Teil21

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Mir entfährt ein Schrei, als sich etwas auf meine Wange legt. Eine Hand. "Mann, jetzt chill doch mal" höre ich Jaden sagen. Er hätte mir auch einfach antworten können. "Leg dich wieder hin und schlaf weiter" weist er mich an und ich merke, wie die Decke angehoben wird. Ein kalter Luftzug berührt meine nackten Beine. Ich habe nur eine Unterhose und ein Shirt an. Dann schlingen sich zwei muskulöse Arme um mich und ziehen mich an sich. Ich warte darauf, dass noch etwas Passiert, aber ich kann nur Jadens Atem in meinem Nacken spüren. Er macht nichts, außer gleichmäßig Luft zu holen und auszulassen. Ist er etwa nur hergekommen, um mit mir in seinen Armen zu schlafen? Ich bin doch kein Kuscheltier! Außerdem mag ich es nicht, mit anderen in einem Bett zu schlafen. Ich hatte nie einen Freund und war ehrlich gesagt froh darüber, mein Bett für mich alleine zu haben.

Doch jetzt gab es kein entkommen. Ich versuche gleichmäßig zu Atmen, doch weil ich mich zu sehr darauf konzentriere, schaffe ich es nicht, wie gewohnt Luft zu holen, sondern lasse viel zu lange Pausen. Irgendwann schnappe ich nach Sauerstoff. Ich bin sogar zu dumm zum Atmen. "Was ist, bringe ich dich etwa so sehr aus der Fassung, dass du nicht mal Luft holen kannst?" raunt Jaden in mein Ohr und ich versuche mich aus seinen Armen zu befreien. "Bild dir bloß nichts ein, du Idiot!" fauche ich zurück. Er dreht mich um und drückt mich enger an sich. Mein Gesicht ist nun vollkommen gegen seine Brust gedrückt. "Wie du meinst. Schlaf endlich, ich bin müde!".

Es dauert lange, bis ich es schaffe mich zu entspannen und einigermaßen zu schlafen. Es ist viel zu heiß hier drinnen und ich schaffe es einfach nicht, mich aus seinem Griff zu lösen. Selbst im Schlaf hält Jaden mich fest umklammert. Doch irgendwann fallen mir die Augen zu. Ich träume sehr intensiv.

...Rennen. Ich muss rennen. Hinter mir kommen die Hunde immer näher! Renn! Die Bäume rasen an mir vorbei. Ich bin viel zu schnell, wenn ich nicht aufpasse pralle ich gegen einen. Aber jetzt kann ich nicht langsamer werden. Im Gegenteil. Ich muss noch schneller rennen! Über mir donnert es heftig. Ein Gewitter! Es wird immer dunkler, doch die Wolken ziehen schnell über meinem Kopf hinweg. Dunkelheit und Licht spiegeln sich und für einen Moment sehe ich aus der Vogelperspektive, wie ich vor den Hunden weglaufe. Dann blitzt es. Rennen, ich muss rennen! Ich darf die Beute nicht verlieren! Sie wird immer langsamer. Das Mädchen, das vor mir wegläuft, ist nur noch wenige Meter entfernt. Ich setze zum Sprung an und verbeiße meine Zähne in ihre weiße Haut. Blut quillt aus der Wunde und ich verbeiße mich noch fester. Es blitzt. Schmerz. Der Hund hat mich gefangen. Ich kann nicht mehr rennen. Rot...

Mit einem Ruck erwache ich. Mein Gesicht ist an Jadens Brust gedrückt und ich kann seinen Herzschlag hören. Er schläft noch. Ich bin schweißgebadet und versuche mich aus seinen Armen zu befreien. Grob, aber darauf bedacht ihn nicht zu wecken, winde ich mich aus seinem Griff. Es scheint einem Wunder gleich, das ich das wirklich geschafft habe. Endlich bin ich frei! 

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