28. Kapitel - Schattenwesen oder Einbildung?

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„Du verstehst mich nicht! Das war echt! Ich habe es gesehen und ich habe es gespürt, okay? Ich weiß nicht warum du es nicht auch gesehen hast, aber es war da und..."

„Ich glaube dir ja, dass es da war, aber..."

„Aber irgendwie auch nicht?" Lian verstummte.

„Das war eins von Janines Schattenwesen und es hat uns bei diesem Ritual zugesehen. Vielleicht war es sogar dabei, das Salz hat wohl einfach nicht geholfen! Verstehst du was das bedeutet? Wenn sie das weiß, dann..."

„Pssssst!", sagte Lian energisch.

„Sam hör auf dir solche Sorgen zu machen. Da war nichts, es ist alles gut."

„Nichts ist gut! Warum glaubst du mir nicht?" Lian seufzte.

„Wir drehen uns im Kreis. Nochmal, damit du Schattenwesen siehst, musst du dein drittes Auge öffnen und das hast du nicht okay?" Ich seufzte.

„Okay, aber was war es dann? Es war nicht nur meine Fantasie, dafür war es zu echt!"

„Wie hat es denn ausgesehen?", fragte mich Lian ruhig.

„Schwarze, lange, nasse Haare, grüne, trübe irre Augen, blutige Wangen, rissige Lippen und ein fieses Grinsen." Lian runzelte die Stirn.

„Ein schmales Gesicht? Knochige Hände und auffällig markante Schlüsselbeine?" Verwirrt sah ich ihn an.

„Ja! Dann kennst du dieses Schattenwesen also?" Lian begann zu lachen und zog mich fest an sich heran.

„Ach Sam, man du hast mir echt einen Schrecken eingejagt. Das war wirklich nur deine Fantasie", sagte er amüsiert und legte seine Stirn einen Moment an meine. Ich konnte seine Nähe gar nicht genießen, denn ich verstand immer noch nicht worauf er hinaus wollte und warum er plötzlich so entspannt war.

„Das war das Mädchen aus dem Film, den wir gestern gesehen haben", erklärte er erleichtert und schob meinen Oberkörper ein Stück von sich weg, um mir in die Augen sehen zu können. Mir steckte ein fettes Aber im Hals fest, das mich stumm machte. Erst nach ein paar Sekunden fing ich an diese Information zu verarbeiten und brachte ein erstauntes: Echt? heraus.

„Ja echt!", Lian musste wieder lachen.

„Aber warum habe ich das Mädchen dann gesehen?", fragte ich verwirrt. Langsam erinnerte ich mich wieder an den Film und ich erinnerte mich an das Geistermädchen, das die Protagonisten heimgesucht hatte. Ich hatte mich an einer Stelle ganz besonders doll erschrocken und in dieser Szene war eine Nahaufnahme des Mädchens gezeigt worden, wo sie eben ein so verzerrtes Grinsen und diesen irren Blick gehabt hatte. Ich hatte diese Szene total verdrängt, so sehr sogar, dass ich nicht darauf gekommen war, dass ich diese Gestalt aus einem Film kannte... aber Moment mal. Da war ein Fehler. Das Mädchen in dem Film hatte blaue Augen, das wusste ich genau. Die Gestalt von eben jedoch Grüne. Was bedeutete das?

„Deine Fantasie ist schuld. Der Film war vielleicht doch unheimlicher, als du zugegeben hast und jetzt wo du das mit... na ja du weißt schon ihren Schattenwesen weißt, bist du durchgedreht. Dein Unterbewusstsein hat daraus Eins gemacht und schon hast du geglaubt ihr Schattenwesen hinter dir zu sehen. Das kann passieren, vor allem bei Leuten mit viel Fantasie." Ich seufzte. Mein Unterbewusstsein hatte mir also einen Streich gespielt? So einfach war das? Ich sah Lian lange in die Augen und er schien das zu glauben, was er da sagte.

„Aber da ist ein Fehler."

„Warum?"

„Der Geist aus dem Film hatte blaue Augen. Dieses Ding eben Grüne." Lian zuckte unwissend mit den Schultern.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt