67. Kapitel - Knistern

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Knistern? Woher kam dieses Geräusch? Auf einmal überkam mich das Gefühl eines dunklen Schattens. Es war schwer zu begreifen, doch ich fühlte mit einem Mal Dunkelheit. Wie sie in den Raum drang und sich über mich legte. Ein Hauch streifte meinen Nacken. Ich zuckte zusammen und sah mich um. Das Knistern wurden lauter. Etwas begann zu knacken, dann zischte und pfiff es plötzlich. Da brannte doch etwas! Eine Stichflamme stieg hoch empor. Ich riss die Augen auf. Feuer? Ja! Es brannte tatsächlich. Der Türrahmen stand in Flammen. Während alle anderen panisch aufsprangen und auf das Feuer zueilten, griff ich nach dem Gläschen, schraubte es zu und verstaute es in der Seite meines Schuhs. Dann hob ich die Schale mit der Asche auf und rannte zu den Anderen.

Sie waren alle vor dem Feuer stehen geblieben und sahen hektisch hin und her. Niemand schien sich daran zu erinnern Magie wirken zu können. Sie alle waren von ihrer Angst so überrollt, dass sie vollkommen unfähig waren zu handeln. Es war angebracht in Panik zu verfallen. Denn wir waren eingekesselt, wir hatten keinen Ausgang. Wir saßen fest und die Flammen kamen immer dichter. Es wurde heiß, die Luft stickig. Das Feuer wanderte und schlich die Decke entlang.

„Macht was!", schrie ich und packte Lian am Arm, um ihn hinter mir her zu ziehen. Ich wusste nicht woher mein Tatendrang kam und wieso ich die Einzige war, die irgendetwas tun konnte. Ich tat es einfach. Ohne zu zögern, sprang ich durch das brennende Tor und zog Lian mit mir. Es war heiß, das Feuer hatte meine Wange gestriffen. Ein brennender Schmerz überkam mich, aber das war unwichtig. Ich starrte Lian an, sah dass er nicht brannte. Dann blickte ich an mir hinab, auch ich war frei von Feuer.

„Kommt!", schrie ich und wartete darauf, dass die Anderen auch endlich springen würden. Wenn wir hier beim Ausgang waren, dann würde uns das Magie wirken vielleicht einfacherer fallen, weil wir in der größten Not fliehen könnten.

Endlich sah ich, wie auch Linn durch das Feuer hechtete, im Schlepptau hatte sie Michelle. Beide kamen schwer atmend bei uns an. Sie hatten die Augen weit aufgerissen und sahen hinten sich.

„Rosie! Komm!", schrieen Linn und ich gleichzeitig. Doch Rosie antwortete nicht und sie tauchte auch nicht auf. Schnell drückte ich Michelle die Schale in die Hand und wollte Anlauf nehmen, um zurückzuspringen. Doch Lian hielt mich zurück. Er schüttelte ängstlich den Kopf. Panisch blickte ich ihn an. Wir mussten doch etwas tun! Wir konnten sie doch nicht in den Flammen sterben lassen! Irgendetwas mussten wir tun! Wieso tat denn niemand was?! Ich fühlte mich wie in einem Fiebertraum. In dem man nicht richtig vorwärts kam, in dem niemand etwas tun wollte. Doch das hier war kein Traum, das war die Realität. Da war ich mir sicher, denn das Brennen an meiner Wange wurde immer heftiger, die Hitze war kaum noch zu ertragen und die Luft wurde so dick, dass ich husten musste.

„Macht was!", schrie ich ängstlich und merkte wie ich langsam durchdrehte. Jetzt war ich es, die zu nichts mehr im Stande war. Ich drehte mich unruhig im Kreis und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Rauch wurde immer dichter, die Luft stickiger. Ich bekam kaum noch Luft und dieses Mal bildete ich es mir nicht ein. Dieses Mal bekam ich tatsächlich keine Luft! Ich bekam Angst, meiner Herz raste unaufhörlich, mir wurde heiß, schlecht und dann erreichte mich die pure Panik. Was sollte ich tun? Was sollte ich tun! Ich wollte wegrennen, ich wollte raus hier, weil ich Angst hatte gleich ersticken zu müssen.

Ich fing an zu husten. Erst leicht, doch dann immer heftiger. Durch das Husten atmete ich noch mehr des Rauches ein und dadurch musste ich wiederum noch mehr husten. Meine Lunge wurde mittlerweile kaum noch mit Sauerstoff gefüllt. Ich atmete hektisch und mir wurde schwindelig. Der Raum begann sich zu drehen. Leicht, dann etwas mehr und schließlich so schnell, dass ich zu Boden fiel. Ich konnte mich nicht mehr halten. Ich vergaß wo oben und unten war, wo links und recht war. Ich vergaß alles. Plötzlich spürte ich nichts mehr. Weder mich, noch meinen Körper, noch sonst etwas. Ich spürte nichts, außer das Engegefühl in meiner Brust. Während mein Herz immer schneller pochte, begann es schwarz um mich zu werden. Ich spürte etwas Hartes an meinem Hinterkopf und dann verlor ich das Bewusstsein...

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt