9. Kapitel - Meine Party und ich verschwinde

40 11 0
                                    

Ungläubig starrte ich das Zeichen an, was sie mir in die Haut gebrannt hatten. Ein großes S, das von einem Kreis umrandet worden war, welcher die obere und untere Seite des Buchstabens berührte. Ich konnte nicht fassen, dass sie das wirklich getan hatten. Und ich konnte es noch weniger fassen, dass ich nicht mal gefragt worden war.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als plötzlich alle laut zu klatschen anfingen und einige zu jubeln begannen. Ein Typ reichte mir seine Hand und zog mich in den Stand. Danach umarmte er mich und schlug mir brüderlich auf den Rücken. In den nächsten Minuten wurde ich von Glückwünschen und Umarmungen überflutet. Ich wusste gar nicht wo ich anfangen sollte, denn alle, die an der Zeremonie teilgenommen hatten, wollten mich auf einmal persönlich beglückwünschen.

Ich fühlte mich unwohl im Mittelpunkt des Geschehens zu sein und ständig von Fremden umarmt zu werden. Aber ich war gleichzeitig so sprachlos und überfordert, dass ich einfach nur dastand und die Leute das mit mir machen ließ, was auch immer sie für angebracht hielten. Einige schüttelten mir nur anerkennend die Hand, Andere umarmten mich so fest, dass man glauben könnte, wir würden uns bereits eine Ewigkeit kennen. Obwohl ich mich dem Geschehen so schnell es ging entziehen wollte, hatte das Ganze auch etwas Gutes an sich. Mir wurde gratuliert und das bedeutete, ich hatte es endlich geschafft. Die Zeremonie war vorbei.

Die Leute und ihre Glückwünsche wurden mir allmählich zu viel. Ich versuchte gerade unauffällig in der Menge zu verschwinden, als sich die Frau mit den schwarzen Haaren vor mich stellte. Sie hielt mir einen bunten Anhänger, mit braunem Lederband hin und sah mir fest in die Augen.

„Das ist dein Schutzstein, pass gut auf ihn auf", erklärte sie und trat hinter mich, um mir die Kette anzulegen. Ich wurde augenblicklich stocksteif. Die Frau strich meine Haare beiseite und band mir die Kette so um, dass der Stein knapp unter der Mitte meiner Schlüsselbeine seinen Platz fand. Sofort spürte ich Wärme auf meiner Haut. Genau an der Stelle, an der der Stein lag. Für einen kurzen Moment wurde die Wärme unangenehm heiß und ich bekam die Befürchtung, mich an dem Stein verbrennen zu können. Doch der Schmerz ließ schnell nach und die Hitze verschwand. Leichte Wärme blieb übrig, die in mir angenehme Ruhe auslöste.

„Danke", flüsterte ich und berührte den Anhänger. Selbst in meinen Fingern spürte ich die Wärme, die der Stein von sich gab. Wahrscheinlich war das ein gutes Zeichen. Offenbar wirkte der Stein.

„Im Inneren der Kette sind die wichtigsten Edelsteine und Kristalle vereint. Geschützt und zusammengehalten werden sie vom Schwarzen Turmalin, einer der mächtigsten Schutzsteine. Wenn du dich gut um diesen Anhänger kümmerst, werden es andere Magier schwer haben, dich mit ihrer Magie zu beeinflussen", erklärte sie und streichelte beruhigend meine Schulter. Ich nickte dankbar.

Die Frau trat einen Schritt von mir weg und verschwand in der Menge. Im gleichen Moment tat sich ein beunruhigender Gedanke in mir auf. Als ich nach dem Stein getastet hatte, war da nichts Anderes gewesen. Keine andere Kette. Erschrocken griff ich an meinen Hals und suchte nach dem Anhänger, den mir Linn geschenkt hatte. Sie hatte mir auch einen Schutzanhänger gemacht und ich hing sehr an ihm. Einerseits, weil Linn ihn gemacht hatte und andererseits, weil ich mir bei ihr sicher sein konnte, dass diese Kette nur Gutes für mich wollte.

Leider musste ich feststellen, dass sich der Anhänger und der damit verbundene Schutz, nicht mehr an meinem Hals befanden. Ich musste die Kette bei meiner Flucht verloren haben. Mir wurde ganz anders. Das bedeutete... seit meiner Ankunft hier, hätte mich jeder mit seiner Magie beeinflussen können... und das bedeutete auch, dass die besondere Begegnung mit dem Unbekannten nur auf seine Magie zurückzuführen war. Ich hatte mich nicht wegen ihm so sicher gefühlt, ich hatte mich nur wegen seiner Magie beruhigt.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt