Trotz den Geschehnissen auf der Party wirkte Sirius genauso offen uns zufrieden wie zuvor, was Remus über Aussagen wie: „Ich flirte nicht, ich rede! Es ist nicht meine Schuld, dass die Worte geschmeidiger klingen als Butter auf heißem Toast!" stutzen ließ. Was die anderen jedoch nicht mitbekamen war, das unsichere Lachen nach jedem Witz, das nervöse Zucken bei nahen körperlichen Berührungen.
Wie hätten die Rumtreiber ahnen können, dass Sirius sich nicht mit irgendwelchen Mädchen in Besenkammern traf, wie er es ihnen erzählt hatte, sondern stundenlang in leeren Klassenzimmern unzufrieden aus dem Fenster starrte?
Eines Morgens beim Frühstück stand James ohne Vorwarnung auf und stieg auf den Tisch. Bereits da drehten sich viele Schüler und Schülerinnen um und sahen zu James. „Lily Evans!", rief er, kurz darauf richteten sich alle Blicke von Hogwarts auf den Jungen. „Bei Merlin – bitte nicht!", seufzte Lily und verzog ihr Gesicht. „Hiermit sage ich voraus, dass du bis zum Ende unseres siebten Schuljahres hoffnungslos und rettungslos in mich verliebt sein wirst!", rief er und sofort begannen einige Schüler und Schülerinnen zu kichern, während sich auf Professor McGonagalls Gesicht Unmut ausbreitete. „Hör bitte auf, Potter, du stellst mich bloß!", zischte sie und vergrub ihr Gesicht tiefer in den Händen. Nun stand auch Professor McGonagall auf und bahnte sich ihren Weg um den Lehrertisch. „Wenn dies nicht geschieht, werde ich vor Scham auf der Stelle tot umfallen, genau hier in der großen Halle!", erklärte er weiter, während er um die Teller seiner Mitschüler und Mitschülerinnen turnte. „Ich bin gerade vor Scham gestorben.", seufzte Lily und zog ihren Zauberstab. Sie ging in ihrem Kopf all die Zaubersprüche durch, doch als sie sich endlich für einen entschieden hatte, rief Professor McGonagall: „James Potter, runter von dem Tisch!"
James blickte für einen Moment mit einem frechen Grinsen in das strenge Gesicht seiner Lehrerin, bevor er vom Tisch sprang und aus der großen Halle rannte. Sirius, Remus und Peter standen auf und folgten ihm. Direkt vor der Tür der großen Halle zauberte Remus eine riesige Wolke aus Rauch, sodass Professor McGonagall nicht sah, in welche Richtung die Jungen verschwanden.
Später im Gemeinschaftsraum stellte Lily die Jungen zur Rede. „Und?", fragte sie gehässig. „Wie viel Mal Nachsitzen hat dir diese hirnverbrannte Idee eingebracht?" James grinste frech und lief direkt an ihr vorbei zum Kamin. „Gar kein Nachsitzen!", säuselte er und ließ Lily wütend stehen. „Was?! Bei Merlin – wie schafft ihr es immer, aus diesen Schwierigkeiten herauszukommen?", fragte sie und stützte ihre Hände auf ihre Hüfte. „Wir kommen nicht raus.", sagte Remus und ließ sich in den Sessel fallen. „Wir verursachen einfach größere Schwierigkeiten!", fügte James hinzu. „Und die lassen McGonagall immer über die alten Schwierigkeiten vergessen.", ergänzte Peter. „Aber dann habt ihr doch Nachsitzen bekommen!", sagte Lily triumphierend. „Technisch gesehen haben wir nur für die siebenundzwanzig Enten im Korridor vor Filchs Büro Nachsitzen bekommen und nicht für die großartige Idee in der großen Halle!", erklärte James. Lily schüttelte den Kopf und drehte sich auf dem Absatz um. Sie hatte für heute genug von diesen unreifen Jungen.
„Ich kann dieses dumme Buch nicht mehr lesen! Ich sterbe vor Langeweile!", maulte Sirius während des Nachsitzens im Verwandlungsklassenzimmer. Professor McGonagall klärte vor der Tür Schulangelegenheiten mit Professor Sprout. „Es sind gerade mal dreißig Sekunden vergangen. Und du hast nur den Titel des Buches gelesen!", gab Remus genervt zurück. Er hasste es, dass Sirius sich so verletzlich und privat gezeigt hatte und nun ganz der alte Frauenheld zu sein schien.
„Ich wette, wir können irgendwie abhauen!", schlug Peter vor und sah sich in dem Raum um. „Wenn du eine bessere Idee als Wir sollten aus dem Fenster springen hast, bin ich ganz Ohr!", sagte Remus mit Nachdruck, was Peter sofort zum Verstummen brachte. „Ich bin ja schon still.", seufzte er und widmete sich wieder dem Buch.
Nach dem Nachsitzen verspürte Sirius einen riesigen Bewegungsdrang. Die anderen konnte er allerdings nicht von seiner Idee überzeugen, daher zog er sich schnell im Schlafsaal sportliche Kleidung an, band seine Haare in einem Zopf zusammen und begann damit, zum See zu joggen, wo Remus, James und Peter in der Sonne saßen und die frische Luft genossen. Sirius bemerkte seine Freunde zunächst gar nicht und joggte in einiger Entfernung an ihnen vorbei.
„Also ich stehe zwar nicht auf Männer, aber ich kann völlig nachvollziehen, was all diese Mädchen in ihm sehen.", sagte James mit einem beeindruckten Blick auf seinen besten Freund. „Ich wünschte, ich hätte den Körperbau!", seufzte Peter und sah unzufrieden an sich hinab. „Ich wünschte auch, dass ich diesen Körper hätte.", sagte Remus, der sehr zufrieden mit dem schien, was er sah. Das Lächeln wollte gar nicht mehr von seinen Lippen verschwinden und während Peter und James ihre Blicke bereits von Sirius gelöst hatten, starrte Remus ihm hinterher, wie er davonjoggte.
„Vielleicht hätten wir doch mitjoggen sollen!", überlegte Peter und knöpfte seine Jacke zu. „Ich genieße dann doch lieber die Aussicht.", schmunzelte Remus und legte sich in das Gras. Er schloss die Augen und stellte sich Sirius Lächeln vor.
„Was machen eigentlich deine Kopfschmerzen, Moony?", fragte James nach einer Weile, da das der eigentliche Grund war, weshalb sie sich an den ruhigen See gesetzt hatten. „Wie weggezaubert.", lächelte Remus, der noch immer seine Augen geschlossen hatte.
Als sie zum Abendessen in die große Halle gingen, saß Sirius frisch geduscht am Gryffindortisch und unterhielt sich mit Marlene. „Es ist nichts in mich gefahren! Ich bin nur Joggen gegangen!", lachte er gerade, als Peter, James und Remus sich dazusetzten. „Wir haben dich übrigens auch gesehen!", erzählte Remus schmunzelnd und beäugte Sirius sehr auffällig von Kopf bis Fuß. „Willst du etwa sagen, dass dir gefällt, was du siehst, Lupin?", grinste Sirius frech und war sich sicher, dass Remus völlig unbeholfen und nervös reagieren würde, wie er es immer tat. Doch dieser Tag war nicht wie immer, denn Vollmond stand vor der Tür, was bei Remus eine ganz andere Seite hervorbrachte. „Das ist genau das, was ich damit sagen möchte.", erklärte er mit einem frechen Schmunzeln, was genau das in Sirius auslöste, was dieser eigentlich von Remus erwartet hatte. Er verschluckte sich sofort an seinem Kürbissaft und spürte seinen Kopf heiß werden. „Ich – äh – danke?", antwortete er kribbelig und stopfte sich sofort Pommes in den Mund.
Remus schlürfte genüsslich seinen Tee und versuchte die lauten Geräusche um sich herum auszublenden. „Du musst auch etwas essen, Moony.", verlangte James und lud seinen Teller mit Pommes und Hähnchenkeulen voll. „Ich kann nicht, James.", antwortete er gereizt und verstand nicht, wieso seine Laune so plötzlich im Keller war, obwohl er vor wenigen Momenten noch so viele Schmetterlinge im Bauch gespürt hatte.
„Willst du kurz rausgehen?", fragte Sirius besorgt und Remus nickte. Er ging voraus aus der großen Halle und Sirius schnappte sich den Teller, den James ihm drängend vor die Nase hielt.
Sie gingen in den Gemeinschaftsraum, der zurzeit so gut wie leer war, da die meisten Gryffindors beim Essen oder draußen waren. Sirius stellte den Teller auf den Kamin, damit das Essen warm blieb und setzte sich dann auf das Sofa davor. „Was meintest du vorhin eigentlich mit Es gefällt dir, was du siehst?", fragte Sirius, während er an seinen Fingernägeln knibbelte. Remus lächelte selbstsicher. „Ich denke, dass du das weißt.", grinste er und lehnte seinen Kopf an die Sofalehne. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das weiß. Vielleicht könntest du es mir etwas näher -", stammelte er, während er ein kaltes Tuch für Remus Stirn vorbereitete. Gerade, als er Remus näher kam, um das Tuch abzulegen, griff er nach Sirius Handgelenk und zog es langsam an sich heran, sodass Sirius Gesicht nur noch Zentimeter von Remus entfernt waren. Sirius stützte sich mit der anderen Hand auf der Sofalehne ab und vergaß für einen Moment, dass noch andere Schüler um sie herum saßen. „Wie meintest du es, als du mich wunderschön genannt hast?", flüsterte er und schaute in Sirius sturmgraue Augen. Dieser allerdings schaffte es nicht, den Blick zu erwidern, daher schaute er unbeholfen auf Remus Lippen, die gerade jetzt so gut aussahen, so – küssbar.
Bevor Sirius seine Hand an Remus Wange legen konnte, schmunzelte dieser und schaute zur Seite, was Sirius völlig aus dem Konzept zu bringen schien. Remus wusste, dass Sirius noch nicht so weit war, er redete sich schließlich noch ein, ausschließlich auf Mädchen zu stehen! In diesem Moment reichte Remus die Gewissheit, dass er Sirius Black – den größten Charmeur, den Hogwarts jemals sah – auf diese Weise verwirren konnte.
Sirius machte ein paar Schritte zurück, um zu begreifen, was gerade geschehen war und blinzelte etwa zwei Mal in einer Sekunde über mehrere Minuten. Remus stand wie selbstverständlich auf und griff nach dem Teller, der auf dem Kamin stand. „Irgendwie habe ich meinen Appetit zurück.", schmunzelte er und setzte sich zurück auf das Sofa, um sein Abendessen zu genießen.
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Die Rumtreiber - die ganze Geschichte
FanfictionDa Jk kein Buch über die Ära der Rumtreiber geschrieben hat und ich (wie sicher viele andere auch) mir ein solches Buch sehr wünschen würde, habe ich mich daran versucht!🥰 Die genaue Richtung der Geschichte weiß ich noch nicht, doch ich vermute, es...