause zu gehen, doch in ein Hogwarts ohne Andromeda und ihre Freunde zu kommen, würde sehr seltsam werden.
In der letzten gemeinsamen Nacht schliefen die vier Jungen wenig. Sie unterhielten sich so lange, bis einer nach dem anderen schließlich einschlief, bis nur noch Sirius wach lag. Er hatte seine Ängste und Gefühle seinem Zuhause gegenüber so gut es eben ging versteckt, doch in dieser Nacht kam alles in ihm hoch. Er konnte es nicht mehr leugnen: Er hatte Angst, heimzukehren. Angst vor den Schmerzen, die ihn erwarteten, Angst vor der Enttäuschung, die er in den Augen seiner Eltern sehen würde, und vor allem fürchtete er sich vor Regulus Schicksal.
Obwohl sie lange wach gewesen waren, standen die vier früh auf und packten die letzten Sachen. Während James aufgeregt von zuhause erzählte, suchte Peter unter seinem Bett nach den letzten Klamotten und Remus legte seine Bücher sorgfältig in seinen Koffer. Sirius hingegen lehnte an seinem Bett und legte den Kopf in den Nacken. Schwer atmend griff er nach einem Bild mit seinen Freunden.
„Ist alles okay, Sirius?", fragte James nach einer Weile und kniete sich neben ihn. So schnell es ging fuhr er herum und wischte die Träne weg, die gerade über seine Wange rollte. Er wollte die Stimmung der anderen nicht verderben.
„Alles ist super!", sagte er und zwang sich zu einem Lächeln. Er stand auf, drehte sich von James weg und schmiss seine Klamotten achtlos in den Koffer. Er blickte an die Decke, damit keine Träne aus seinem Auge über seine Wange laufen konnte und griff blind nach der Lederjacke. „Bei Merlin, wo habe ich meine Kette gelassen?", zischte er und wühlte in der Schublade herum. „Du trägst sie schon.", antwortete Remus gelassen und ging auf ihn zu.
„Danke. Ich weiß nicht, wo mein Kopf steht.", sagte Sirius und wischte sich eine weitere Träne weg. Remus nahm seine Hand und zog ihn auf das Bett. „Willst du reden?", fragte er leise und setzte sich zu ihm. Auch James legte seine Hand auf Sirius Schulter und setzte sich neben ihn auf das Bett. „Wir sind für dich da.", flüsterte Peter, der nun auch dazukam. „Danke, Leute. Ich habe nur Angst nachhause zu gehen.", sagte er schnell und versuchte sich von den anderen zu befreien, doch sie hielten ihn fest.
„Du kannst mit zu mir kommen, Sirius.", sagte James. „Meine Eltern würden das auf keinen Fall zulassen. Außerdem kann ich Regulus nicht sechs Wochen lang allein lassen. Wenn ich nicht mit ihnen gehe, werden sie meinen Bruder bestrafen.", antwortete Sirius und gab nach.
Die drei Kinder wussten nicht, was sie sagen sollten. James hatte eine Familie, die ihn über alles liebte, Remus wusste, dass seine Eltern sich um ihn sorgten und ihn trotz seiner Lykanthropie liebten und selbst Peter freute sich jedes Mal, seine Eltern wiederzusehen. Niemand von ihnen konnte auch nur annähernd nachvollziehen, wie Sirius sich fühlen musste, sodass er sich so allein fühlte wie nie zuvor.
„Ich werde euch schreiben, versprochen.", lächelte Sirius und umarmte seine Freunde. Gemeinsam gingen sie hinunter in die große Halle, um noch einmal das leckere Frühstück von Hogwarts zu genießen. Direkt hinter ihnen kamen Marlene, Lily, Alice, Dorcas und Mary durch die Tür und setzten sich neben sie.
„Freut ihr euch schon?", lächelte Marlene, die noch immer nichts von Sirius Umständen wusste. Er wollte es ihr erzählen, doch er brachte es nicht über sich. Trotz ihrer Freundschaft konnte er sich ihr noch nicht komplett öffnen. Seit dem Gespräch mit James damals, in dem er mit seinem Freund über den Missbrauch gesprochen hatte, hatte er sich niemandem wieder so geöffnet, außer seinen drei besten Freunden.
„Absolut!", sagte James schnell, bevor die Aufmerksamkeit auf Sirius fiel. Sie genossen ihr letztes Frühstück sehr und waren mehr als gespannt, auf welchem Platz sie bei der Verteilung des Hauspokals stehen würden. Da die Halle blau und weiß verziert war, war es keine Überraschung, dass Ravenclaw den ersten Platz belegt hatte, doch in den letzten Wochen hatten sie ein wenig den Überblick über ihre eigenen Punkte verloren.
„Auf dem vierten Platz mit 410 Punkten liegt Hufflepuff!", rief der Schulleiter laut aus und einige Schüler applaudierten. „Gryffindor liegt mit einer Punktzahl von 470 Punkten auf dem dritten Platz!", fuhr er fort und die Gryffindors, stolz, dass sie nicht den letzten Platz belegt hatten, applaudierten glücklich.
„Auf dem zweiten Platz mit 585 Punkten liegt Slytherin!", rief er und schon hörte man einen stärkeren Applaus. „Und auf dem ersten Platz mit 665 Punkten liegt Ravenclaw! Herzlichen Glückwunsch!", rief er und die Halle ging im Applaus der Schüler unter. Nach dem Frühstück packte sich noch jeder ein wenig von dem herrlichen Essen für die Fahrt ein und sie machten sich dann, gemeinsam mit den anderen Schülern auf zum Bahnhof in Hogsmeade. Der rote Hogwarts Express wartete bereits am Bahnsteig, die Lehrer und Hagrid standen vor dem Zug, während die Schüler und Schülerinnen einstiegen.
Es war ein aufregendes, wunderbares Jahr geworden und einige der Schüler würden nicht mehr zurückkehren, doch andere würden ihren Platz in der großen Halle einnehmen. Die Schüler winkten den Lehrern ein letztes Mal zu, bevor sich der Zug in Bewegung setzte und Kings Cross ansteuerte.
Das Erste Jahr in Hogwarts war tatsächlich wunderbar und aufregend gewesen, da waren sich die vier Jungen einig, doch wer sagte, dass das nächste nicht noch besser werden könnte?   

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