Kapitel 25 - Die Zugfahrt ins zweite Schuljahr

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Es dauerte mehrere Stunden, bis Sirius sich wieder beruhigt hatte und die Kontrolle über seinen erschöpften und ausgelaugten Körper zurückgewonnen hatte. Als er endlich in seinem Bett lag und in der tiefen Dunkelheit auf den Spalt unter der Tür starrte, durch den das schwache Flackern einer Kerze schien, kam er langsam zur Ruhe.

Seine Beine hatte er blutig gekratzt, sein Herz ging noch immer ein wenig schnell, doch nach und nach wurde es ruhiger. Sirius fühlte sich nicht sicher in diesem Haus, nicht einmal in seinem eigenen Zimmer. In zwei Tagen würde er endlich wieder nach Hogwarts fahren, seine Freunde treffen, sein Leben wieder unter Kontrolle bekommen.

Den gesamten nächsten Tag verbrachte Sirius allein in seinem Zimmer, sperrte alle anderen aus und starrte nur an das Bild von ihm und seinen Freunden. Seine Eltern gaben ihm kein Essen, er fragte auch nicht danach. Alles, was er zu sich nahm, war Wasser.

Am Tag der Abreise stand Sirius zum ersten Mal wieder vor seinen Eltern. Regulus rannte auf seinen Bruder zu und versuchte ihn zu umarmen, doch Sirius schob ihn langsam von sich. Er konnte die Berührung nicht genießen, es versetzte ihn in Stress.

Orion und Walburga standen vor ihm und streckten ihre Arme aus. Sirius überwindete sich, griff danach und spürte, wie der Boden unter seinen Füßen verschwand. Seit zwei Tagen hatte er kein Wort mehr gesagt, seine Kehle fühlte sich trocken an.

Am Bahnhof angekommen, blieb Sirius dicht bei seinen Eltern und Regulus, die direkt an Cygnus und Druella vorbeigingen, die Narzissa zum Bahnhof brachten. Seit dem Winter hatten Walburga und ihr Bruder nicht mehr miteinander geredet, die ganze Familie hatte unter den Ereignissen gelitten.

Als James, Remus und Peter, die sich bereits begrüßt hatten und nun gemeinsam bei ihren Eltern standen, Sirius sahen, waren sie geschockt. Er war blass, sah schwach aus und es schien, als würde er sie nicht erkennen. James winkte ihm zu, doch als er die Blicke von Walburga und Orion sah, nahm er schnell seine Hand runter.

Ihn verfolgten die Ereignisse der letzten Tage, zwar war niemand zu schlimmen Schaden gekommen, doch hatte dieser Tag ihm schrecklich bewusst gemacht, wie schlimm es Sirius wahrscheinlich ergangen war.
„Ich bin so gespannt!", freute sich Regulus, der auch endlich nach Hogwarts durfte. „Such dir gemeinsam mit deinem Bruder ein Abteil zu zweit, verstanden?", zischte Walburga, als sie Regulus zum Abschied umarmte. „Ja, Mutter.", antwortete Sirius schnell.

Er trug die Kette, die Marlene ihm zum Geburtstag geschenkt hatte und zog leicht an ihr gegen den Stress. Immer wieder streifte ihn jemand, da der Bahnhof unheimlich voll war. Sirius erinnerte sich jedes Mal an das schreckliche Gefühl der Machtlosigkeit, zu dem seine Eltern ihn getrieben hatten.

„Geht jetzt in den Zug, Kinder. Bis Weihnachten.", sagte Orion und stieß seine Kinder ein wenig von sich. Sirius warf einen kurzen Blick auf James, der ebenfalls gerade mit Remus und Peter den Zug betrat. Ein paar Meter weiter standen Lily, Alice, Mary, Dorcas und Marlene mit ihrer kleinen Schwester.
„Komm schon.", sagte Sirius kurz und zog Regulus hinter sich her. Auf dem Gang liefen viele Jungen und Mädchen, die Sirius bereits aus dem letzten Jahr kannte. „Hier rein.", sagte er schnell, bevor einer seiner Freunde ihn finden konnte.

„Ich bin echt gespannt auf deine Freunde, Sirius! Wann lerne ich sie kennen?", fragte Regulus aufgedreht und zog eine Tüte Kekse, die er am Vorabend mit Kreacher gebacken hatte, aus seiner Tasche. „Wir werden sehen. Worauf freust du dich am meisten, Kleiner?", lächelte Sirius unsicher und schaute immer wieder aus der Tür ihrer Abteilung. „Auf das Schlossgelände! Im verbotenen Wald sollen unheimlich viele Kreaturen leben!", strahlte er und schmiss sich einen Keks in den Mund.

„Ich kann dir sogar den Mann zeigen, der sich um die Kreaturen kümmert!", versprach Sirius und sah ein breites Grinsen über das Gesicht seines Bruders huschen. Jedes Mal, wenn Stimmen auf dem Gang lauter wurden, erschrak Sirius und zuckte zusammen. Er wollte nicht, dass seine Eltern durch das Zugfenster sahen, dass er mit seinen Freunden ein Abteil teilen würde.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt