Kapitel 102

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Die vier Jungen standen nervös vor der großen Halle. Sirius richtete gerade die letzte Haarsträhne, als Thalia elegant die Treppe hinabstieg. Sie trug ein wunderschönes, langes, dunkelgrünes Ballkleid und silbernen Haarschmuck. Ihre Finger waren mit vielen, dünnen Ringen besetzt und ihr aschblondes Haar fiel in leichten Wellen den Rücken hinab.

Sirius legte seinen Kopf schräg und lächelte. Ihr Anblick war das, worauf er sich mit am meisten gefreut hatte. „Darf ich bitten?", fragte er höflich und hielt ihr einladend die Hand hin. „Nur zu gern.", strahlte sie und legte sanft ihre Hand in seine. Sirius nickte seinen Freunden ein letztes Mal zu und begleitete Thalia dann in die große Halle.

Alles war wunderbar weihnachtlich hergerichtet: Überall standen Tannenbäume mit schlichtem Schmuck, der Boden war mit einer dünnen Schicht aus verzaubertem Schnee versehen. Kerzen strahlten auf den Tischen und in den hohen Fenstern. Sirius leitete sie zu einem Tisch, der nicht weit von der Tanzfläche entfernt war.

Als nächstes betraten Peter und Marlene, dicht gefolgt von Remus und Dorcas die große Halle. Peter trug einen bräunlichen Festumhang, der Marlenes hellblaues Kleid perfekt ergänzte. Sirius stockte kurz der Atem, als er Remus und Dorcas durch die große Flügeltür kommen sah. „Sie sieht wunderschön aus, nicht wahr?", fragte Thalia verträumt, doch Sirius Blick war voll und ganz auf Remus gerichtet.

Sirius selbst hatte Remus die Krawatte um den Hals gebunden, allerdings bemerkte er erst jetzt, wie elegant er mit Dorcas zum Tisch lief. Es war, als würde sich alles in Zeitlupe abspielen und Sirius wünschte sich, dass dieser Moment nie enden würde. Als letztes Detail trug Remus eine weiße Rose in der Hand, die er Dorcas gab, sobald sie am Tisch saßen.

Während Marlene und Dorcas sofort zu Lily hinübersahen, die mit Severus an einem Tisch mit seinen Freunden saß, richteten Sirius, Peter und Remus ihre Augen erneut auf die Flügeltür. James kam mit geschwollener Brust hindurchgeschritten. An seinem Arm war Cindy, die giftig lächelnd zu Sirius hinübersah.

„Was geht denn zwischen euch vor?", fragte Thalia, der Cindys Blick nicht entgangen war. „Ich wünschte, ich wüsste es.", sagte Sirius und hoffte, nicht neben Cindy sitzen zu müssen. Es würde bereits unangenehm genug werden, er brauchte keine zusätzlichen Reibungspunkte.

Kurze Zeit später wurden alle Schüler und Lehrer still. Ein letzter Blick zur Tür verriet, dass der Ball bald beginnen würde. Zuerst kamen der Schulsprecher und die Schulsprecherin auf die Tanzfläche, dicht gefolgt von den Vertrauensschülern und Vertrauensschülerinnen der vier Häuser. Ein schneller Walzer wurde aufgelegt und sie begannen zu Tanzen.

Es dauerte nicht lange, bis andere Schüler und Schülerinnen einstiegen. Sirius war einer der ersten. Er verbeugte sich kurz vor Thalia, griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich auf die Tanzfläche. Sofort stand auch James auf und bat Cindy zum Tanz. Sie fegten über die Tanzfläche und spürten den Fluss der Musik.

Remus und Dorcas blieben einen Moment lang sitzen. Keiner der beiden würde den anderen zum Tanz auffordern. Sirius und Thalia schauten sich kurz an und lächelten breit. „Ein Tanz gefällig?", fragte Sirius und verbeugte sich – zur Überraschung aller – nicht vor Dorcas, sondern vor Remus!

Remus Gedanken überschlugen sich. Würde er doch den romantischen ersten Tanz bekommen, den er sich ausgemalt hatte? Er zögerte. Was, wenn das alles nur ein gewaltiger Scherz war? Er spürte die Blicke der anderen auf sich und hob seinen Blick von Sirius Hand zu seinen Augen. Kein Wort kam über seine Lippen, es war wie verhext.

Sirius unterdessen wurde immer nervöser. Nun war es zu spät – kein Zurück mehr. Er wagte es nicht, die anderen anzusehen. Es mögen nur wenige gewesen sein, die die beiden tatsächlich bemerkten, doch Sirius hatte das Gefühl, die Blicke der ganzen Schule ruhten auf ihnen.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt