Teil29

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Ich bin viel zu überrascht, als dass ich auch nur auf die Idee kommen würde, mich zu wehren. Letztendlich werde ich in mein Zimmer geschubst und trete fast auf das am Boden stehende Mittagessen. Mit einem Klick wird die Tür von außen verschlossen. Heilige Scheiße, was ist grade passiert? Ich kann es verdammt nochmal nicht glauben! Bin ich gerade der italienischen Mafia beigetreten? Gut, ich hatte keine andere Wahl. Aber meine Mitgliedschaft, egal ob ich ihnen wirklich helfe oder nur harmlose Aufgaben vollziehe, bedeutet für mich: ich kann nie wieder in mein altes Leben zurück. Nein! Ich will doch einfach nur eine langweilige Schülerin sein! Und was wird jetzt mit mir geschehen? Darf ich nach Hause zurück mit dem Bewusstsein, meinen gesamten Bekanntschaftskreis zu gefährden? Oder werde ich weiterhin hierbleiben und nichts tun? Das ist doch alles so verdammt scheiße!

Mein Herz klopft wie verrückt und ich stolpere benommen ins Badezimmer. Mit den wackeligen Beinen schaffe ich es gerade so unter die Dusche. Ich drehe sie voll auf. Auf ganz Kalt. Meine Kleider habe ich immer noch an, aber das ist mir jetzt egal. Meine Hände zittern. Nein, ich muss mich beruhigen! Das eiskalte Wasser trifft auf meinen schwitzenden Körper. Egal was ich tue, meine Eltern sind in Gefahr! Sie wissen, wo ich wohne, sie wissen, wer zu meiner Familie gehört. Wer meine Freunde sind! Horror durchzuckt mich. Wenn auch nur einen von ihnen etwas ähnliches, wie mir hier passiert... Dann ist das einzig und alleine meine Schuld! Ich bin an diesem ganzen, vermaledeiten Scheißdreck schuld! Sollte meinen Freunden, Eltern auch nur ein Haar gekrümmt werden...

Ich starre an die Decke. Das Wasser trifft direkt in mein Gesicht, doch ich bin wie erstarrt. Vor Angst? Ich weiß es nicht. Der Koffer... jetzt verstehe ich, warum sie mir diese Möglichkeit angeboten hatten. Wäre ich jetzt ohne Entscheidung alleine in diesem Zimmer, ich könnte nicht dafür garantieren, dass ich den gleichen Weg gewählt hätte... Im ersten Moment denkt man natürlich nur an sich selbst. Das Leben, das Überleben steht an erster Stelle. So etwas wie ein Uhrinstinkt, das tief im Menschen verankert ist. Aber jetzt muss ich an das andere Denken. Ich ziehe sie hier mit herein. Das wollte ich doch unbedingt vermeiden! Alles nur nicht das! Es wäre am besten für alle, wenn ich einfach den Koffer geöffnet und... HALT! Denk sowas nicht! Loreena! Komm gefälligst wieder zu dir!

Meine Tränen vermischen sich mit dem eiskalten Wasser. Mir ist übel. Ich weiß nicht wie lange ich schon hier stehe und ob mein Körper wegen dem kalten Wasser oder der Panikattacke so zittert. Langsam lasse ich mich an der Duschwand heruntergleiten. Ich lege meinen Kopf auf die Knie und versinke in dunkle Gedanken. Mir ist schlecht. Wie bin ich bloß in diese ganze Scheiße geraten? Das kann doch nicht wahr sein.

Nach einiger Zeit beginne ich, die durchtränkten Kleidungsstücke auszuziehen. Dann drehe ich die Dusche wärmer und wasche mich. Mein Kopf ist leer. Ich habe alles aus mir herausgelassen und jetzt stehe ich, emotionslos, da und schäume meine Haare ein. Danach trockne ich meinen Körper ab und lege mich ins Bett. Ich starre an die mir wohlbekannte Decke. Ist das mein Leben?  

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