Teil26

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Allein sitze ich auf dem Bett und langweile mich, als ich höre, wie ein Schlüssel ins Schloss meiner Tür geschoben wird. Aufgeregt setze ich mich etwas gerader hin. Für das Mittagessen ist es noch zu früh, also ist es wahrscheinlich Jaden, der mich mal wieder nerven will.

Doch der Typ, der jetzt in das Zimmer tritt, ist mir völlig unbekannt. Er sieht alt aus. Ein bisschen runder um die Hüften und die schwarzen Haare sind mit grau durchzogen. Die Arme mit verschwommenen Tattoos überzogen. Er ist bestimmt Mitglied in einer Motoradgang oder so... denke ich sofort. Nein, er ist Mitglied bei einer italienischen Mafia. Hah! Wie kann ich nur immer wieder vergessen, wo ich mich hier befinde. Aber was will er hier drinnen? Anspannung zuckt durch meinen Körper. Zum Glück habe ich mich, schon aus meiner Schlafgarnitur in Alltagskleidung umgezogen. Trotzdem sind seine Blicke unangenehm. Ich ertappe mich dabei, wie ich mir wünsche, Jaden würde jetzt hier sein und nicht dieser komische Klischee Rocker.

"Mitkommen", werde ich angewiesen und dann dreht der Typ sich schon wieder um. Aufgeregt stehe ich vom Bett auf und laufe ihm hinterher. Wir gehen die Treppe runter und mit jedem Schritt verstärkt sich meine Angst. Ist es jetzt Zeit für mich zu sterbe? Oder lassen sie mich vielleicht gehen? Was ist hier bloß los? "Wohin gehen wir?" frage ich mit leiser Stimme. "Siehst du dann schon!" bekomme ich als Antwort. Im Erdgeschoss sehe ich die Tür, durch die ich vor keine Ahnung wie vielen Tagen hereingetragen wurde. Sehnsüchtig bleibt mein Blick an ihr hängen. Ob mein heutiger Begleiter wohl genauso schnell rennen kann wie ich? Ich denke, ich wäre schneller... Soll ich es wagen?

Als hätte er meine Gedanken gelesen, legt der große eine schwere Hand auf meine Schulter und positioniert sich hinter mir. Jetzt schiebt er mich vor sich her. Nicht Richtung Speisesaal, sondern ich den anderen, mir unbekannten Gang.

Vor einer hölzernen Tür bleiben wir stehen. Meine Begleitung klopft einmal laut gegen die Tür. Als ein "Herein" zu hören ist, öffnet er mit seiner großen schweren Hand die Tür und schiebt mich ins Innere. Automatisch drehe ich mich zu ihm, um mich zu wehren, doch da ist die Tür bereits wieder ins Schloss gefallen und ich bin allein. Moment, das stimmt so nicht, schließlich hat mich ja jemand hereingebeten! Also fahre ich herum und schenke dem Raum meine Aufmerksamkeit.

Wie fast alles in diesem Haus ist auch in diesem Zimmer das meistverwendete Material Holz. Die Wände sind vertäfelt und ein dunkler Blau Ton überzieht die Decke. Gegenüber der Tür ist ein großes Fenster, mit Blick auf den Wald. Vor ihm steht ein riesiger Schreibtisch mit Glasplatte. Irgendwie wirkt er viel zu modern für diesen Raum. An den Wänden stehen alte Bücherregale mit wahrscheinlich noch älteren Büchern. Auch der Sessel, der vor dem Schreibtisch steht, sieht alt und verstaubt aus. Doch dann fällt mein Blick auf die Person, die hinter dem Schreibtisch sitzt. Seine kalte Aura erfüllt den Raum, und ich wundere mich, dass er mir nicht schon früher aufgefallen ist. 

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