Teil73

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Einen Menschen das Leben zu nehmen ist so unbegreiflich schwer, man kann es kaum in Worte fassen. Natürlich nicht der physische Akt des Mordens, für den Finger ist das drücken des Abzuges nur eine winzige, leichte Bewegung. Aber das psychische ist der wahre Kampf. Die Moral, wenn man denn eine hat. Als normale Person, mit gesundem Menschenverstand ist es unbegreiflich, wie man zu dem Entschluss kommen kann, jemanden von dieser Welt zu jagen. Ich kann mir nicht einreden, ich hätte es aus reiner Notwehr getan, denn das wäre eine pure Lüge. Damit klar zu kommen, seine eigene Seele für immer beschmutzt zu haben.... Das ist schwer und ich habe es wahrscheinlich noch immer nicht vollkommen geschafft. Werde ich vielleicht nie. Aber diese Welt ist grausam. Sie zwingt einen zu solchen taten. Sich selbst zu verletzen um überleben zu können...

Ob Jaden schon einmal gemordet hat? Musste er oder hatten das stets seine Handlanger für ihn getan. Sich die Hände an Stelle eines anderen beschmutzt. Könnte ich damit leben, dass Jaden, ein Mörder ist? Könnte ich ihn trotzdem lieben? Oder ihn zu minderst genug akzeptieren? Habe ich ein Recht darauf, Jaden für seine vielleicht verbrochenen Taten zu verurteilen, wo ich doch selber eine Schuldige bin?

Den Drang nach Rache habe ich noch immer, doch er ist nicht mehr ganz so stark... Jetzt muss ich herausfinden, ob die Sehnsucht nach einem sicheren und ruhigen Leben stärker ist. Was würde wohl geschehen, wenn ich den Antrag ablehne? Ich glaube er würde mich nicht zu einer Heirat zwingen... Aber er würde jemand anderen Heiraten und mich weiterhin an seiner Seite lassen. Für mich wäre es fast genau das gleiche Leben, nur ohne die Macht, die mir als Oberhaupt, oder zumindest als Frau des Oberhauptes zukommen würde.

Eigentlich überwiegen die Argumente, die für eine Heirat stehen, das muss ich mir selbst eingestehen. Und ich weiß auch, dass ich tief in meinem Inneren bereits einen Entschluss gefasst habe. Ich werde ihn heiraten und nicht nur wegen der Vorteile. Nein, ich werde auch versuchen mich selbst zu ändern. All die dunklen Seiten von mir abzuschneiden, wie die Faule Stelle eines Apfels. Auch wenn ich es mir nur vormache, ich werde ein Glückliches Leben an Jadens Seite führen und meine vergangenen Taten werden mich nicht dran hindern! Ich bin umgeben von Menschen, die schlechter sind als ich, schlimmeres getan haben und trotzdem Glücklich sind. Also werde ich auch einen Weg finden!

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