Teil16

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Die Erniedrigung, Erschöpfung und Enttäuschung geben mir den Rest und ich beginne mit einem Heulkrampf. Die Tatsache, dass ich jetzt auch noch vor meinem Peiniger zusammenbreche verschlimmert alles nur noch. Kampflos liege ich unter Jaden und schalte einfach ab. Soll er doch machen, was er will.

Jaden richtet sich auf und ich lasse zu, dass er mich mit sich in die Höhe zieht. Keine Ahnung, was er jetzt denkt, aber er führt mich wortlos ins Badezimmer, wo ich mich auf den Klodeckel setzte. Immer noch mit heftigen weinen beschäftigt, nehme ich kaum wahr, dass Jaden meine Wunden desinfiziert und verarztet. Mit meinen Händen verdecke ich mein rotes Gesicht und lasse mich in Verzweiflung ziehen. Mein Herz beginnt unkontrolliert zu klopfen. Ich habe das Gefühl, mein Hals würde sich zuschnüren und ich bekomme keine Luft mehr. Würgend schnappe ich nach Sauerstoff. Dann spüre ich, wie mich jemand hochhebt und aufs Bett legt. Eine Decke wird um mich gewickelt. Sanft streicht mir Jaden über das verquollene Gesicht, während weiter Tränen aus meinen Augen fließen. Ich versuche ruhig zu Atmen. Dies ist kein neues Gefühl für mich, aber es ist jedes Mal schlimm. Man gewöhnt sich nicht an Panikattacken. Aber ich muss sie akzeptieren.

Einige Minuten liege ich da und konzentriere mich ganz auf meine Atmung. Jadens Hand liebkost mein Gesicht und komischer weiße stelle ich fest, dass es mich beruhigt. Benommen drehe ich mich zu ihm und lege meinen Kopf gegen seine Brust. Ich weiß, es ist komisch, aber ich brauche jetzt Körperwärme. Seine Arme umschließen mich und ziehen meinen Körper gegen seinen. Still liegen wir so da. Langsam beruhige ich mich. Höre nur auf seinen Herzschlag. Atme seinen Duft ein. Ich fühle mich sicher. Eine falsche Sicherheit, aber ich verdränge den Gedanken und nutze den vermeintlichen Safespace. Nach einiger Zeit höre ich leise seine Stimme an meinem Ohr. "Sollen wir einen Film schauen?". Ich bin verwundert, nicke aber. Wir richten uns auf und Jaden wirft mir sein Hemd zu. Die roten Flecken meines Blutes ignorierend ziehe ich es mir über und folge ihm dann aus diesem verfluchten Raum raus.

Am anderen Ende des Ganges sperrt der gefährliche Junge vor mir eine Tür auf. Der Raum dahinter ist viel größer als meine Zimmer und dunkel gehalten. Er sieht persönlich aus. Ist das etwa sein Zimmer? Entspannt schlendert Jaden durch den Raum und öffnet einen Kleiderschrank. Dann wirft er mir ein schwarzes T-Shirt zu und zieht sich selbst eines über. Ich schließe die Tür hinter mir und drehe mich dann mit dem Rücken zu ihm. Schnell lasse ich das Hemd von meinen Schultern fallen und hebe das Shirt über meinen Kopf. Als ich mich fertigumgezogen wieder umdrehe, sitzt Jaden bereits auf dem dunkelgrauen Sofa und füllt zwei Gläser mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Vorsichtig lasse ich mich auf der anderen Seite des Sofas nieder und ziehe meine Beine an mich. Meine Rippen schmerzen. Das Glas wird zu mir herübergeschoben.

"Salute" sagt Jaden und hebt sein Getränk in meine Richtung. Zögerlich stoße ich mit ihm an, schaue ihn jedoch nicht in die Augen. Ich leere den Inhalt meines Glases in einem Zug. Auch wenn es brennt, siegt doch mein Durst. Jaden füllt uns beiden nach und so kommt es, dass wir schweigend ein Glas nach dem anderen leeren. Endlich kann ich mich etwas entspannen. Der Fernseher leuchtet auf und im nächsten Moment versinke ich komplett in der Geschichte des Filmes. 

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