84. Kapitel - Der Tod von Jasper Clayton

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„Dein Bruder? Er hieß Jasper oder? Wie hat Janine ihn umgebracht?"

„Das habe ich doch schon erzählt. Durch einen bösen Talisman."

„Wie hat sie es gemacht? Wie hat sie ihn zu deinem Bruder gebracht? Und wieso hat er es nicht gemerkt?"

„Mein Bruder ist krank geworden, lange nachdem meine Eltern gestorben sind. Ein halbes Jahr später..."

„Was heißt krank? Was hatte er?", unterbrach ich ihn.

„Es fing mit einer einfachen Erkältung an. Wir dachten in ein paar Tagen wäre die ausgestanden und alles so wie vorher. Aber mein Bruder wurde mit jedem Tag immer kränker. Am Anfang haben wir ihn mit allen möglichen Arzneimitteln behandelt. Schmerzmittel, Antibiotika, alles was wir von den Ärzten bekommen haben. Aber nichts davon hat geholfen. Ihm ging es immer schlechter und langsam wurde uns klar, dass Magie im Spiel sein musste. Wir haben alles versucht. Wir haben überprüft, ob an ihm ein Fluch hängen geblieben war. Wir haben Schutzmagie angewendet, wir haben versucht ihn zu reinigen. Wir haben Magie für die Heilung verwendet. Wir haben sogar Magie verwendet, um jegliche Magie an ihm oder um ihn herum, ausfindig zu machen. Wir haben ein Ritual angewendet, dass dem Sender dieser bösen Magie, den Fluch zurücksenden sollte.

Wir haben sein ganzes Zimmer auf den Kopf gestellt. Alle Dinge, die er besaß, überall nachgesehen, wo man einen bösen Talisman verstecken könnte. Wir haben sogar mächtige Magier von außen dazu geholt. Eine Freundin meiner Mutter war starker Magie mächtig. Doch selbst sie hat nicht herausgefunden, was ihn so krank gemacht hat. Irgendwann war es dann zu spät." Ich runzelte verwirrt die Stirn.

„Janines Talisman hat deinen Bruder umgebracht? Und du? Ich dachte du hättest ihn auch... umgebracht." Lian nickte stumm.

„Ja, das habe ich auch."

„Hast du ihn von seinem Leid befreit?", fragte ich unsicher.

„Ja, aber nicht in dem Kontext, wie du es jetzt wahrscheinlich denkst."

„Sondern?"

„Muss ich dir das wirklich erzählen?", fragte Lian und sah mich mit müden Augen an.

„Ja!", antwortete ich überzeugt. Ja, Lian musste mir davon erzählen. Ich spürte, dass jetzt der Punkt gekommen war, an dem er weich werden würde. Er könnte nicht ewig die ganzen Gefühle zurückhalten, die diese Erinnerungen unter Verschluss hielten. Jetzt müsste er sie mit mir teilen. Lian seufzte schwer und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Dann schwieg er wieder. Ich ließ ihm die Zeit und sagte auch eine Weile nichts.

„Lian ich will, dass du weißt, dass ich dich nicht unter Druck setzen möchte. Wenn du nicht darüber reden kannst, dann ist das okay. Aber ich habe das Gefühl, dass es wichtig für dich wäre, wenn du endlich mal darüber sprichst. Vor mir muss dir nichts unangenehm sein. Du darfst weinen oder schreien oder eben auch schweigen. Ich würde mir nur wünschen, wenn du mir endlich sagst was da oben in deinem Kopf vor sich geht. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass du nichts fühlst, wenn du davon erzählst oder daran denkst. So neutral wie du mir davon erzählt hast, ist das wahrscheinlich nicht mal die halbe Wahrheit."

„Ich will dir davon erzählen. Aber ich... habe Angst davor", gab er mit dumpfer Stimme zu.

„Angst wovor?"

„Vor den Gefühlen und was sie mit mir machen."

„Was denkst du denn, was sie mit dir machen könnten?"

„Sie könnten mich traurig machen. So sehr, dass ich nicht mehr leben will." Erschrocken rutschte ich hoch und drückte ihn leicht vorn mir weg, um ihm in die Augen zu sehen.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt