„Wohin gehst du?", fragte ich, als Angelina bereits die Eingangstür geöffnet hatte und ohne weitere Erklärungen nach draußen verschwinden wollte.
„Ich bin gleich zurück. Ich treffe Vorbereitungen."
„Kann ich dir helfen?", fragte ich und sprang schnell auf.
„Nein, bleib du hier und sieh zu, dass du dich nicht erwischen lässt", entgegnete sie bestimmend und verschwand nach draußen. Seufzend ließ ich mich wieder auf die Couch fallen. Rosie war auch aufgestanden, nur war sie wieder in die Küche verschwunden. Mein Blick fiel auf den Tee. Er diente bestimmt zur Beruhigung, das hatte ich auch dringend nötig. Also nahm ich die Tasse schließlich in die Hand.
„Das ist Lavendeltee, der hilft dir dich etwas zu beruhigen", erklärte Rosie und stellte einen Teller mit Zimtschnecken auf den Tisch. Dann setzte sie sich gegenüber von mir und nahm sich eine Zimtschnecke. Ich nickte und lächelte ihr zu. Anschließend nahm ich einen Schluck vom Tee. Er war nicht mehr so heiß, wie ich erwartet hatte. Dafür schmeckte er stärker nach Lavendel, als angenommen. Ich musste mir einen angewiderten Gesichtsausdruck verkneifen. Lavendel war nicht unbedingt das, was ich gerne in meinem Tee hatte. Trotzdem wurde mir warm und ich spürte schon einen Augenblick später, wie ich ein kleines Bisschen ruhiger wurde.
„Liebes, nimm dir auch etwas," sagte Rosie und zeigte auf den Teller mit den Zimtschnecken. Ich starrte das Gebäck einige Zeit an. Mir war immer noch übel, aber die Zimtschnecken sahen wirklich sehr lecker aus. Nach kurzem Zögern stellte ich den Tee wieder ab und nahm mir auch etwas. Lieber aß ich die, als diesen Tee zu trinken.
„Danke." Rosie und ich versanken für einige Minuten in stillem Schweigen. Ich nahm ein Bissen von der Zimtschnecke und genoss den Moment, in dem ich etwas zutun hatte. Ich stand immer noch unter Strom. Ich wollte aufspringen und irgendetwas machen, das mir das Gefühl gab, ich wartete nicht nur tatenlos auf jemanden, der mich retten würde.
Außerdem wollte ich mich von der Angst ablenken, dass ich möglicher Weise doch die falsche Entscheidung getroffen hatte. Diese Angst machte mich fast wahnsinnig, weil es noch eine Weile dauern würde, bis ich eine Antwort hätte. Hinzu kam, dass ich jeder Zeit bereit sein sollte erneut fliehen zu müssen. Wie Angelina, konnte ich mir gut vorstellen, dass die Männer ein zweites Mal hier auftauchen würden. Ich konnte nur hoffen, dass ich dann auch klug genug war und ihnen entkommen würde. Oder Angelina wäre rechtzeitig zurück und würde mich von hier wegbringen.
„Weißt du von Janine's Forschung?", fragte ich zögernd und sah Rosie entgegen. Ich hatte diese Frage stellen müssen. Rosie musste mir erklären, warum ich über den wahren Grund meiner Flucht schweigen sollte.
„Ja, ich habe davon gehört."
„Weißt du was sie damit erreichen will?", hakte ich nach.
„Ja." Ich runzelte die Stirn.
„Warum sollte ich Angelina dann nichts davon erzählen? Ich meine das, was ich über Janine's Forschung herausgefunden habe, hat mich letztendlich dazu gebracht zu fliehen und..."
„Die Leute vom Schwarzen Orden wollen keine Verschwörungstheorien über Janine und ihre Forschung hören", unterbrach sie mich forsch. Verdutzt sah ich Rosie an. Sie war doch mit meiner Grandma zusammen vom Weißen Orden geflohen. Sie hatte die Wahrheit doch schon lange vor mir herausgefunden. Wie konnte sie da von Verschwörungstheorien reden? Sie hatte es doch selbst erlebt. Und warum war sie dabei plötzlich so ernst und angespannt?
„Aber das sind doch keine Verschwörungstheorien! Das ist die Wahrheit!", antwortete ich aufgebracht. Ich hatte es satt immer um den heißen Brei herumreden zu müssen, weil man sich nie sicher sein konnte, wer mithörte. Es musste doch langsam mal klargestellt werden, dass Janine nichts Gutes im Schilde führte. Sie wollte die absolute Macht und sie wollte mich dafür missbrauchen. Das klang wahnsinnig, wie in einem Film, aber das war die Wahrheit. Janine war keine gute Person und sie war eine noch schlechtere Anführerin! Ich wurde wütend. Die Leute mussten aufhören Angst vor ihr zu haben und anfangen die Wahrheit weiterzuerzählen. Nur so würde dieser Alptraum enden.
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Magie oder Schicksal? (3.Teil)
Espiritual1. Teil: Zufall ode Magie? Sam hat den Sprung ins Ungewisse gewagt. Alleingelassen macht sie sich auf den Weg zum Schwarzen Orden. Doch ist der Schwarze Orden das Richtige für sie? Wird sie Andere von den bösen Machenschaften Janine's überzeugen und...