40. Kapitel - Giftgrüne Augen

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Ich kannte diese Augen. Ich hatte sie einmal gemocht und ich hatte einmal geglaubt ihnen trauen zu können. Doch jetzt sah ich in ihnen das Verderben. Jetzt jagten sie mir Angst ein, große Angst. Ich hatte schon einmal Angst vor ihnen gehabt und ich hatte mich schon einmal vor ihm gefürchtet. Doch nie so sehr wie jetzt. Ich hatte ihn nie gekannt. Das wusste ich schon eine Weile und trotzdem rief diese endgültige Erkenntnis Enttäuschung in mir hervor. Da war immer noch ein Funken Hoffnung. Hatte er sich geändert? War er hier um mich zu warnen? Aber nein, Jayden hatte sich nicht geändert, er würde es wahrscheinlich nie tun.

Jayden stand mir so dicht gegenüber, wie das Mädchen es getan hatte. Sie war zu Jayden geworden. Schwer atmend starrte er mir in die Augen. Sein Körper drückte sich so eng an meinen, dass ich mich nicht zu regen wagte. Seine Finger grob unter mein Kinn gelegt, zwang er mich dazu ihm in die Augen zu sehen. Ich wollte seinen Blick meiden, ich wollte nicht in diese giftgrünen Augen blicken, aber ich hatte keine andere Wahl.

Jaydens Gesicht kam meinem immer näher. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Meine Nackenhaare stellten sich auf, als er meinen Lippen so nahe kam, dass sich die Befürchtung in mir auftat, er würde sie jede Sekunde küssen. Aber Jayden wich kurz vorher zur Seite und legte seine Wange an meine. Leise begann er mir etwas ins Ohr zu flüstern.

„Es gibt zwei Arten, wie das hier für dich ausgehen kann. Entweder du hälst den Mund und folgst uns von alleine oder wir bringen dich dazu." Ich hielt den Atem weiter an und war so versteift, dass ich nach hinten umgefallen wäre, würde ich nicht direkt an die Wand des Flures gepresst werden. Er hielt sein Gesicht länger an meinem, als es nötig gewesen wäre. Ich schwieg und regte mich weiterhin keinen Millimeter. Langsam entfernte Jayden sein Gesicht von meinem, sodass er mir in die Augen blicken konnte. Erwartungsvoll sah er mich an. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Hatte er gefallen an dem was er hier tat? Brachte ihn das in eine Art Rauschzustand, wenn er Janines Befehle ausführte und sich danach von ihr das Lob einholte? Wie ein gehorsamer Köter?

„Wofür entscheidest du dich?", flüsterte er.

In seinen Augen lag ein Schimmer des Wahnsinns. Auf einmal sah er Trevor und Samuel ähnlich. Seinen Komplizen, mit denen er mich damals zum Weißen Orden gebracht hatte. Er steckte voller Wahnsinn, der gleiche Wahnsinn, der auch Janine antrieb. Wie hatte ich ihm jemals trauen können? Wie hatte ich ihn jemals küssen können? Plötzlich war das für mich unbegreiflich. In dieser Nacht sah ich nicht den Jayden, dem ich in Richland Springs begegnet war, sondern den Jayden, der alles für Janine tun würde. Alles, ohne jemals darüber nachzudenken. Hatte die gute Seite an ihm jemals existiert? Oder war das nur eine Maske gewesen? Ich war sprachlos und verängstigt zu gleich. Diesem Typen hatte ich mal über den Weg getraut? War ich nicht ganz bei Sinnen gewesen? Offensichtlich. Und so sehr ich mich jetzt auch vor ihm fürchtete und so sehr ich ihn plötzlich auch verabscheute... da war immer noch ein kleiner Teil in mir, der hoffte, er würde mich retten.

„Antworte!", drängte er energisch. Doch ich bekam keinen Ton heraus und ich wollte es auch nicht. Das Einzige was ich tun konnte, war Zeit zu schinden. Irgendjemand musste doch mitbekommen haben, dass er reingekommen war.

„Gut, wie du willst", zischte er angespannt und packte meine Hand, um mich von der Wand wegzuziehen.

Ich erwachte aus meiner Starre und stolperte ihm hinterher. Das Gefühl des Schocks durchzuckte meinen Körper. Am Ende des Flurs sah ich Trevor und Samuel stehen, die auf uns warteten. Mir wurde übel. Ich erinnerte mich an den Van zurück, in den sie mich gezogen hatten. Die Erinnerungen an Trevor holten mich ein. Der eklige, ungepflegte Typ, mit den blauen Augen und den schmierigen Haaren, der mich angefasst hatte. Ich begann wieder stocksteif zu werden. Sie würden mich wieder in den Van bringen und dieses Mal würde ihn Jayden nicht zurechtweisen, das wusste ich genau. Er war so kalt und besessen, wie ich ihn noch nie erlebt hatte, nicht einmal als er mich das erste Mal entführt hatte. Irgendetwas musste da zwischen ihm und Janine passiert sein, dass er nun noch mehr unter Druck stand. Er war wie besessen davon mich hinter sich herzuziehen und es schien ihm zu gefallen, dass ich wie ein kleines Kind hinter ihm her stolperte und keinen Ton herausbekam.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt