63. Kapitel - Überraschende Begegnung

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„Wie hat sie es aufgenommen?", fragte Lian gespannt, als ich vom Balkon zu ihm in den Raum trat.

„Ich denke... ganz gut", entgegnete ich und warf einen Blick auf seine Unterlagen. Block und Stift lagen noch dort. Das Papier, auf dem er geschrieben hatte, war jedoch verschwunden. Ob er fertig geworden war? Zugern hätte ich einen Blick auf diesen Zettel geworfen. Ich war so neugierig was seine Lüge betraf und ich hätte zu gern gewusst wen er anlügen wollte. Doch Lian wollte darüber kein Wort verlieren. Ihm kam es am sichersten vor, wenn er niemanden davon erzählte. Schließlich musste die Lüge mindestens bis zum Abschluss des Rituals geheim bleiben und er wollte lieber kein Risiko eingehen. Das konnte ich nachvollziehen und kurz hatte ich überlegt, ob es nicht besser gewesen wäre Lian nichts von meiner Lüge erzählt zu haben. Aber meine Mom und Lian hatten nichts miteinander zu tun. Es war also mehr als unwahrscheinlich, dass die Beiden sich treffen und Lian ihr dann auch noch die Wahrheit erzählen würde.

„Was hat sie gesagt? Und wie hast du's gemacht?"

„Na ja ich war ziemlich unfair."

„Wie meinst du das?", fragte er verwirrt und stand von seinem Schreibtisch auf. Ich seufzte schwer.

„Ach na ja... ich habe so getan als würde ich versuchen mich in ihre Lage zu versetzen und habe ihr dann angefangen „alles" über mich zu erzählen. Also, dass ich noch beim Weißen Orden bin, dass ich dort gute Freunde gefunden habe, dass ich in Sicherheit bin und so weiter. Eben all das was irgendwie mal war und was sie hören wollte..."

„Was aber gelogen ist", fügte Lian flüsternd hinzu. Ich nickte.

„Wie geht es dir damit?" Ich zuckte mit den Schultern.

„Okay, schätze ich. Es musste schließlich sein und ich habe nur das noch mal bewusst gemacht, was ich die ganze Zeit schon gemacht habe. Also eigentlich ist es nicht dramatisch. Ich fühle mich nur schlecht, weil ich so getan habe, als würde ich einen Schritt auf sie zumachen und versuchen mich mit ihr zu vertragen. Ich meine ich wollte das ja auch und sie hat dem auch eigentlich zugestimmt und das ist gut, aber es war eben nur gelogen", erklärte ich.

„Ich verstehe, dass du deswegen ein schlechtes Gewissen hast, aber wie du schon sagst, du musstest es machen und ich denke es war das Beste was du in dieser Situation tun konntest. Außerdem... irgendwann kannst du es auflösen." Ich nickte nachdenklich. Ja, da hatte er Recht. Irgendwann konnte ich es auflösen und ich würde es zwangsläufig tun müssen. Denn ich konnte meiner Familie ja nicht den Rest meines Lebens aus dem Weg gehen. Die Frage war nur wie meine Mutter darauf reagieren würde. Sie war sowieso schon die ganze Zeit wütend auf mich gewesen, weil ich sie angelogen hatte und nicht ihren Regeln gefolgt war. Wenn sie dann auch noch herausfand, dass ich sie in dem Moment, in dem ich so getan hatte, als würde ich sie verstehen und ihr die Wahrheit sagen, von vorne bis hinten belogen hatte... dann wusste ich wirklich nicht, ob ich das jemals wieder geradebiegen könnte.

„Bist du fertig geworden?", fragte ich und warf einen Blick auf mein Handy. Es war nach 21 Uhr. Die Zeit wurde für ihn langsam knapp. Nicht nur für ihn, für die Anderen auch. Michelle und Linn wollten mir Beide eigentlich eine Nachricht schreiben, wenn sie ihre Lüge fertig aufgeschrieben hatten. Doch bisher war keine einzige Nachricht auf meinem Handydisplay zu sehen. Ich begann mir langsam Sorgen zu machen. Ich wusste nicht wen sie für ihre Lügen ausgesucht hatten und ich wusste auch nicht worüber sie lügen wollten, aber ich hatte mitbekommen, dass sie sich schwertaten damit. Also tippte ich schnell eine Nachricht an Beide, in der ich fragte, ob alles gut gelaufen sei.

„Ja ich bin fertig. Ich habe mich aber dazu entschieden noch zu warten... bis ich es umsetze", antwortete Lian stockend.

„Echt warum?"

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt