Am nächsten Morgen erwache ich von den Sonnenstrahlen, die durch mein Fenster fallen. Irgendwie fühle ich mich nicht so leicht, wie ich es wohl hätte tun sollen. Gestern habe ich beschlossen, meine ganzen negativen Gefühle, den Hass, die Schuldzuweisungen und die Vorwürfe hinter mir zu lassen. Trotzdem ist mein Herz nicht frei. Eine dunkle Vorahnung schlummert in mir. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich einfach so ein Happy End bekomme. Was wenn ich mich nie in Jaden verlieben kann? Werde ich dennoch ein glückliches Leben führen können? Darf ich überhaupt Glücklich sein? Ich bin eine Mörderin, umzingelt von anderen Mördern. Glück habe ich nicht verdient.
Das Zwitschern der Vögel lenkt meine dunkler werdenden Gedanken wieder auf die Gegenwart. Ich habe lange geschlafen, es ist schon früher Mittag. Langsam steige ich aus meinem großen, leeren Bett. Jaden hat sich gestern nicht mehr sehen lassen. Irgendein Konflikt mit der Kolombo-Familie oder so... Hoffentlich ist es nichts Ernstes, einen Klan Krieg kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen! Nachdem ich mein Gesicht gewaschen und mich angezogen habe, heute ganz entspannt in weiter Leinenhose und T-Shirt, gehe ich runter, um auf der Terrasse einen Cappuccino zu trinken. Die vielen Gänge des Hauses scheinen nicht mehr so fremd, wie noch vor einigen Wochen und ich finde mich in kürzester Zeit auf dem sonnenbeschienenen Sofa wieder. Mein Frühstück steht schon vor mir und ich muss zugeben, dass ich mich bereits an diesen Luxus gewöhnt habe...
Was Jaden gerade macht? Hat er die ganze Nacht durchgearbeitet? Ist er überhaupt im Haus? Vielleicht musste er ja wegfahren... Ich würde gerne mal wieder wegfahren, ich bin in Italien aber habe so gut wie nichts von meiner Umgebung gesehen. Eine Reise zu den Sehenswürdigkeiten in der Nähe, wäre schön... Vielleicht können Jaden und ich das ja als Hochzeitsreise machen...
Was für ein absurder Gedanke! Ich werde Heiraten! Ich war mir nie sicher, ob ich überhaupt heiraten will. Die Ehe meiner Eltern war nicht schlecht, aber nach vielen Jahren der Partnerschaft schienen beide ein bisschen gelangweilt. Kann ich nur zu gut verstehen, ich war zwar noch nie so richtig verliebt, aber trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, den Rest meines Lebens mit nur einer Person zu verbringen. Doch genau so wird es jetzt kommen. Muss es, denn es ist die beste Option für mich. Eine Zweckehe und keine aus Liebe, zumindest nicht von meiner Seite aus. Noch...
Gefühle. Was sind das eigentlich? Woher kann ich sicher wissen, dass ich Jaden nicht abgrundtief hasse, wenn ich noch nie zuvor gehasst habe? Woher kann ich wissen ob ich ihn mag. Ihn liebe? Nein. Ich darf ihn nicht lieben! Jede seiner Berührungen kribbelt. Wenn ich in seine Augen sehe, erblicke ich unendliche Trauer und etwas Dunkleres, dass er nie mehr loswerden wird. Seine Seele wurde verletzt. Ich weiß nicht genau, was er alles durchgemacht hat. Ich habe bis jetzt immer nur an mich selbst gedacht, mein Überleben, meine Schmerzen und meine Rache. Doch was Jaden schon alles durchgemacht hat war mir immer egal. Ist es noch. Aber wenn ich den Rest meines oder seines Lebens mit ihm verbringen soll, dann währe es schon wichtig, über ihn Bescheid zu wissen. Soll ich ihn fragen, wenn wir uns das nächste Mal sehen?

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Legato
Adventure„In meinem Leben gibt es niemanden mehr, für den es sich zu sterben lohnt" Als sie Zeugin eines Unfalls wird, gerät die 18 jährige Loreena unfreiwillig in die ihr völlig fremde Welt der Mafia. Plötzlich sieht sie sich Entscheidungen gegenüber, die w...