13. Kapitel - Der erste Schultag

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Der erste Schultag war ein heißer Sommermorgen. Ich hatte unruhig und viel zu wenig geschlafen. Ich war müde und schon in den ersten Sekunden des Wachseins stellte ich fest, dass sich an meinem inneren Gefühlszustand nichts verändert hatte. Wahrscheinlich sollte ich mir deswegen keine Sorgen machen. Ich war mit meiner Magie nicht besonders weit und damit war es wohl zu viel verlangt über Nacht etwas zu manifestieren.

Von meinem ausbleibenden Erfolg wollte ich mich nicht runterziehen lassen. Ich beschloss, dass ein neues Schuljahr die beste Gelegenheit für einen Neuanfang war. Wenn ich mit positiven Erwartungen an den Tag heranging, würde mich das Leben vielleicht auf eine gute Art und Weise überraschen.

Also stand ich rechtzeitig auf und machte mich fertig. Ich hatte mir extra mehr Zeit eingeplant, um in Ruhe duschen zu können, mich anzuziehen und mich zu schminken. Als ich fertig war, begab ich mich in die Mensa. Ginger war längst vorgegangen. Heute hatte sie mich nicht mitnehmen wollen. Sie war eine sehr eigenartige Person, die ich nur schwer einschätzen konnte. Den einen Tag schlug sie vor mich mit zu ihren Freundinnen zu nehmen, am nächsten Tag war ihr jede Konversation mit mir zu lästig und sie wollte am liebsten leugnen, dass sie mich kannte. Ginger war nie überaus nett zu mir gewesen, aber es hatte tatsächlich Situationen gegeben, in denen ich mir eingebildet hatte, in ihrem sonst recht oberflächlichem Gerede, so etwas wie Tiefe herauszuhören. Aber diese Momente kamen nur sehr selten vor und heute schien wieder so ein Tag zu sein, an dem sie so tat, als wäre ich Luft für sie.

Aber auch daran wollte ich mich nicht aufhalten. Ich fühlte mich zwar unsicher schon wieder alleine frühstücken zu müssen, aber ich nahm mir vor, die seltsamen Blicke der anderen Schüler einfach zu ignorieren. Ob ich mich nun unwohl fühlte, weil ich alleine sitzen musste oder ob ich mich unwohl fühlte, weil ich mit Leuten zusammen aß, die mich nicht mochten und mich ganz bewusst aus ihren Gesprächen ausschlossen, machte am Ende auch keinen Unterschied mehr.

Die Mensa war heute besonders voll und was einem als erstes auffiel, war die Tatsache, dass jeder mit mindestens einer Person zusammen aß. Gut, vielleicht fiel das nicht jedem auf, aber ich hatte es sofort gemerkt. Ich sah bis auf ein, zwei Ausnahmen niemanden, der alleine sein Frühstück verspeiste. Aber das war okay. Heute war mein erster Schultag an einer neuen Schule. Es erwartete sicher niemand, dass ich schon Freunde gefunden hatte. Vielleicht löste sich mein Problem mit dem Alleinsein von ganz alleine. In irgendeinem Unterricht musste man sicher Partner- oder Gruppenarbeiten machen und dann würde ich früher oder später ins Gespräch mit jemanden kommen... hoffentlich. Das versuchte ich mir einzureden und da ich die Dinge heute positiv sehen wollte, war ich sogar kurz davor es zu glauben.

Beim Frühstück konzentrierte ich mich vor allem auf mich selbst und auf die vielen Nachrichten, die ich beantworten musste. Das hatte vielerlei Vorteile. Ich sah beschäftigt aus, ich vergaß wie unangenehm es war alleine frühstücken zu müssen und ich kam sogar dazu meine Nachrichten zu beantworten. Das war also das beste was ich in dieser Situation machen konnte.

In den letzten Tagen hatten sich eine ganze Menge von Nachrichten angesammelt. Da war Michelle, die mich gefragt hatte wie es mir ging, Connor, der telefonieren wollte und bestimmt drei Mal gefragt hatte, ob ich sauer sei und Linn, die mir etliche besorgte Nachrichten geschrieben hatte. Fast so besorgt, wie meine Mom es häufig war. Allen Dreien schrieb ich in etwa das Gleiche. Dass es mir gut ginge und ich einfach nur ein paar Tage für mich gebraucht hätte, um mich zu sortieren. Jetzt sei aber alles super und ich sei gespannt auf den ersten Schultag und würde ihnen später Bericht erstatten.

Schon kurz nachdem ich die Nachrichten abgeschickt hatte, bekam ich von Linn eine lange Antwort mit Glückwünschen und dass ich sie nachher unbedingt anrufen müsse. Auch Connor antwortete mir schnell und wünschte mir einen guten Tag.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt