Teil4

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Vor dem Restaurant stützt Sam mich. "Alles in Ordnung? Haben Sie Kreislaufprobleme?" frägt er und führt mich die Straße entlang und dann in eine kleinere Gasse. Mein Kopf ist benebelt. Was ist hier los? Ich sollte nicht mitgehen. Aber ich verliere langsam die Kontrolle über meinen Körper. Alles wird für einen Moment schwarz und dann steht plötzlich ein Auto vor uns. Ich werde auf die Rückbank gesetzt. Sam setzt sich neben mich und während mir die Augen zufallen hoffe ich, dass ich lebend aus dieser Situation rauskomme.

Der Mango Schnaps denke ich. Irgendetwas war da drinnen. Ich öffne meine Augen. Das innere des Wagens hat sich verändert. Ich liege auf weißen Ledersitzen und außer dem Fahrer ist keine weitere Person hier. Wie haben also das Auto gewechselt... "Bist du wach?" frägt mich der breite, braunhaarige. Ich kann ihn nur von hinten sehen. Seine Haare haben graue Strähnchen, also ist er schon älter. Ich versuche ihm zu antworten. Aber mein Mund öffnet sich nicht. Ich schaffe es nicht einmal eine Hand zu bewegen und die Augen kann ich auch nur mit Mühe und Not offenhalten. Als ich dem Fahrer nicht antworte, sagt er "Gut, dann wirkt das Muskelrelaxans noch.". Moment, Muskelrelaxans? Was genau ist das? Aber ich kann es mir eigentlich schon denken, immerhin bin ich total bewegungsunfähig. In was für einen Scheiß bin ich denn da geraten? Es muss etwas mit dem Koffer zu tun haben! Immerhin hat Sam mir das Betäubungsmittel gegeben. Wie hinterhältig von ihm. Ich habe ihm geholfen, vielleicht sogar sein Leben gerettet und jetzt sowas! Aber egal was passiert, niemand darf erfahren, dass ich in den Koffer geschaut habe. Das glänzende Metall... Mir läuft ein Schauder über den Rücken, als mir klar wird, dass das bestimmt nicht die einzige Pistole ist, die diese Leute besitzen. Wie es sich wohl anfühlt erschossen zu werden? Geht es schnell oder leidet man? In den Filmen sterben die Nebencharaktere sofort, aber der Protagonist überlebt auch tausend Schüsse... Ob ich eine Hauptfigur bin? Aber in den Augen der anderen bin ich eher der Antagonist... Während ich so unsinnig der Situation absolut nicht passende Dinge nachgrüble fallen mir wieder die Augen zu und ich schlafe ein.

Rock Musik dröhnt in meinen Ohren. So ein Lärm! Nie lässt man mich schlafen! Ich öffne meine Augen und bin einige Sekunden orientierungslos. Vor mir fliegen grüne Wälder vorbei. Ich befinde mich auf dem Beifahrersitzt. Mein Kopf ist an die Scheibe gelehnt und im rechten Seitenspiegel kann ich mein Gesicht sehen. Müde. Ich bin müde. Und ich bin nicht in meinem Auto! Stimmt ja, ich wurde entführt! Mein Kopf schnellt in Richtung Fahrersitz und in genau diesem Moment richtet der Fahrer seinen Blick auf mich. Ich erkenne die Haare wieder, die ich vorher nur von hinten sehen konnte. "Na, gefällt die meine Musik?" er lächelt spöttisch. "Nein" krächze ich und er lacht nur. "Tja, Pech gehabt, du schuldest mir eh was, weil ich dich von Auto zu Auto tragen musste. Und ab jetzt hältst du am besten den Mund." sagt er und fügt ein Augenzwinkern hinzu. Idiot! Ich habe ihn ja nicht darum gebeten mich rumzutragen. Ich will einfach nur nach Hause! Meine Wut unterdrückend blicke ich aus dem Fenster. 

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