Teil71

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Jaden hat mich persönlich von meinem Zimmer abgeholt, ich war noch mitten im Schreiben mit Rika, da stand er auf einmal mit einem Lächeln im Türrahmen. „Bist du bereit?", aber danach sagte er kein einziges Wort mehr. Trotzdem ist die Stille zwischen uns nicht unangenehm, so wie früher einmal. Ich folge ihm immer noch wortlos, wir haben das Haus verlassen und gehen jetzt auf dem Weg entlang in den trockenen Wald.

Mitten zwischen den Bäumen bleibt er plötzlich stehen und schaut in den Himmel. Ich folge seinem Blick in das klare Blau, doch es ist nichts zu sehen. Dann dreht er sich zu mir um.

„Loreena, ich muss dir etwas sagen."

Jadens Blick ist ernst. Er schaut mir direkt in die Augen. Grün trifft auf Grün. „Es ist wirklich wichtig... ich habe so lange überlegt, wie ich es sagen soll, aber jetzt fällt mir nichts mehr ein...", ich kann die Verlegenheit in seinem Gesicht sehen, aber er wendet sich nicht ab. Es ist ihm wirklich wichtig, was auch immer er mir sagen will. Ich habe bereits eine Vermutung.

Jaden holt tief Luft und drückt die Schultern durch. Dann nimmt er vorsichtig meine Hand, er schaut mir direkt ins Gesicht und einen kurzen Moment kann ich die Angst, ich könnte ihm meine Hand entreißen, in seinen Augen sehen. Ich tue es nicht. „Ti amo, Ena... In meinem Leben hat sich so vieles Verändert... Als wir uns das erste Mal begegnet sind war ich dumm und hatte keine Ahnung vom Leben...", er schluckt, „Meine Größten Sorgen bestanden darin, die ewigen Prüfungen meines Vaters zu bestehen und ihn stolz zumachen... Ich konnte an nichts anderes denken und der einzige Weg mich abzulenken bestand darin, zu trinken oder irgendwelche Schlampen zu ficken...", erschrocken schaut er mich an. Das war kein geplanter Teil seiner Rede, es ist ihm einfach so herausgerutscht. Doch ich bleibe stumm, denn ich will wissen, wie er fortfährt.

Jaden räuspert sich, dann sagt er: „Doch dann hat sich alles so schnell verändert, mein Vater wurde ermordet und plötzlich hatte ich so viel Verantwortung und Macht. Ich war der neue Don und alle haben erwartungsvoll beobachtet, was ich als nächstes tun würde. Um ehrlich zu sein glaube ich, dass sie es nicht gut finden, wie ich die Familie leite... Deshalb habe ich gedacht, wenn ich heiraten würde, für Erben sorge, könnte ich sie vielleicht etwas ruhigstellen...", denn letzten Teil sagt er mehr zu sich, als zu mir.

„Ich weiß, dass du eigentlich nicht freiwillig hier bist, aber inzwischen bist du ein Teil von uns und alle behandeln dich auch so... Außerdem könntest du keinen besseren Weg finden, um ein glückliches Leben ohne harte Arbeit und mehr oder weniger Sorgenfrei zu führen... Ich werde jeden Tag versuchen, meine Fehler aus der Vergangenheit zu begleichen, auch wenn ich weiß, dass ich das vielleicht nie schaffen werde, aber Loreena, ich liebe dich und ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen... Ich will sehen, wie du neben mir im Sonnenlicht liegst, ich will sehen, wie unsere Kinder auf der Wiese vor unserem Haus spielen, ich will sehen, wie wir mit grauen Haaren händchenhaltend durch die Wälder gehen... Ich will dich sehen, an jedem einzelnen Tag, für den Rest meines Lebens!". Ich wusste nicht, dass solche Worte aus Jadens Mund kommen konnten.

„Heirate mich, Ena, ich weiß, dass ich dich glücklich machen kann!"

Auch wenn ich es nicht zugeben will, seine Rede hatte mich berührt. Der Zwiespalt der letzten Wochen, Jaden der so nett zu mir war und sich um mich kümmerte, aber auch die Tatsache, dass er mein gesamtes Leben und mich mit ihm zerstört hatte zerreißt mich innerlich. Ich will ihm vergeben... Kann ich ihm vergeben? Aber er hat recht, wenn ich ohnehin den Rest meiner Tage als Mitglied des Caruso Clans verbringen muss, kann ich dies ebenso an seiner Seite tun. Als seine Frau, wäre ich die zweithöchste in der Reihe der Machtverteilung und müsste keine niederen Arbeiten verrichten. Vielleicht könnte ich auch bei den Geschäften mitwirken, oder eigene organisieren.

Nach einigen Minuten des Schweigens richte ich wieder meinen Blick in seine tiefen Augen. Ich werde es wagen, vielleicht werde ich es bereuen, aber ich habe genug Zeit mit Rachegedanken verschwendet und jetzt war der Zeitpunkt wieder in die Zukunft zu blicken und mein Glück zu sichern.

„Jaden, ich glaube... ich könnte versuchen, dich zu lieben...", mehr kann ich ihm erstmal nicht sagen. Er weiß, wie es um meine Gefühle steht und ich muss ihm nichts vorspielen. Trotzdem werde ich ihm eine Chance geben! Ich kann ihm nichts versprächen, aber eigentlich habe ich auch keine Wahl.

Freude huscht über das Gesicht meines zukünftigen Mannes, doch dann wird er wieder ernst. „Ich muss dir aber unbedingt noch etwas sagen, vielleicht wird es alles verändern, aber ich liebe dich und du weißt, dass ich nie wieder etwas tun werde, dass dich verletzen könnte!"

Doch bevor er mir dieses letzte wichtige Geständnis machen kann, rennt einer der Wachen auf ihn zu. „Boss schnell, wir haben einen Notfall! Die Colombo Familie macht mal wieder Probleme!".

Mit einem letzten Blick auf mich, verschwindet er Richtung Haus.

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