Teil41

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Wieder schlage ich meine Augen auf. ist es etwa schon morgen? Mit meinen Händen reibe ich mir die Reste des Schlafes aus den Augen. Ich habe nichts geträumt. Die Sonne ist noch nicht lange am Himmel, aber inzwischen ist es morgens nicht mehr komplett dunkel. Der Frühling kommt.

Mit einem ächzen winde ich mich aus meinem Bett und tapse Richtung Badezimmer. Aufstehen ist immer anstrengend. Die Aussicht auf einen weiteren sinnfreien Tag ist nicht gerade motivierend. Ich wasche mich, putze meine Zähne, kämme meine Haare und ziehe die schwarze Jogginghose und den Hoodie an, der mir zur Verfügung gestellt wurde. Meine Reflexion im Spiegelbild ist blass und sieht erschöpft aus. Doch ich hole einmal tief Luft und banne jegliche Emotionalität aus meinen Gesichtszügen. Meine Augen starren jetzt leer und ohne Glanz durch mich hindurch. Ich bin bereit für den Tag.

Das Zimmer verlasse ich und nehme dann den Weg nach unten. Im Erdgeschoss werfe ich erst gar keinen Blick auf die Ausgangstür, sondern steige weiter die Treppen in den Keller hinab. Der Weg ist mir inzwischen vertraut. Ich darf ihn allein gehen und habe sogar einen Schlüssel für die Türen bekommen. Das ist ein gutes Zeichen... oder?

In dem küchenähnlichen Raum bereite ich zuerst mein eigenes Frühstück vor. Eine Banane und zwei Scheiben Brot mit Butter und Prosciutto Cotto. Der Schinken ist wirklich lecker, bestimmt aus Italien importiert. Neben dem Kühlschrank steht eine Kaffeemaschine und obwohl es hier keine Milch gibt, mache ich mir eine Tasse. Eigentlich hasse ich schwarzen Kaffee, aber inzwischen habe ich mich an den bitteren Geschmack gewöhnt. Und außerdem ist es die einzige Möglichkeit an ein warmes Getränk zu kommen.

Nachdem ich gefrühstückt habe, beginne ich das Essen für die Mädchen zuzubereiten. Als ich fertig bin, schiebe ich den Wagen durch die Tür und fahre Richtung Zellen. Normalerweise trifft man hier unten nicht auf andere Menschen, aber am Ende des Ganges kann ich eine Gestalt ausmachen. Ich kenne ihn nicht, aber mit seinem muskulösen Körperbau und den vielen Tätowierungen passt er perfekt zu den anderen, die hier Arbeiten. Er ist groß und schaut sehr grimmig. Vielleicht Anfang 40? "Hey du, was machst du hier?", ruft er mir zu, als er mich ebenfalls erblickt. Mit gelassener Stimme antworte ich ihm. "Ich bringe das Essen zu der Wahre.". Er nickt und drückt sich zur Seite, damit ich mich mit dem Wagen an ihm vorbei quetschen kann. Er riecht nach Zigaretten. Wenige Schritte, nach dem ich ihm den Rücken zugedreht habe, höre ich ein Rauschen. "...die Bullen! Scheiße...rausch...sie sind schon im Gebäude!!...", hört man aus dem Funkgerät am Gürtel des Mannes hinter mir. Was? Die Bullen?

Peng. höre ich einen lauten, metallenen Knall über uns. Ein Schuss? Panisch drehe ich mich zu dem Mann hinter mir um und blicke ihm in die Augen. "Shit! Sie schießen auf uns, das ist das SEK oder so. Komm mit!", er holt eine Pistole aus seinem Gürtelbund und will nach meiner Hand greifen. "Was?", stottere ich unbeholfen. Wie soll ich mich verhalten? "Komm jetzt, wenn du nicht sterben willst! Die schießen auf alle hier drinnen, egal ob wie uns ergeben oder nicht!", er blickt mich genauer an. Sieht meine Angst. "Komm schon, ich pass auf dich auf...".

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