20. Kapitel - Kennenlernen und dann?

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Ich wurde von zwei lauten Stimmen geweckt. Erst drehte ich mich zur Wand um und hoffte die Stimmen würden wieder verschwinden. Doch als ich ihrem Gespräch einen Moment lang zuhörte, wusste ich wer da sprach.

Kerzengerade saß ich einen Augenblick später im Bett und starrte mit großen Augen zur Tür, an der Ginger stand und sich spielerisch in den Haaren rumfummelte.

„Deine Haare sehen heute wirklich gut aus", sagte sie verträumt.

„Sie sehen so wie immer aus", entgegnete Lian trocken.

„Ich finde sie sind..."

„Sam?"

„Du bist ja doch hier", stellte er erstaunt fest und lächelte mir freudig entgegen.

„Wo... sollte ich sonst sein?", fragte ich verwirrt und versuchte meine Haare etwas glatt zu streichen. Die sahen wahrscheinlich aus wie sonst was.

„Ginger meinte du wärst..."

„Du hast so lange geschlafen, ich habe ganz vergessen, dass du noch im Raum bist", unterbrach sie ihn und begann lauthals zu lachen. Lian und ich warfen uns skeptische Blicke zu. Sehr gut, er fand Ginger offenbar genauso unangenehm wie ich.

„Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du..." Ich nickte heftig und beantwortete seine unvollständige Frage mit einem schnellen Ja, ehe ich erklärte, dass ich mich nur kurz frisch machen wollte und die Tür vor seiner Nase zuschlug. Ich wusste nicht was Lian vorhatte. Aber ich wusste ganz sicher, dass ich das in Gegenwart von Ginger nicht klären wollte.

Schnell rannte ich ins Badezimmer und zog mir neue Sachen an. Ich wusch mir das Gesicht und putzte Zähne. Meine Haare band ich in einem Dutt zusammen. Mit denen konnte ich heute sowieso nichts anderes mehr anfangen. Ich musste sie dringend waschen und entknoten. Aber in einem Dutt konnte ich das meistens ganz gut verbergen.

Als ich fertig war, packte ich mir eine Tasche mit den wichtigsten Sachen zusammen.

„Du weißt schon, dass Lian das nur aus Nettigkeit macht oder?"

„Was?"

„Der ist nicht wirklich interessiert an dir." Ich seufzte schwer und warf mir die Tasche um.

„Und das willst du woher wissen?", fragte ich genervt. Ich hatte wirklich keine Lust mir jetzt noch Stunden den Kopf über Lian und seine Nettigkeit zu zerbrechen. Vielleicht war er einfach nett und mochte mich. Vielleicht musste ich dieses Mal nichts hinterfragen.

„Ich kenne ihn wirklich gut und wir haben Zeiten zusammen durchgemacht..."

„Ja komm, lass gut sein", wimmelte ich sie ab und verschwand durch die Tür. Lian hatte nicht besonders freundlich auf ihr Kompliment zu seinen Haaren reagiert. Wahrscheinlich war das eh nur Schwachsinn was sie erzählte. Ich meine es war Ginger. In welchem Universum würde jemand so nettes wie Lian, freiwillig Zeit mit Ginger verbringen wollen? Ich nahm mir vor ihre dummen Sticheleien zu ignorieren.

„Das ging ja schnell", stellte Lian fest und musterte mich von oben bis unten. Ich lächelte verlegen.

„Ich wollte dich nicht so lange warten lassen." Lian nickte nur und lief dann los. Er sah aufgeregt aus. Seine Schritte waren schnell und ich hatte Mühe ihm zu folgen.

„Also was wolltest du mich fragen?"

„Ob du...Lust hast" Er machte eine Pause und hüpfte gut gelaunt ein paar Schritte neben mir her. Dann berührte er mich an der rechten Schulter und fuhr aufgeregt fort:

„Wie wärs wenn wir mal rauskommen?" Ich runzelte die Stirn und wartete ab, dass er seinen Vorschlag genauer erklärte.

„In der Nähe ist ein See, das Wetter ist heiß und ich dachte... vielleicht kühlen wir uns etwas ab. Was hältst du davon?" Ich musste leicht grinsen, denn ich merkte, dass er bei seinem Vorschlag nervös wurde. Ob er Angst hatte, dass ich Nein sagte? Dabei fand ich den Vorschlag eigentlich ziemlich gut. Mir war wirklich heiß. Das Schulgebäude war vom warmen Sommer sehr aufgeheizt und draußen wehte wahrscheinlich wieder einmal kaum ein Lüftchen. Außerdem hatten wir uns nach der ersten Schulwoche eine Auszeit verdient.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt