Teil9

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Der Raum sieht aus wie ein Typisches Hotelzimmer. Direkt gegenüber dem Eingang ist ein hohes Fenster und ein Balkon dahinter zu sehen. Allerdings keine Balkontür. Zu meiner Rechten zieht sich ein Wandschrank fast über die gesamte Seite. Links geht es tiefer in den Raum und ein hölzernes Doppelbett steht in der Mitte. Die Lacken sind komplett weiß bezogen. Ich gehe einige Schritte in den Raum und entdecke die Badezimmertür. Endlich! Ich hatte gar nicht bemerkt, wie dringend ich auf die Toilette musste. Außerdem war es sehr erleichternd, endlich mal allein zu sein. Ich eile in das Badezimmer und schließe die Tür ab. Das Schloss ist sehr simpel. Es ist eines von der Art, die man von der anderen Seite mit Leichtigkeit öffnen kann. Trotzdem gibt es mir ein Gefühl von Sicherheit.

Als ich wieder in den großen Raum trete, komme ich auf den Gedanken, die Eingangstür zu überprüfen. Doch als ich die Klinke herunterdrücke, stelle ich fest, dass sie abgeschlossen ist. War ja klar. Ich ziehe meine Schuhe aus und stelle diese in den Eingangsbereich. Dann schlendere ich umher. Auf dem Nachtkästchen entdecke ich eine Wasserflasche und ein Glas. Soll ich daraus trinken? Ich habe schon Durst... misstrauisch öffne ich den Flaschendeckel und rieche an dem Wasser. Wie dämlich. Natürlich riecht es nach nichts. Trotzdem beschließe ich lieber vorerst nur das Wasser aus dem Hahn zu trinken. Wir sind bestimmt noch in Deutschland, schließlich haben alle deutsch gesprochen und der Baustil des Hauses lässt sogar vermuten, dass wir noch in Bayern sind.

Langsam wird mir langweilig. Es gibt keine Uhr in diesem Zimmer und alle Schubladen und Schränke sind leer. Kein Buch, nicht mal Stift oder Papier. Haben die etwa Angst, ich könnte mir die Pulsadern aufschneiden? Oder sie mir einem Bleistift angreifen? Der Gedanke von mir, wie ich mit einem Bleistift auf den großen, hübschen Jungen einsteche, während er nur eine Augenbraue hochzieht belustigt mich. Schließlich schnappe ich mir ein Kissen vom Bett und setze mich vors Fenster. Man sieht nichts außer Bäume. Aber ich liebe dieses Grün. Auch wenn der Frühling noch lange nicht erwacht ist.

Gedanken verloren sitze ich, vielleicht Stunden, vor dem Fenster und starre in die Ferne. Irgendwann reißt mich ein klopfen aus den Überlegungen. Dann hört man, wie sich ein Schlüssel im Schloss dreht und ein leiser Klick folgt. Ich drehe mich um und sehe, wie er eintritt. Jaden wirft einen Stapel Kleidung aufs Bett und schaut dann auf mich herunter. "Sorry nochmal wegen vorhin... Wurde deswegen schon angemotzt, währe nett, wenn du sagen könntest, dass ich nichts gemacht habe." Er fasst sich mit einer Hand an den Hinterkopf. "Ach ja, in einer Stunde gibt es Abendessen, also zieh dich um. Ich hol dich dann wieder ab." Ohne auf eine Antwort zu warten schlendert er wieder aus dem Zimmer und ich kann hören, wie die Tür abgesperrt wird. Die sind ja lustig, ich habe nicht mal eine Uhr, wie soll ich wissen, wann ich fertig sein muss?

Nach einer schnellen dusche stehe ich im Handtuch vor dem Bett und beäuge die Kleider. Es sind eigentlich nur einfache T-Shirts, ein schwarzer, knielanger Rock (Igitt) und eine graue Bluse. Auch Unterwäsche ist dabei, aber der schenke ich keine Beachtung. Soweit kommts noch, dass ich die Unterwäsche von Fremden anziehe! Zum Glück habe ich heute ausnahmsweise einen BH angezogen!  

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