Teil46

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Die Wolken ziehen schnell über den Himmel. Es ist ein schöner Tag. Vormittags hat es geregnet und die Natur ist noch nass. Es wird wärmer. Der Frühling kommt. Mit dem Rücken liege ich auf dem Boden und blicke in das Blau. Die Kronen der Bäume, Tannen, Kiefer- und Laubbäume rahmen den Himmel ein. Ob Jaden den Angriff wohl überlebt hat­...

Das Auto kommt neben mir zum Stehen und jemand spring heraus. Schritte nähern sich mir. Doch ich bleibe einfach liegen. Bin zu erschöpft. Die Pistole liegt in meiner schlaffen Hand. Ich will einfach nur schlafen. Alles war so anstrengend... Ich bin müde. Die schwarzen Ränder meines Sichtfeldes werden immer größer und kurz bevor ich in der Dunkelheit abtauche, erkenne ich eine verschwommene Person, die sich zu mir runterbeugt. Aber ich bin zu erschöpft, um zu reagieren. Das Schwarz umschlingt mich und ich lasse mich fallen.

Als ich wieder zu mir komme höre ich Stimmen. Der Boden, auf dem ich liege wackelt. Wo bin ich? Das ist nicht mein Zimmer... Es sieht eher aus, wie das innere eines Vans... "Oh, sie kommt zu sich", höre ich eine helle Stimme. Ein anderes Mädchen? Endlich klärt sich mein Sichtfeld. Über mich beugt sich eine junge Frau. Sie hat kurzes, braunes Haar und ihre leuchtend blauen Augen bohren sich in meine. Erleichtert stelle ich fest, dass sie keine Uniform oder Militärausrüstung trägt. Sie ist also nicht von der Polizei. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich hier sicher bin!

"Wer bist du?", bringe ich hervor und versuche mich aufzusetzen. Ich befinde mich tatsächlich im inneren eines Vans. Es ist dunkel, doch ich kann Kisten und Decken, die über dem Boden verstreut sind, erkennen. In der einen hinteren Ecke ist eine Person zusammengekauert. Der mir unbekannte Mann scheint zu schlafen. "Ich bin Rika und du?", reißt mich die Stimme der jungen Frau aus den Gedanken. "Du hattest ganz schön glück, da allein rauszukommen! Und dann auch noch völlig unverletzt."

Ich wende meinen Blick wieder auf Rika und sehe sie mir genauer an. Ihr linker Arm ist verbunden und ihre Kleider haben Blutflecken. Also ist sie auch aus dem Haus geflohen. Aber als Mitglied oder als Gefangene, so wie ich? "Stimmt, ich hab es nur knapp geschafft.", antworte ich ihr und ignoriere bewusst ihre Frage nach meinem Namen. Soll ich ihr einen Falschen Namen sagen? "Bist du neu? Ich hab dich noch nie gesehen...", stellt sie mir erneut eine Frage. Man, das nervt vielleicht, kann ich nicht wenigstens zwei Sekunden lang meine Gedanken sammeln? "Ja", sage ich nur und weiche ihrem Blick aus. "Ha! Hast du gehört Grell? Ich hab's dir doch von Anfang an gesagt, dass sie zu uns gehört, aber du musst ja immer so misstrauisch sein. Wer sollte den sonst mit Waffe und voller Blut allein im Wald rumlaufen?", plärrt Rika nach vorne. Ich kann nicht gut erkennen, wer am Steuer sitzt, aber der Beifahrer dreht sich jetzt mit grimmiger Miene zu uns um und sagt: "Schon gut Rika und halt jetzt mal zur Abwechslung deinen Mund! Ich kann deine blöde Stimme nicht mehr hören!".

"Arschloch!", kontert die Braunhaarige neben mir. Dann hört man ein Smartphone klingeln. "Seid leise!", übertönt die tiefe Stimme des Fahrers alle anderen und dann geht er ran.

Während der Fahrer auf Italienisch telefoniert (wie dumm von ihm, was wenn uns eine Polizeistreife anhält? Wir sind schließlich in Deutschland!) versuche ich meine Gedanken zu sortieren. Das hier sind definitiv Mitglieder der komischen Organisation, die mich entführt hat. Und zu der ich ja strenggenommen auch gehöre... Zumindest denkt das Valentino, der Anführer... Also ist es wohl am schlausten meine Identität nicht zu verbergen und somit Schutz zu erhalten. Egal wo wir hinfahren, wenn alle denken ich würde zu ihnen gehören, sollte es leichter sein zu verschwinden. Aber wohin? Und ich muss erstmal saubere Kleidung und im besten Fall etwas Geld finden!

"Hört mal", ertönt wieder die Stimme des Fahrers. Er hat sein Telefonat beendet. "Wir haben Instruktionen von oben bekommen. Alle die in den Vorfall verwickelt gewesen sind sollen sich im Hauptquartier zusammenfinden. Wir kriegen neue Pässe und dann werden wir neu zugeordnet. Wir fahren jetzt erstmal zum ersten Treffpunkt. Grell, du schickst ans Quartier, wer alles Teil unserer Reisegruppe ist. Ich habe vorher den Namen von der kleinen nicht mitgekriegt..."

"Geht klar, hey du da, wie war noch gleich dein Name?", richtet der Typ namens Grell sein Wort an mich. Ist es wirklich schlau, ihm meinen richtigen Namen zu sagen? Vielleicht wissen die Mitglieder ja, dass ich eine der Gefangenen bin? Aber ich muss es riskieren. Zu lügen währe in dieser Situation viel gefährlicher! "Ich bin Loreena", sage ich also mit fester Stimme.

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