80. Kapitel - War's das?

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Mir rannen die Tränen unaufhörlich über die Wangen. Ich konnte sie nicht mehr aufhalten, aber ich versuchte es auch nicht. Ich begann zu schluchzen und eigentlich war es mir unangenehm so ofensichtlich vor Lian zu weinen. Aber seine Aussage, dass er gar nichts mehr wusste, trieb meine Angst so voran, dass ich keine Kontrolle mehr über sie hatte. Plötzlich war ich mir sicher, dass es das gewesen war. Lian würde mich von diesem Tag an hassen. Er würde das zwischen uns sofort beenden. Es würde keinen Sinn machen diese Sache weiterzuführen, weil er keine Ahnung hätte, wie er mir jemals wieder vertrauen sollte. Und ich verstand ihn und ich konnte es ihm auch nicht verübeln, aber ich hielt es auch nicht aus.

Ich versuchte mich ein letztes Mal zusammenzureißen und fragte nach Klarheit:

„Das heißt... das wars jetzt mit uns?" Meine Stimme klang erstickt und heiser. Lian runzelte die Stirn. Sein Blick wurde ernst. Mit einem Mal war die Wut aus seinen Augen verschwunden.

„Ich kann verstehen, wenn du Zeit für dich brauchst und du nachdenken willst, aber ich kann dir diese Zeit nicht geben. Wenn du das mit mir nicht mehr willst, dann sag es mir und dann beenden wir das jetzt... sofort. Alles Andere halte ich nicht aus", forderte ich ehrlich und wischte die Tränen aus meinem Gesicht.

Ich sah mich schon, wie ich meine Sachen packte und zurück in das Zimmer mit Ginger kehrte. Wie ich mich wieder so einsam fühlen würde, dass ich nicht wüsste, wie ich jemals wieder dort rauskommen sollte. Wie ich alles, was mich an ihn erinnerte, wegwerfen oder löschen würde, weil ich anders nicht klarkommen würde. Und ich sah die ewig langen Nächte, in denen ich wach liegen und mich fragen würde, wie ich hatte so dumm sein können. Wie der einzige auszuhaltende Moment, in 24 Stunden, wieder nur der, kurz nach dem Aufwachen, war. Wenn man noch nicht verstand was passiert war, wenn die Emotionen noch nicht über einen hineingestürzt waren.

Das Schlimmste an all dem war jedoch, dass ich selbst schuld war. Dieses Mal konnte ich mir nicht sagen, ich habs dir doch gleich gesagt. Dieses Mal konnte ich den Anderen nicht hassen. Denn Lian war die tollste Person, der ich je begegnet war. Ich könnte ihn niemals hassen. Ich konnte nur mich selbst hassen und das war irgendwie noch schlimmer.

„Oh Sam nein." Ich war mir so sicher, wie seine Antwort lauten würde. Er würde es beenden. Jetzt, sofort, heute. Wir würden wahrscheinlich nie wieder ein Wort miteinander wechseln und wenn wir es tun würden, würde es nur wehtun. Obwohl er noch gar nichts gesagt hatte, liefen mir schon jetzt die Tränen. Wenn es eine Magie geben würde, mit der man in der Zeit zurückreisen könnte, dann würde ich sie finden und alles anders machen. Und, wenn...

„Sam?" Ich blickte zu ihm auf und stellte fest, dass er mir plötzlich ganz nah stand. Lian blickte mir direkt in die Augen. Da war keine Wut mehr, da war kein Hass, keine Traurigkeit. Nein, er lächelte auf einmal bedauernd.

„Ich habe nie gezweifelt, ob ich das mit dir noch will", sagte Lian plötzlich. Ich starrte ihn mit großen Augen an. Was bedeutete das? Ich wollte ihn fragen, aber über meine Lippen kam kein einziges Wort.

„Ich... war mir mit dir immer sicher und ich bin es noch immer." Ich hielt den Blickkontakt, aber ich schwieg. Die Blockade war zurückgekehrt und sie hinderte mich daran, auch nur einen Laut von mir zu geben.

„Ich bin verletzt und ich bin verzweifelt und traurig und enttäuscht und ängstlich,... aber ich habe nie daran gezweifelt, ob ich deine Nähe noch will." Ich wollte ihm sagen, dass er mir doch jetzt gar nicht mehr vertrauen kann, doch mein Körper ließ mich nicht. Obwohl seine Antworten gut klangen, konnte ich noch immer keine Erleichterung spüren. Ich wollte, dass Lian begriff, was das alles bedeutete. Ich wollte, dass er wirklich wusste was passiert war. Er konnte mir jetzt nicht versprechen, dass er sich mit mir sicher war und dann Wochen später feststellen, dass er mir doch nicht vertrauen konnte, ich...

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt