„Aber... Quatsch, natürlich komm ich mit", entgegnete er entschlossen und folgte mir. Ich wollte mich entschuldigen und ich wollte mich so gut es ging erklären, ohne zu viel zu verraten. Aber dafür hatten wir keine Zeit. Ich tauchte aus der Welt auf, in der es nur ihn und mich und unser Gespräch gegeben hatte und nahm meine Umgebung langsam intensiver wahr. Ich sah Schatten, wie sie von Baum zu Baum schwebten. Ein ungutes Gefühl packte mich. Mir wurde übel, die Panik überrollte mich. Ich hörte auf schnell zu gehen und fing an zu rennen. Lian folgte mir, die Schatten folgten uns. Hektisch sah ich mich nach ihnen um. Ich versuchte ihre Gesichter zu erkennen, falls sie überhaupt welche hatten. Ich wollte wissen wer da hinter uns her war. Aber ich erkannte niemanden. Wir wurden schneller und mit uns auch die Schatten. Sie zischten an uns vorbei, aber sie stellten sich keine Sekunde vor uns.
Das Rennen kam mir wie eine Ewigkeit vor und ich spürte schnell, dass meine Energiereserven sich dem Ende zuneigten. Aber ich traute mich nicht stehen zu bleiben. Ich zwang mich weiter zu rennen, trotz starker Seitenstechen und brennender Lunge. Mit großen und schweren Schritten erreichten wir das Gelände. Ich blieb nicht unmittelbar hinter dem Tor stehen, ich rannte noch ein paar Meter weiter, bis ich das Gefühl hatte mich in Sicherheit wiegen zu können.
Dann sah ich mich um und stellte fest, dass die Schatten verflogen waren. Ich blickte zu Lian, der nicht ansatzweise so angestrengt aussah, wie ich mich fühlte.
Mit Angelina war ich Ewigkeiten vom See, bis zum Schwarzen Orden gefahren, obwohl dieser anscheinend genau um die Ecke war. Wahrscheinlich hatte sie einen Umweg genommen, um unsere Verfolger, in der aufwühlenden Nacht, zu verwirren und abzuschütteln.
Lian sah mich mit großen Augen an, während ich gegen die unangenehmen Stiche in meiner rechten Seite kämpfte. Ich bekam das Gefühl, dass er immer noch eine Erklärung erwartete.
„Tut mir leid", keuchte ich nur und stützte mich mit den Händen auf meinen Knien ab. Er sah besorgt aus und er musterte mich, als versuchte er herauszufinden, wie er mir helfen könnte.
„Das muss es nicht. Aber... ist denn hier wieder alles gut?" Ich sah zu ihm auf und stellte erstaunt fest, dass er meine Reaktion nicht mal komisch zu finden schien. Er war einfach nur besorgt und wollte sicher gehen, dass es mir jetzt gut ging. Sein Blick wurde unruhig. Er sah sich um, als würde er auch annehmen, dass wir verfolgt wurden.
„Ja, tut mir leid, das ist sicher seltsam... ich wollte das nicht... ich hätte gleich Nein sagen müssen", versuchte ich mich zu erklären und stellte ein weiteres Mal fest, dass es verdammt schwierig war das eigene Verhalten zu erklären, während man so gut wie nichts über den Grund sagen durfte. Ich sah hinter mich, in den Wald hinein und langsam fing ich mich an zu fragen, ob die Schatten tatsächlich da gewesen waren. Oder hatte ich sie mir nur eingebildet? Weil mich die Angst überrollt und ich glaubt hatte, Janines Leute verfolgten mich? Vielleicht waren wir so dicht am Schwarzen Orden doch sicher gewesen. Vielleicht hatten Janines Leute aufgehört nach mir zu suchen. Ich sah zu Lian und spielte mit dem Gedanken ihn nach den Schatten zu fragen. Wenn er mich jetzt noch nicht für seltsam hielt, dann würde er es spätestens nach dieser Frage tun. Aber ich hatte keine andere Wahl, ich musste ihn fragen.
„Hast du die Schatten auch gesehen?"
„Schatten?", fragte er und sah hinter sich. Als er wieder zu mir blickte, war sein Gesichtsausdruck seltsam. Als vermutete er etwas. Meine Frage musste ihn zum nachdenken gebracht haben.
„Ja, wer war das?", wollte er wissen, doch ich reagierte nur mit einem Schulterzucken. So zu tun, als hätte ich keine Ahnung war ja im Grunde nicht einmal gelogen. Ich konnte nicht genau wissen wer hinter uns her gewesen war. Ich hatte nur eine Vermutung. Lian packte mich plötzlich an der Hand und zog mich über das Gelände. Überrascht stolperte ich ihm hinterher. Einige Schüler waren stehen geblieben und hatten uns fragend angesehen. Wahrscheinlich weil wir so keuchend auf das Gelände gerannt waren.
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Magie oder Schicksal? (3.Teil)
Spiritual1. Teil: Zufall ode Magie? Sam hat den Sprung ins Ungewisse gewagt. Alleingelassen macht sie sich auf den Weg zum Schwarzen Orden. Doch ist der Schwarze Orden das Richtige für sie? Wird sie Andere von den bösen Machenschaften Janine's überzeugen und...